Ein Jahr im Kreis
Ich spiele Fußball.
In der letzten Liga.
Und schreibe darüber.
>>>Lesen>>>

Miro Klose zum Scrollen
Die lange Karriere des Miroslav Klose in der Nationalmannschaft.
>>>Lesen>>>

120minuten
Lange Fußballtexte wechselnder Autoren. Von und mit mir.
>>>Lesen>>>

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Allesfahrer - Ein Jahr im Kreis #2


Ich komme vom Dorf. Aus den neuen Bundesländern. Das ist eine schöne Sache, wenn man Kind ist. Tiere, Natur, frische Luft uswusf. das ganze Programm (damit ist das Dorf gemeint). Wenn man älter wird, ändert sich die Gemengelage und statt Wiesen, Wäldern und sauberem Wasser hätte man lieber einen Job/Studienplatz und ein differenzierteres kulturelles Programm - also mehr Möglichkeiten sich mal ordentlich zu besaufen. An Zweiterem ist mein Interesse nun nicht (mehr) so groß. Dennoch fiel mir die Entscheidung, was denn nun nach der Schule zu tun sei, relativ leicht: Weg vom Dorf, in die Stadt, oder gleich in den Westen, bloß nicht hier klebenbleiben.

So denken viele. Und das ist ein großes Problem für die Sportvereine. Es gibt Jugendteams und Vereinsarbeit in allen Altersklassen mit Meckereltern, mehr oder weniger eifrigen Trainern und vollem Spielbetrieb in einer Liga. Nur haben die Vereine meist wenig davon, wenn die Jugendspieler anstelle des Männerbereichs in die alten Bundesländer vorstoßen. Nach dem Schulabschluss sieht man zu, dass man Land gewinnt. Und ein kleiner Verein vom Dorf betreibt schon gute Jugendarbeit, wenn jede Saison ein 18-jähriger in den Männerbereich aufrückt. Demografiewandel, Landflucht, Strukturschwäche - um einfach noch ein paar Stichwörter zu nennen.

Aber es gibt eine Sorte von Spielern, die dem entgegenwirken und damit dafür sorgen, dass allerorten die Dorf-Opas Wochenende um Wochenende zum Trinken und Meckern ausrücken dürfen: Die Pendler. Der gemeine Pendler arbeitet/studiert/lernt auswärts und kehrt jedes Wochenende (oder auch jedes zweite, dritte, vierte) an den Ort seiner fußballerischen Menschwerdung zurück, um mit den immer gleichen Gesellen gegen den Ball zu treten. Die Liebe zum Spiel und die Verbundenheit zu den alten Weggefährten führt sie immer wieder zusammen auf den Sportplätzen der untersten Ligen, um dort beim bedeutungslosen Kräftemessen gegeneinander anzutreten. Meistens spielen Familie, Frauengeschichten und andere belanglose soziale Verpflichtungen dabei auch noch eine Rolle.

Am meisten Spaß macht es doch mit alten Bekannten zusammenzuspielen, auf dem Platz, auf dem du schon in der C-Jugend gestanden hast. Und unter deinen Mitspielern finden sich Fußballer, von denen du nicht gedacht hättest, dass du mal zusammen mit ihnen spielst - ehemalige BezirksligaWeltklassespieler, die es nicht lassen können oder Trainer aus deiner Jugend oder Onkel, Brüder, Väter, Schulkameraden. Das Gleiche gilt für die Gegenspieler. Zu denen gibt es immer eine Vorgeschichte - man weiß um Stärken und Schwächen und kann sich auf sie einstellen. Man kennt sich eben. Ein in sich abgeschlossener Mikrokosmos.

Ich bin auch einer von denen, die am Wochenende zurückkehren. Ich habe zwar nicht den weitesten Anfahrtsweg, aber über 100 km (bei mir) sind schon ein ordentliches Stück, wenn man bedenkt, dass es um Grottenkicks in der letzten Liga geht. 1,5 Stunden hin, 1,5 Stunden zurück um gegen irgendeine andere 2. Mannschaft anzutreten, in der es die jüngeren Spieler ebenso machen. Vielleicht sollten sich die Teams vor den Ansetzungen einfach an einen Tisch setzen und aushandeln, wo es entfernungstechnisch am günstigsten wäre zu spielen: Stichwort Nachhaltigkeit oder besser: Sustainability. CO2-neutrale Ansetzungen für die Kreisklasse, Schiedsrichter könnten via Webcam zugeschaltet werden und über eine Kamera im Mittelkreis das Geschehen beobachten, Trainer könnten vom Sofa aus coachen - dass wäre doch mal was. Und Fans, die sich darüber beschweren könnten, sind quasi nicht existent. Ich übertreibe.

Aber was man an Wegen und Spritkosten auf sich nimmt, ist schon beachtlich, wenn man bedenkt, dass es sich nicht um Unterwasserboxen handelt sondern um Fußball, den Sport schlechthin in Deutschland - an jeder Ecke ein Bolzplatz und mehr als 25.000 Vereine - da muss es doch auch ein Team in der Fremde geben. Gibt es, aber leider ohne den Michael, den man noch aus der C-Jugend kennt. Und dann zieht man eben mehrere Stunden Autofahrt den Unbekannten aus der neuen Nachbarschaft vor. Sich eine andere Mannschaft mit wildfremden Mitspielern zu suchen ist nicht jedermanns Sache, auch nicht meine. Es ist eben doch was anderes ob man mit denen oder denen spielt.

Gemeinsames Training gibt es bei dieser Konstellation nicht. Jeder hält sich auf seine Art fit oder eben nicht. Die meisten Mitspieler kommen einfach nur Woche für Woche zum Spiel und hoffen darauf, dass sie konditionell mithalten können. Teambuilding gibt es nur am Spieltag oder beim Saisonabschluss. Man trifft sich 1 Stündchen vor den Spielen am Sportplatz oder am Treffpunkt für die Auswärtsspiele. Oft fährt man auch direkt zum Schauplatz des Auswärtsspiels, weil es einfach kürzer ist, als zuerst in den alten Heimatort zu fahren. 30 Minuten vor Anpfiff trifft man sich in der Kabine und dann geht es auch gleich aufs Feld. Hinterher Duschen, ein schnelles Bier und der übliche Dialog zwischen Spieler und Trainer:
Spieler: “Tschüß.”
Trainer: “Dann bis nächste Woche.”
S.: “Nee, da kann ich nicht, tut mir Leid. Dann in zwei Wochen.”
T.: “Da ist spielfrei, dann sehen wir uns in drei Wochen zum Heimspiel.”
S.: “Puh, da weiß ich noch nicht wegen Arbeit...wir telefonieren?”
T.: “Wir telefonieren.”

Dann schwingt man sich zurück ins Auto und zack, ist ein ganzer Tag des Wochenendes im Arsch. So schnell kann es gehen. Aber wenn der Trainer nicht immer nur nach Leistung aufstellt und du sicher weißt, dass du spielst, einfach weil du den weiten Weg hinfährst, ist das doch irgendwie bequem und man hat das gute Gefühl schon vor Spielbeginn etwas für seine Mannschaft getan zu haben.


Dienstag, 4. Dezember 2012

Den Cashflow reinvestieren - damals und heute


Der BVB hat einen Trainer, der total erfolgsbezogen mit Dortmund Meister werden will, der Präsident spricht bei Neuverpflichtungen von einer "Erhöhung des Anlagevermögens" und dem Manager unterstellen die Fans "kühlen Geschäftssinn". Borussia Dortmund im Jahr 2012? Nicht wirklich! Borussia Dortmund Anfang der Neunziger schon eher.

Im Archiv des Spiegels lässt es sich ja hervorragend stöbern und so bin ich auf zwei Texte vom März 1993 und Dezember 1994 gestoßen, die die Situation beim BVB zur damaligen Zeit beschreiben:
Die Artikel werfen einen kritischen Blick auf die Dortmunder und verurteilen die Kommerzialisierungstendenzen im Fußball. Der BVB, gerade auf dem Weg nach oben nach guten Platzierungen in der Bundesliga und dem Einzug ins Finale des UEFA-Pokals 1993, und immer darauf bedacht, die Mannschaft mit Serie A-Spielern zu verstärken. Die drei oben angesprochenen Akteure Hitzfeld, Niebaum und Meier sind da schon seit 1991 zu dritt am Werk und basteln an einer erfolgreicheren Borussia. Und sind damit ja bekanntermaßen nicht ganz unerfolgreich. Mit viel Geschäftssinn geriert man sich als wachsendes Unternehmen und betreibt offensives Marketing. Dem Spiegel ist das Gebaren der Dortmunder ein Dorn im Auge. Viel zu erfolgs- und finanzorientiert, zu weit weg von den echten Fans. Hitzfeld wirkt so seriös, "als sei er vom Personalberater irrtümlich auf den Fußballplatz geschickt worden". Die Fans in der Fußgängerzone meinen: Die Liebe des Trainers Hitzfeld zum Verein laufe wohl "über den Gehaltsstreifen". Niebaum hat bei der Verpflichtung von Matthias Sammer lediglich den Cashflow der Borussia reinvestiert.

Man kommt zwar im Spiegel nicht umhin den Dortmundern Erfolg zu attestieren, allerdings wird ein negatives Bild vom Verein gezeichnet - vom "Stollen-Darwinismus", der die Mannschaft beherrschen würde, fabuliert der Spiegel da.

Im Vergleich zu heute wirkt das zunächst wie die turbokapitalistische, längst abgeschüttelte Vergangenheit. Präsident Rauball und Geschäftsführer Watzke haben den Verein saniert und wirtschaften vorsichtig optimistisch, Sportdirektor Susi Zorc, der vom Platz ins Büro gewechselt ist, verstärkt die Mannschaft mit jungen Talenten und an der Linie steht das genaue Gegenteil vom kühlen Ottmar Hitzfeld, Jürgen Klopp, der Pöhler, der "seine Jungs" nach vorn peitscht und mindestens genauso abgeht, wie die Dortmunder Fans. Nach außen wirkt das viel sympathischer.

Aber wenn man genauer hinschaut, liegen die Unterschiede der Dortmunder von heute und 1993 doch eher in der Art der Außendarstellung. Vor 20 Jahren dachte man sich: wir kommunizieren jetzt mal wie ein Großunternehmen und bauen ein paar Wirtschaftsvokabeln in unsere Interviews ein und natürlich war auch das Ziel ein anderes - Titel! Nach außen hin wollte man Vertrauen über Leistung und Erfolg aufbauen. Aber das klappt eben nur solange, wie man auch erfolgreich ist.

Heute gibt man sich in Dortmund und auch anderswo in der Bundesliga viel volksnäher und bescheidener. Wenn es um den Schuldenabbau im Verein geht, beschreibt Geschäftsführer Watzke der breiten Öffentlichkeit den Ernst der Lage nicht mit Zahlenkolonnen sondern erzählt lieber die kleine Anekdote, wie er einem Mannschaftsbetreuer 50 € zustecken musste, damit die Trikots gewaschen werden können. Wirkt doch viel heimliger als den Cashflow zu investieren? Und Michael Zorc, der Sportdirektor (Manager hört sich so nach Geld an), blättert für ein junges Talent auch mal 17 Mio. € hin. Und innerhalb der Mannschaft gibt es vermutlich auch Konkurrenzdenken, auch wenn nach außen alles recht harmonisch wirkt.

Die Dortmunder sind mehr denn je ein wirtschaftendes Unternehmen mit Businessplan, Cashflow, Stadionerlebnis für die ganze Familie und allem Drum und Dran - nur lassen sie uns das nicht mehr so sehr spüren.

Was ich damit sagen will? Auf keinen Fall will ich den BVB hier wegen seiner Außendarstellung verunglimpfen, die Kommunikation nach außen passt vor allem hervorragend zu handelnden Personen und Verein. Aber sie soll eben auch Sponsoren gefallen und man sollte sich immer bewusst sein, dass alles, was wir von den Dortmundern hören und sehen auf einer wie auch immer gearteten Kommunikationsstrategie beruht. Wir nehmen es ihnen gern ab und empfinden ein warmes Kribbeln in der Magengegend, wenn die Dortmunder Jungs Real Madrid schlagen. Mir gefällt diese Borussia besser als die der Neunziger und ein Bundesligist ohne Businessplan, der geführt wird die Bäckerei nebenan, wäre wohl kaum denkbar. Oder?

Aber die alte erfolgsgierige, Global-Player-Borussia passte vielleicht auch besser zu den Neunzigern, als sich jedermann auf Tatort-Onkel Krug verließ und fleißig T-Aktien zeichnete, um endlich auch schnell reich zu werden. Und wenn ich mich an meine Grundschulzeit Mitte der Neunziger erinnere, muss ich sagen, dass das Konzept von damals aufging - meine Mitschüler waren fast ausschließlich in Schwarz-Gelb gekleidet - 600 km von Dortmund entfernt. Aber diese Fanbasis war vergänglich - sie kaufte sich zwar Trikots und Schals, wandte sich aber später wieder vom Verein ab. Auch deshalb scheint der heutige Dortmunder Ansatz vielversprechender, denn es soll eine emotionale Bindung zwischen Fan und Verein aufgebaut werden. Der Verein als Wohlfühlmarke - das ist auch State-of-the-Art in der heutigen Werbewirtschaft (man denke an die neue Strategie eines Herstellers brauner Brause).

Wie gesagt, ich möchte hier nicht an den Dortmundern herummäkeln, auch ich finde sie sehr sympathisch. Die Spiegelartikel hingegen sind starker Tobak - ich konnte leider nicht herausfinden, welcher Journalist sich dort austoben durfte. Das Auftreten der Dortmunder passte, von heute aus betrachtet, sehr gut in die Zeit und der vorübergehende Erfolg gab dem BVB recht.

Freitag, 23. November 2012

Beim letzten Mal - Ein Jahr im Kreis + "Vorwort"

Wieso und warum - Ein Jahr im Kreis


Ich konsumiere nicht nur Fußball, ich spiele auch. In der untersten Liga. Aufm Dorf. Ein Jahr im Kreis ist eine Sammlung von Texten, die ich nach und nach hier veröffentlichen werde und eine Spielzeit aus meinem Blickwinkel wiedergibt.

Alle Spiele sind bereits gelaufen, einige Texte schon fertig, die meisten noch in der Mache. Mein Ziel ist es, mit den Texten eine in sich abgeschlossene Geschichte zu erzählen, deshalb kann es sein, dass im Nachhinein hie und da noch geändert wird.

Ich möchte vorwegnehmen, dass detaillierte Spielberichte nur einen Teil der Texte ausmachen werden und es auch um das ganze Drumherum in der untersten Spielklasse geht. Das wurde vermutlich an anderer Stelle von anderen Schreibern schon tausendfach getan, aber eben noch nicht von mir.

Keine Fiktion, alles so passiert mit der ein oder anderen Über/Untertreibung und hoffentlich unterhaltsam für den Leser.


Beim letzten Mal


Mein letztes Spiel in der 2. Männermannschaft hatte ich im Mai bestritten - es war eine bedeutungslose aber dennoch schmerzhafte Niederlage.

Der Stellenwert des Spiels ließ sich schon an der kurzen Ansprache vor dem Match erkennen. Wo sonst rudimentär über Taktik und Spezialaufgaben (“Du stehst dem Neuner immer auf den Füßen”) gesprochen wird, kam in diesem Fall folgende Ansprache (sinngemäß): “Vergesst nicht, nächste Woche ist spielfrei und in zwei Wochen ist unser letztes Spiel - zu Hause. Versucht, zu dem Tag alle da zu sein, auch wer nicht spielt, wir wollen die Saison ausklingen lassen. Der Martin gibt seinen Ausstand und in der Mannschaftskasse hat sich auch Einiges angesammelt - es wird also genug zu trinken geben. Wir werden grillen, nicht dieses ekelhafte Zeug, das man im Supermarkt bekommt sondern richtiges Fleisch, darum werde ich mich kümmern. Also seht alle zu, dass ihr da seid.”

Bei der Sache mit dem Fleisch blickten dann doch einige auf. Warum unser Trainer keinen Satz zum Spiel/Gegner verloren hatte, war aber irgendwie auch klar, denn jeder wusste, was uns bevorstand: Ein Team, das mehr kämpfte als spielte, das je nach Aufstellung über ein bis zwei Könner verfügte, ansonsten nach allem trat, was sich bewegte und dessen Spieler vor allem eines taten - 90 Minuten um ihr Leben rennen. Genau das hatte uns unser Trainer schon in den zwei (ja, zwei) vorherigen Saisonspielen und in den Vorjahren gegen dieses Team mit auf den Weg gegeben: “Die können kein Fussball spielen und rennen 90 Minuten um ihr Leben. Lasst den Ball laufen, sonst treten die euch die Knochen kaputt.”

Aber irgendwie taten wir uns doch immer schwer mit den laufstarken Allestretern - das erste Spiel hatten wir nach grottiger Leistung in letzter Minute verloren, die zweite Begegnung konnten wir knapp (durch einen Elfmeter, wenn ich mich richtig erinnere) für uns entscheiden. Was sollte unser Trainer uns also vor diesem bedeutungslosen Spiel gegen einen Gegner, den wir gut kannten, mitgeben? Eben, es gab nichts zum Spiel zu sagen, da kann man die Zeit auch sinnvoll nutzen und über den Saisonabschluss sprechen, wenn ausnahmsweise mal alle zuhören.

Das Spiel selbst war dann das erwartete Desaster. Schon nach wenigen Minuten kassierten wir nach einem Freistoß ein unnötiges Gegentor. Freistoßgegentore! Unnötig zu erwähnen, dass Tore nach Freistößen gefühlt immer nur für den Gegner fallen. Wieso konnten wir nicht mal einen ordentlichen Freistoß in den Strafraum schlagen und einköpfen oder den Abpraller vom Torwart verwerten? Wieso bekamen wir nie Freistöße in aussichtsreicher Position zugesprochen? Generell Standardsituationen! Da tat sich nichts, wenn ich meiner Wahrnehmung glauben schenken konnte. Egal.

Aufwändig arbeitete man sich ins Spiel zurück, um gleich nach dem Ausgleichstreffer noch vor der Halbzeit ein weiteres Tor zu bekommen. 2:1 Halbzeitstand - in den zweiten 45 Minuten würden die mit allen Spielern in der eigenen Hälfte stehen, warten bis wir den Ball verlieren und ihn sofort weit nach vorn klatschen, wo dann schon irgendjemand stehen würde - tolle Aussichten.

Aufgrund der bereits sommerlichen Temperaturen machte nach 15 Minuten der 2. Halbzeit ein Großteil der Mannschaft schlapp - es fehlte einfach die Kraft, Angriffe koordiniert zu Ende zu spielen und den Gegner ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Diese Art zu verlieren, ist schlimm - du liegst knapp zurück, merkst aber, dass kein Pass mehr ankommt. Irgendwann hörst du dann auf, dich nach vorne zu orientieren, weil die Bälle so schnell verloren gehen, dass du jedes Mal postwendend zurücklaufen musst. Dann kommen die Auflösungserscheinungen: die Verteidiger versuchen sich nach vorne einzuschalten, aber die Bälle sind trotzdem sofort weg und hinten entstehen riesige Lücken.

Dann wird man im Minutentakt überrannt und versucht, hinten geblieben, Schlimmeres zu verhindern. Dazu trugen in diesem Spiel auch die unfähigen Stürmer des Gegners bei, die es nicht fertigbrachten, den Ball nochmal ins Tor zu stolpern. Also bist du die ganze Zeit nur mit einem Tor hinten und wenn nur eine Aktion...aber da war nichts. Eine peinliche Vorstellung.

Nach dieser Niederlage war ich restlos bedient - einerseits war ich von mir selbst enttäuscht, denn ich hatte mir nicht wenige Schludrigkeiten geleistet, andererseits von der Mannschaft und dem Zustandekommen des Ergebnisses. Hinzu kam, dass ich im nächsten Spiel sowieso nicht spielen sollte und so beschloss ich, das gute Grillfleisch und das Freibier den anderen zu überlassen und mich still und heimlich in die Sommerpause zu verabschieden.



Dienstag, 13. November 2012

Der durchschnittliche Meister

Bei meiner Meisterbesiegererhebung ließen sich ganz nebenbei noch andere Informationen zu Tage fördern, und zwar, wie der amtierende Meister in der darauffolgenden Saison geliefert hat. Als Feind von Zahlenkolonnen und Freund des Visuellen, habe ich mich an einer Infografik versucht (kostenlos erstellt mit Piktochart).


Siege und Niederlagen

Der amtierende Meister gewinnt mehr als die Hälfte seiner Spiele (53,5 %). Die restlichen werden je zu knapp einem Viertel verloren oder gehen Unentschieden aus.
Die meisten Siege in einer Saison konnten die Bayern 72/73 erringen - insgesamt 25 Stück - das reichte natürlich zur Titelverteidigung. Die wenigsten Siege schaffte der Klub 68/69 - nur 9-mal konnte gewonnen werden - und stieg bekanntermaßen als einziger Meister direkt ab.
Die meisten Unentschieden als amtierender Meister kann der BVB verbuchen. Gleich 13-mal mussten die Punkte in Zeiten der Drei-Punkte-Regel 02/03 geteilt werden.
Nur eine einzige Niederlage mussten die Bayern bei ihrer Titelverteidigung 86/87 hinnehmen. Die meisten Niederlagen steckten nicht die abgestiegenen Nürnberger ein sondern der VfB Stuttgart 84/85 - ganze 15-mal ging man als Verlierer vom Platz.

Tore und Gegentore

Pro Saison schießt der amtierende Meister durchschnittlich 68,71 Tore - das sind etwas mehr als 2 Tore je Spiel. Auch hier sind es die Bayern, die aktuell den Bestwert halten mit 95 Treffern in der Saison 73/74. Selbst in der Niederlage konnten die Bayern das Toreschießen nicht lassen - die legendäre 4:7-Niederlage am Betzenberg ereignete sich am 12. Spieltag:
Die wenigsten Tore erzielte die Eintracht aus Braunschweig 67/68 als sie nach ihrer Überraschungsmeisterschaft nur Platz 9 erreichte bei 37 Toren.
Im Schnitt 40,69 Gegentore frisst der amtierende Meister. Die sicherste Meisterabwehr stellte der BVB, nur 24-mal zappelte der Ball im Netz - das reichte aber nicht zur Titelverteidigung sondern nur zu Platz 3 und den bereits erwähnten 13 Unentschieden in der Saison 02/03. Die durchlässigste Abwehr hatten die Bayern 74/75 am Start - 63 Gegentore gab es. 0:6 verlor man mit 6 frisch gebackenen Weltmeister gleich am ersten Spieltag beim Außenseiter in Offenbach:
Ich will noch einmal kurz auf die bereits erwähnten Stuttgarter aus der Saison 84/85 zurückkommen, denn nicht nur bei der Anzahl der Niederlagen sondern auch bei den Toren war man überdurchschnittlich. Die Stuttgarter erreichten zwar nur Platz 10, schossen dabei jedoch 79 Tore. Karl Allgöwer und die 20-jährige Neuverpflichtung Jürgen Klinsmann trafen zusammen 34-mal.

Platzierung

Bei den Platzierungen der amtierenden Meister gehört der 10. Platz der Stuttgarter schon zum schlechtesten, was die Bundesliga zu bieten hat - nur die bereits angesprochenen Gegentor-Bayern (74/75, Platz 10) und die abgestiegenen Nürnberger bewegen sich in diesen Sphären. 12 Meister erreichten Platz 4 - 9, fast 70 % erreichten Platz 1 - 3 und gleich 15-mal gelang die Titelverteidigung. Im Schnitt bedeutet das eine Platzierung von 3,47 für den Meister.

Jetzt aber endlich die angesprochene Infografik, die einem einen Großteil der Lektüre erspart:


Zur Infografik:

Gemacht mit Piktochart, erhoben mit Daten aus meiner Meisterbesieger-Statistik. Piktochart bietet in seiner free-Variante ordentliche Funktionen zur Formatierung an, die Möglichkeiten zur Darstellung der Daten ist stark begrenzt. Kreisdiagramm 1 gibt die Werte exakt wieder, am Balkendiagramm habe ich manuell herumgeändert (Minimum/Maximum) und das Platzierungsdiagramm ist nach Augenmaß entstanden. Im Großen und Ganzen ist der Dienst aber ganz brauchbar.

Montag, 8. Oktober 2012

Meisterbesieger relativ


Update: hier sind alle Beiträge zu diesem Thema zu finden.
Mein erster Beitrag zum Meisterbesiegerkomplex lässt natürlich Fragen offen. Die Statistik-Experten recken ihre Zeigefinger behände in die Höhe und raunen "Moment mal!". Denn die absolute Anzahl an Meistersiegen lässt sich zwar leicht ermitteln, aber so kann man kaum vergleichen zwischen den einzelnen Teams. Eine Mannschaft, die viele Spielzeiten im Oberhaus verbracht hat, wird zwangsläufig mehr Siege gegen den Meister eingefahren haben, als ein Team, das eher in Liga zwei beheimatet ist und nur eine handvoll Saisons in der Bundesliga gespielt hat. Deshalb habe ich nach den absoluten auch die relativen Werte berechnet (weiter unten wird erklärt, wie).

Absoluter Spitzenreiter bei diesem Wert ist nun gerade so ein Team, das relativ selten in der Bundesliga vertreten ist (4 Saisons, aktuell Platz 33 der ewigen Tabelle), aber anscheinend immer gegen den Meister besonders motiviert ist: die Alemannia aus Aachen. In der Bundesliga war man drei Spielzeiten lang von 1967-70 und dann nochmal 2006/07 vertreten. Jedes zweite Spiel gegen den Meister konnte gewonnen. Auf dem Tivoli liegt die Quote sogar bei 75 %. Und mit 25 % hat die Alemannia auch die Spitzenposition bei den Auswärtsspielen inne - zusammen mit Dynamo Dresden. In der Saison 68/69 konnte man den amtierenden Meister gleich zweimal schlagen, was allerdings kein besonders großes Kunststück war - der amtierende Meister hieß Nürnberg und stieg bekanntermaßen ab.

2006/07 gewann man zuletzt gegen den amtierenden Meister Bayern am Tivoli 1:0. Zwei Monate zuvor hatten die Bayern ebenfalls in Aachen verloren und nach einem 2:4 aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Ein sagenumwobenes Pokalspiel, bei dem die Alemannia zur Halbzeit 3:0 führte, die Bayern nach der Pause auf 3:2 verkürzten und Jan Schlaudraff mit einem sehenswerten Solo in der 90. Minute den Schlusspunkt setzte. Wer bei diesem Spiel an den Fernschuss von Stefan Blank denkt, der liegt falsch - dieses Tor fiel bereits 2004, auch im DFB-Pokal. Aber ich schweife ab.

Auf Platz 2 der relativen Meisterbesieger landen die Bayern, die natürlich bei den absoluten Werten schlechter abschneiden wegen ihrer vielen eigenen Meistertitel. Auch wenn es dafür keines Beweises bedarf, die Platzierung zeigt, dass die Bayern, auch wenn sie nicht gerade Meister waren, oben mitspielten.

So wurde es berechnet: Jedes Team hat pro Saison zwei Spiele gegen den Meister zu bestreiten - außer die betreffende Mannschaft ist gerade selbst amtierender Meister oder nicht in der Bundesliga vertreten. Anhand der ewigen Tabelle konnte relativ schnell die Anzahl der Bundesligasaisons ermittelt werden, davon wurden dann (wenn möglich) die Spielzeiten als amtierender Meister abgezogen - fertig.



Hier kann man sich das Ganze in Großformat ansehen!

Donnerstag, 20. September 2012

Meisterbesieger

Update: hier sind alle Beiträge zu diesem Thema zu finden.

Ich bin Freund von Fußball-Statistiken - auch von den unnützen, leicht nerdigen. Mich trieb die Frage um, welche Mannschaft in der Bundesliga wie oft den amtierenden Meister geschlagen hat (warum auch immer). Auf Anhieb war keine Antwort auf den einschlägigen Seiten zu finden - also machte ich mich in fizzeliger Kleinarbeit selbst daran, den besten Meisterbesieger zu ermitteln.

Also habe ich die Spiele des Meisters einer jeden Saison herangezogen (in der ersten Bundesligasaison habe ich den BVB als amtierenden Meister gesetzt) und alle Niederlagen bis zum Mai 2012 dokumentiert. Ich werde nach und nach sowie ich dazu komme, immer mal wieder die Erkenntnisse meiner Datenerhebung publizieren. 

Für dieses Mal habe ich mir die Gesamtanzahl der Siege herausgepickt. Wer hat also die meisten Spielen gegen den amtierenden Meister in der Bundesliga gewonnen? Diesen Titel kann der derzeit nicht auf Rosen gebettete 1. FC Köln für sich verbuchen! Ganze 27-mal konnte man den amtierenden Meister schlagen. Auf den weiteren Plätzen folgen die Liga-Urgesteine Werder Bremen (24), HSV (23) und Bayern (22). 

Auch bei Heim- und Auswärtssiegen ist Köln Spitze - 18-mal wurde der Meister im eigenen Stadion geschlagen, 9-mal in der Fremde. Ebenfalls mit 18 Heimsiegen können aber auch die Eintracht aus Frankfurt und die Bayern aufwarten. Bei den Auswärtssiegen können die Bremer mit Köln mithalten. 

Am anderen Ende gibt es natürlich auch einen ganzen Sack voll Teams die den amtierenden Meister in ihrer kurzen Bundesligageschichte nicht ein einziges Mal schlagen konnten - Rot-Weiß Oberhausen konnte in seinen 4 Bundesligajahren den Meister nicht schlagen. So sieht das dann in ein Diagramm gegossen aus:


   


Hier kann man sich das Ganze in Großformat ansehen!


Noch ein Update aus aktuellem Anlass:
Zu den anstehenden Europapokalpartien stelle ich in Infografiken die Gegner der deutschen Teams vor. Bisher Donezk und Anzhi - mehr in Kürze. Klick aufs Bild und schon gibt's die Grafik in groß:
 

Donnerstag, 6. September 2012

Verbannung - Blick auf die Insel - 6. September

Wayne Rooney

Äußerungen aus seinem bald erscheinenden Buch werden genüsslich seziert und Jamie Jackson fragt sich gar, ob der Stürmer seine besten Tage schon hinter sich hat. Rooney hatte mit vielen Verletzungen zu kämpfen und nach zehn Jahren in der Premier League hat sein Körper Einiges mitgemacht. Die meisten Länderspiele der jüngeren Vergangenheit hat er verpasst und nun bei United durch die Neuzugänge mehr Konkurrenz. Jackson spekuliert sogar, ob Ferguson seinen Stürmer im kommenden Sommer ziehen lassen könnte.

Malouda verbannt?

Florent Malouda, 32 und gerade im letzten Vertragsjahr bei Chelsea, betrachtet sich als verbannt. Seiner Aussage nach muss er für den Rest der Saison mit Chelseas U21 trainieren:


Spieltag 3 - Krise in Liverpool

Während United nach einem knappen 3:2 mit drei Toren von Neuzugang van Persie wieder auf Kurs ist, brennt bei Liverpool der Baum. Einen Punkt konnte man aus drei Spielen (davon zwei an der Anfield Road) holen. Zuletzt gab es eine 0:2 Heimschlappe gegen Arsenal. Die Medien machten daraus eine handfeste Krise und drohten Neutrainer Brendan Rodgers sogar mit Michael Owen, der inzwischen bei Stoke unterschrieben hat.

Der Blick auf die Insel - die kurz-knackige und super-subjektive Presseschau für die Premier League. 
Wünsche, Anregungen, Kritik - her damit!

Freitag, 31. August 2012

Transferfensterschlussextra - Blick auf die Insel - 31. August

Dimitar Berbatov...

hat endlich einen neuen Verein gefunden. Das wochenlange Hickhack hat ein Ende. Es war klar, dass Berbatov bei United keine große Rolle mehr spielen würden. Eine ganze Reihe von Klubs wollte ihn verpflichten, jedoch nicht die Ablösesumme zahlen, die United zunächst aufrief. Aber das Gehalt wollte man in Manchester auch nicht weiterzahlen. Nach der Verletzung von Wayne Rooney wurde gemunkelt, dass der Bulgare nun bleiben muss, dann doch nicht. Dann hatte man eine Einigung mit der Fiorentina erzielt und der Verein schon sein Flugticket nach Florenz gezahlt - aber Berbatov saß nicht im Flieger. Florenz erklärte den Deal für geplatzt, der Spieler sei des Fiorentina-Trikots nicht würdig. Zu diesem Zeitpunkt wusste Berbatov vermutlich schon, wohin die Reise gehen würde - zu Fulham, wo sein ehemaliger Trainer bei Tottenham, Martin Jol, ihn mit offenen Armen empfängt.  

Granero zu QPR

Die von QPR zusammengekaufte Rentnertruppe wurde um einen interessanten Spieler bereichert - Esteban Granero. Michael Cox wundert sich bei FourFourTwo, dass keiner der großen Klubs seine Fühler nach dem  zentralen Mittelfeldspieler von Real ausgestreckt hat, wo er nach dem Wechsel von Modric kaum noch eine Rolle spielt. Granero kann das Mittelfeld von QPR mit seiner Passisicherheit verstärken.

Best & Worst

Gary Rose wirft einen Blick zurück auf die besten und miesesten Last-Minute-Transfers der Premier League:
Fellaini und Rooney sind zwei der Positiv-Beispiele, aber interessanter sind die Flops. Beispielsweise Andy Caroll, der 2011 für 35 Mio Pfund von Newcastle nach Liverpool wechselte. Er sollte Torres ersetzen und das war vermutlich ein bisschen viel verlangt - 11 Tore in 58 Einsätzen hat er auf der Habenseite. Jetzt passt er nicht mehr ins System des neuen Trainers und wurde an West Ham ausgeliehen.
Oder Benni McCarthy, der 2010 für 2,5 Mio Pfund von Blackburn zu West Ham wechselte. Dem Stürmer gelang in 14 Spielen in seiner ersten Saison kein einziges Tor - der Vertrag wurde vorzeitig aufgelöst. Kostenpunkt 1,5 Mio Pfund.

Mein Senf

Während die Vereine gerade die letzten Deals einfädeln und ein Mainzer Stürmer mit Grauen an den Tag zurückdenkt, da ein Faxgerät seinen Wechsel verhinderte, mache ich mir nochmal Gedanken über den  englischen Transfermarkt, den ich in dieser Saison das erste Mal so aufmerksam beobachtet habe.
Es ist wirklich unglaublich, was die Zeitungen/Webseiten alles schreiben. Jeden Tag werden diverse Statements gedeutet und Schlüsse gezogen. Täglich muss etwas über die Großen geschrieben werden. Selbst wenn die Trainer sagen, dass keine neuen Spieler mehr verpflichtet werden, muss immer wieder nachgebohrt werden: Welche Verpflichtungen hat der Trainer wohl noch in der Hinterhand - das kann es ja wohl nicht gewesen sein. (die Yellow Press lasse ich übrigens links liegen)
Die Klubs sind daran nicht ganz unschuldig - über 500 Mio. Euro wurde für neue Spieler ausgegeben, das ist mehr als doppelt so viel, wie in der Bundesliga. Einige Klubs verpflichten eine ganze Batterie von Altstars (QPR) oder basteln sich für 80 Mio ein neues Mittelfeld zusammen (Chelsea). Die Summen, die dabei gezahlt werden, sind ziemlich happig. Das gilt vor allem für englische Spieler: Jack Rodwell, defensives Mittelfeld, U21-Nationalspieler, wechselt für 15 Mio € zu City, der 18-jährige Nick Powell wechselt von einem Drittligisten für 7,5 Mio € zu ManU und Steven Fletcher (25, Schotte, Mittelstürmer, 15 Scorerpunkte in der letzten Saison) wechselt für 15 Mio € zu Sunderland, dem 13. der vergangenen Saison. Der Toptransfer des 13. der letzten Bundesliga-Saison war übrigens Chinedu Ede, der für 1,2 Mio € von Union Berlin zu Mainz wechselte.

Der Blick auf die Insel - die kurz-knackige und super-subjektive Presseschau für die Premier League. 
Wünsche, Anregungen, Kritik - her damit!

Mittwoch, 29. August 2012

Full-kit wankers, Nachwuchsarbeit und Transferprobleme - Blick auf die Insel - 29. August

Sinclair-Transfer

Flügelspieler Scott Sinclair will bei Swansea nicht verlängern. Der Leistungsträger der Vorsaison will weg und Manchester City hat sein Interesse mit 6 Mio Pfund untermauert, nachdem das erste Gebot von 5 Mio Pfund abgewiesen wurde.
Aber auch das zweite Angebot soll von Swansea abgewiesen worden sein und jetzt läuft die Zeit. Mancini will unbedingt noch ein paar Neuverpflichtungen präsentieren und Sinclairs Vertrag läuft im kommenden Juni aus, sodass Swansea ihn jetzt verkaufen muss, um noch eine Ablöse zu bekommen.

Full-kit wankers

Richard Price hat sich auf seinem Blog eine ganz spezielle Fangruppe vorgenommen, die so genannten full-kit wankers. Damit sind ausgewachsene, meist männliche Fußballfans gemeint, die in kompletter Montur (also Trikot, Hose, Stutzen) in der Öffentlichkeit auftreten und dabei so ziemlich alles machen - außer Fußballspielen. Auf seinem Blog sind beeindruckende Exemplare von Liverpool-Fans zu finden, die z.B. gerade im Supermarkt einkaufen oder versuchen, ihre U-Bahn zu bekommen.

In der englischen Nachwuchsarbeit...

tut sich so einiges. Es wurde eine nationale U21-Liga eingeführt, die den Übergang aus dem Jugendbereich in die hart umkämpfte Premier League erleichtern soll. Zuvor gab es die s.g. Reserve League, die regional war und in der weniger strenge Beschränkungen für ältere Spieler galten.
In den kommenden vier Jahren haben sich die Premier League Klubs dazu verpflichtet, insgesamt 320 Mio. Pfund in die Jugendarbeit zu investieren. Jugendtrainer sollen in Zukunft klare Ziele für die Jugendspieler definieren und Fortschritte messbar machen.
Was bleibt, ist die Ambivalenz zwischen Premier League und nationalen Interessen - die Klubs verpflichten weiterhin ausländische Stars und viele Jugendspieler schaffen den Sprung in die Premier League nicht, was natürlich schlecht für den englischen Fußball ist. Die Reformen könnten ein Schritt in die richtige Richtung sein, meint David Conn.

Der Blick auf die Insel - die kurz-knackige und super-subjektive Presseschau für die Premier League. 
Wünsche, Anregungen, Kritik - her damit!

Dienstag, 28. August 2012

Wie bitte, die Bundesligasaison ist gestartet?

Im sehr hörenswerten Guardian Fußball-Podcast muss Raphael Honigstein die englischen Kollegen darüber aufklären, dass die Bundesliga bereits gestartet ist. Der Sieg über Bayern wirft dann die Frage auf, gegen wen denn da bitte gewonnen wurde. Herr Honigstein klärt ab 29:20 auf: Ein Aufsteiger der mal im Playmobil- und nun im Trolli-Stadion spielt. Ja genau, Trolli, diese Gummi-Hamburger...

Gut, dass er nicht auch noch erwähnt hat, dass der Klub nach dem ansässigen Teefabrikanten benannt ist.

Montag, 27. August 2012

Torwartfehler am laufenden Band - Blick auf die Insel - 27. August

Besitzerwechsel

Erstligist Reading hat den Besitzer gewechselt und gehört jetzt der Thames Sports Investments mit Sitz in Gibraltar - damit werden Steuerabgaben umgangen für den Fall, das Vereinsanteile weiterverkauft werden. Außerdem lässt sich über die Firmen in den Steueroasen leicht verschleiern, welche Personen sich hinter ihnen verbergen. Autor David Conn versucht zu entwirren, wer hinter dem Verkauf steckt. Der dabei angesetzte Gesamtwert von 25 Mio. Pfund ist ein Schnäppchenpreis für einen Premier League-Team mit relativ neuem Stadion.
Der Neueigentümer spricht von einem Traum, wenn er über sein neues Spielzeug spricht. Es ist aber auch gut denkbar, dass es sich bei dem Verein nur um eine Geldanlage handelt, die möglichst viel Gewinn abwerfen soll.

Transferschlusspanik

Jack Pitt-Brooke beschäftigen kurz vor Schluss des Transfermarkts noch zehn Fragen (einige davon haben sich inzwischen aufgeklärt): Wie wird sich Manchester City noch verstärken - alle großen Transfers sind bisher geplatzt, man wollte Hazard, De Rossi, van Persie und hat keinen bekommen. Auch Mancini sieht noch Handlungsbedarf und wird nicht müde zu betonen, dass er noch Spieler verpflichten möchte.
Pitt-Brooke fragt sich außerdem, was wohl mit Andy Caroll passiert. In das System des neuen Liverpool-Trainers scheint er nicht so recht hineinzupassen. Zu West Ham wollte Caroll nicht wechseln, Newcastle wäre eine Option mit Euro League.
Paul Lambert, neuer Trainer bei Aston Villa, setzt auf junge, hungrige Spieler. Der Kader seines Teams passt da noch nicht so ganz dazu. Und bei Aufsteiger Southampton ist man dran am ganz großen Wurf - Gaston Ramirez. Der Uru, der momentan noch bei Bologna spielt, ist eines der größten Talente der Serie A und wurde bisher von keinem großen Verein weggekauft.

Spieltag der Torwartfehler

In nahezu jedem Spiel hat sich ein dicker Patzer versteckt, Chelsea und Swansea marschieren, Arsenal kann nicht gewinnen und im Spitzenspiel holt ManCity ein glücklich-cleveres Unentschieden bei Liverpool.


  • Chelsea Reading 4:2
    Chelsea geht früh in Führung, Reading dreht das Ganze innerhalb von 5 Minuten, in der zweiten Hälfte bringen ein Torwartfehler und ein Abseitstor Chelsea auf die Siegerstraße
  • Swansea - Westham 3:0
    Swansea holt den zweiten Sieg und Neuzugang Michu trifft wieder 
  • Norwich - QPR 1:1
    die beiden Teams hatten am ersten Spieltag ein 0:5 einstecken müssen - in einem ereignisarmen Spiel trennen sich beide unentschieden
  • Villa - Everton 1:3
    Felaini macht wie gegen United ein sehr gutes Spiel und zur Halbzeit führt Everton bereits mit 3:0
  • United - Fulham 3:2
    Fulham geht in der dritten Minute in Führung, van Persie und Kagawa bringen United wiederum in Führung und es wird noch vor der Pause auf 3:1 erhöht, in der zweiten Halbzeit leistet sich de Gea einige Klopse - einer davon führt zum Anschlusstreffer, Rooney darf nur zuschauen und verletzt sich dann auch noch unglücklich nach seiner Einwechslung - 4 Wochen Pause
  • Southampton - Wigan 0:2
    Wigan geht in Führung, Southampton lässt jede Menge Chancen liegen und Wigan nutzt eine Unachtsamkeit für einen weiteren Treffer
  • Tottenham - West Brom 1:1
    Tottenham trifft mit einem abgefälschten Weitschuss, aber West Brom kann in der Nachspielzeit ausgleichen
  • Chelsea - Newcastle 2:0
    Chelseas dritter Sieg im dritten Spiel, Hazard macht wieder ein klasse Spiel und Torres trifft, Newcastle scheitert mehrmals an Peter Cech 
  • Stoke - Arsenal 0:0
    wieder kein Sieg für Arsenal
  • Liverpool - ManCity 2:2
    Liverpool dominiert die erste Halbzeit und kassiert unnötige Gegentore - eins nach einem Torwartfehler, das andere nach einem Katastrophenrückpass



Der Blick auf die Insel - die kurz-knackige und super-subjektive Presseschau für die Premier League. 
Wünsche, Anregungen, Kritik - her damit!

Freitag, 24. August 2012

Wechselbeschwerden - Blick auf die Insel - 24. August

Die Verschmähten

Das Transferfenster ist nur noch einen kleinen Spalt weit offen und einige Profis auf der Insel suchen noch einen neuen Verein. Der Telegraph nimmt sich die prominentesten Fälle vor. Zum Beispiel Dimitar Berbatov (31), der bei United auf der Bank sitzt. Schon in der vergangenen Saison hat der für 38 Mio. Euro geholte Bulgare keine Rolle mehr im Team gespielt und das obwohl er mit der gleichen Torquote wie George Best aufwarten kann (zugegebenermaßen in weniger Spielen). United hat eine Option gezogen, sodass Berbatov jetzt nicht ablösefrei wechseln kann. Wenn er keinen neuen Verein findet, kommt das United teuer zu stehen - wer zahlt einem Bankdrücker schon gern 100.000 Pfund pro Woche? Interessenten gibt es zahlreich, aber ob Juve, Kiev, Zenit und Co. die geforderten 5 Mio. Pfund Ablöse zahlen wollen?
Michael Owen ist auch noch nicht unter der Haube - sein Vertrag bei United ist ausgelaufen und mit Stoke  konnte er sich nicht einigen. Owen fühlt sich noch fit und stark genug für die Premier League - die meisten Manager scheinen das aber anders zu sehen. Die fehlende Saisonvorbereitung macht ihn nicht gerade attraktiver.
Der 19-jährige Jordan Lavender schlägt einen anderen Weg ein, nachdem Aufsteiger Southampton seinen Vertrag nicht verlängert hatte. Der ehemalige Kapitän von Southamptons U-18 hat sich für ein Stipendium in den USA entschieden, wo er sich von den unteren Ligen in die MLS hocharbeiten will.

Wechselbeschwerden

Liverpool will Fulhams Clint Dempsey verpflichten, Clint Dempsey will zu Liverpool, aber Fulham besteht auf die Erfüllung des Vertrages bis Ende der Saison oder 10 Mio. Pfund Ablöse. Liverpool soll an Fulham vorbei mit dem Spieler verhandelt haben. Auch wurde auf einer Sportnachrichtenseite, die Liverpool nahe steht (da sie dem Eigentümer des Klubs gehört) bereits der Wechsel verkündet.
Fulham hat jetzt offiziell bei der Premier League Beschwerde gegen diese Praktiken eingelegt.
Im Moment sind alle Beteiligten Verlierer - Dempsey darf/will nicht spielen - das hilft weder Liverpool noch Fulham.

Brendan Rodgers bester Mann

Am Sonntag muss Liverpool in Manchester bei City ran. Grund für Michael Cox (Zonal Marking) sich den wichtigsten Mittelfeldspieler in Brendan Rodgers Team vorzunehmen - Lucas Leiva. Der machte im vergangenen November gegen David Silva und Yaya Toure so ziemlich alles richtig, verletzte sich aber kurz darauf und greift erst jetzt wieder an. Seine Passsicherheit und Defensivstärke ist immens wichtig für das Liverpooler Spiel. Cox vergleicht das Spiel gegen West Brom vom ersten Spieltag mit dem aus der letzten Saison und stellt eine Veränderung fest: Leiva spielt weniger riskante, vertikale Bälle und hat sein Spiel etwas nach vorn verlagert


Der Blick auf die Insel - die kurz-knackige und super-subjektive Presseschau für die Premier League. 
Wünsche, Anregungen, Kritik - her damit!

Donnerstag, 23. August 2012

Am Tropf der Eigentümer - Blick auf die Insel - 23. August


Am Tropf der Eigentümer

Jeremy Wilson findet die Einkaufspolitik von QPR ambitioniert, aber hoch riskant. Wenn man neben Bosingwa auch noch Carvalho und Michael Dawson nach London lotsen kann, hat der Verein innerhalb einer Woche fast eine komplette Viererkette eingekauft. Hinzu kommt eine ganze Reihe weiterer Transfers, bspw. Ji-Sung Park, Robert Green und Ryan Nelson. QPR hat damit einen der erfahrensten Kader in der Premier League.

Die Kombination aus geringem Umsatz, dem niedrigen Wiederverkaufswert der teils in in die Jahre gekommenen Spieler bei immensen Gehältern hält Wilson für gefährlich. Schon in der Aufstiegssaison 2010/11 erwirtschaftete der Verein einen operativen Verlust von fast 26 Mio. Pfund.

Die Vereinspolitik mit Wachstum auf allen Ebenen um jeden Preis kann nur durch die Geldspritzen der Eigentümer aufrecht erhalten werden - bleibt nur zu hoffen, dass sie dem Verein treu bleiben. Sonst könnte QPR ein ähnliches Schicksal wie Portsmouth mit seinen Insolvenzen drohen.

Den Schwung mitnehmen

Nach Meinung von Ben Smith (BBC Sport) könnte Newcastle die gestiegenen Erwartungen nach dem überraschenden 5. Platz in der Vorsaison erfüllen. Den Schwung mitzunehmen wird schwierig, aber die Bausteine dazu sind allesamt vorhanden: Spieler und Vereinsführung vertrauen einander und die Harmonie in der Mannschaft stimmt.
Auch abseits des Platzes war man erfolgreich, finanziell geht es dem Verein wieder besser und bei neuen Verträgen gibt es ein festes Gehalt und keine Torprämien, Bildrechte oder sonstige Klauseln. Newcastle setzt inzwischen v.a. auf junge Spieler - und wenn ein gutes Angebot kommt, werden sie eben verkauft. Die Erlöse investiert der Verein in die Jugendarbeit.
In die Saison ist man zumindest gut mit einem Sieg gestartet. Heute Abend geht es in der Europa League Quali los - zu Hause gegen Atromitos Athen  

Nachwehen der Olympiade

Auf der Insel gibt es eine interessante Diskussion, von der ich mir nicht vorstellen kann, dass sie in dieser Form hierzulande geführt werden würde: Die Premier League wird immer wieder mit der Olympiade verglichen. Mit seinen Schwalben, Beschimpfungen, geldgierigen Beratern und Beleidigungen konterkariert der Fußball den Wohlfühlfaktor und den olympischen Gedanken. In seinem Artikel greift David Lacey vom Guardian zum Abschluss dann auch noch ganz tief in die Mottenkiste und schwärmt von der guten alten Zeit als Fußballer nicht mehr verdienten als ein Fabrikarbeiter.
Kann sich der professionelle Fußball überhaupt noch eine Scheibe vom olympischen Gedanken abschneiden oder ist der Zug längst abgefahren?

Neuzugang

Off The Post nimmt sich Uniteds Neuzugang aus Eredivisie vor - Alexander Büttner, der auf lange Sicht den inzwischen 31-jährigen Patrice Evra ersetzen soll.


Der Blick auf die Insel - die kurz-knackige und super-subjektive Presseschau für die Premier League. 
Wünsche, Anregungen, Kritik - her damit!

Mittwoch, 22. August 2012

Der Blick auf die Insel - Was soll das?

Der Blick auf die Insel ist meine kleine, subjektive Presseschau auf die Ereignisse in der Premier League. Es soll mehrmals wöchentlich kurz und knapp zusammengefasst werden, was auf der Insel passiert - die Themenauswahl erfolgt nach meinem Gutdünken.
Da es sich beim Blick auf die Insel um ein Ein-Mann-Projekt handelt, kann er unmöglich alle Kleinigkeiten, Transfergerüchte und Kuriositäten aufgreifen, er bildet immer nur einen Ausschnitt dessen ab, was passiert. Meine Quellen sind die großen englischen Zeitungen und Blogs, auf Boulevardthemen kann ich verzichten (ich hoffe, der geneigte Leser auch).
Über Tipps, Anmerkungen, lesenswerte Blogs freue ich mich natürlich.
Neben dem Blick auf die Insel veröffentliche ich von Zeit zu Zeit auch andere fußballlastige Texte. Wer sich nur für den Blick auf die Insel interessiert, kann diesen Link für seinen Feedreader nutzen:
http://endreasmueller.blogspot.com/feeds/posts/default/-/BlickaufdieInsel

Oder beim Blogaufruf direkt zum Blick steuern.

Dienstag, 21. August 2012

Neue Besen... - Blick auf die Insel - 21. August

Neue Besen...

Beim Telegraph nimmt sich Alan Tyers die großen Neuzugänge der Premier League vor. Chelsea Topzugang Eden Hazard könnte demnach der nächste Cristiano Ronaldo werden und die Offensive beleben.

Lukas Podolski muss bei Arsenal in die Fußstapfen von van Persie treten und wird sich in der Premier League durchsetzen. Und Swanseas Neuzugang Michu könnte die Lücke nach dem Weggang von Gylfi Sigurdsson schließen.

 

Die Meisterschaftsanwärter

Der heißeste Kandidat auf die Meisterschaft ist momentan Manchester United. Die Neuzugänge van Persie und Kagawa sollen in dieser Saison den Unterschied zu City ausmachen, das zum Großteil auf die Meistermannschaft vertraut.
Auch gut dabei könnte Chelsea in dieser Saison sein - für das Mittelfeld hat man gleich drei junge Spieler für viel Geld verpflichtet - Eden Hazard bereitete im ersten Match gleich zwei Tore vor. Wenn Chelsea der Umbruch gelingt, sind sie sicherlich ein Kandidat für den Titel. Obi Mikel will die Champions League verteidigen und um die Meisterschaft mitspielen.

 

Swansea will bleiben

Swansea will auch im schwierigen zweiten Jahr in der Premier League angreifen. Die Medien sind auf den neuen Trainer Michael Laudrup gespannt, der nach dem Weggang einiger Leistungsträger ein paar Neuverpflichtungen aus Spanien mitgebracht hat. Trainer und Verein scheinen auf einer Wellenlänge zu sein.
Wie beschaulich der Verein ist, erkennt man auch an den Trainingsbedingungen: Aktuell trainiert man noch auf einem öffentlichen Sportplatz, auf dem Rugbyspieler Vorrang haben.
Dem Guardian erklärt Laudrup seine Vorstellung von Angriffsfussball und wie man den FC Barcelona besiegt.

Sahin passt

Nuri Sahin, der von Real an Arsenal verliehen werden könnte, passt nach Meinung von Jack Pitt-Brooke perfekt ins Mittelfeld der Londoner. Im Vergleich zu Alex Song, der genau den umgekehrten Weg (zu Barca) genommen hat, ist Sahin der bessere Mittelfeldstratege und kann mit seinen Fähigkeiten Arsenals Spiel veredeln.

Spieltag 1 - kurz und knapp

  • ManU - der große Favorit strauchelt bei Everton und verliert 0:1 
  • Arsenals Neuzugänge treffen noch nicht - gegen Sunderland lassen Podolski, Giroud und Cazorla jede Menge Chancen liegen - herausgekommen ist ein 0:0 
  • Chelsea lässt Sprüchen Taten folgen - Wigan wird auswärts mit 2:0 innerhalb der ersten sieben Minuten bezwungen und Neuzugang Eden Hazard bereitet beide Tore vor 
  • ManCity schlägt Aufsteiger Southampton mit Mühe im eigenen Stadion, nach zwischenzeitlichem Rückstand legt Southamptons Danny Fox beim 3:2 mustergültig für Nasri auf 
  • Fulham schlägt Norwich mühelos mit 5:0 im Craven Cottage - Petric trifft zweimal und bereitet ein Tor vor 
  • Liverpool muss bei West Bromwich ein 0:3 einstecken 
  • Tottenham verliert trotz gutem Start mit 1:2 bei Newcastle 
  • Westham schafft zum Saisonauftakt einen knappen Sieg gegen Aston Villa - 1:0 
  • Stoke profitiert von einem Torwartfehler, Reading kann aber kurz vor Schluss per Elfmeter ausgleichen - 1:1 
  • Swansea gelingt bei QPR ein Traumstart mit einem 5:0-Auswärtssieg, Neuzugang Michu trifft doppelt - die Tabellenführung wird mit Fulham geteilt

Freitag, 17. August 2012

Forward line like 1999 - Blick auf die Insel - 17. August

Liverpools Retro-Taktik:

Beim Liverpool FC beschwört man nach dem eher mäßigen Abschneiden (zuletzt zweimal Achter) den Glauben an die gute alte Zeit. Trainer Brendan Rodgers lies es sich nicht nehmen und hängte höchstselbst ein restauriertes Schild im Kabinentunnel auf, das 1998 durch ein moderneres abgelöst worden war. Und auch die Tornetze an der Anfield Road wurden ausgetauscht - in dieser Saison wird wieder rot genetzt.
Rote Netze gab es in Liverpool seit den 60er- bis in 90er-Jahre.
Ob das auch mit den neuen Eigentümern zusammenhängt, die, zumindest Pressevertretern gegenüber, den  Wiederaufbau des Traditionsvereins zum Ziel haben? Oder bemüht man die alten Erfolge, weil man aktuell keine vorzuweisen hat?

Manchester City erfreut die Daten-Nerds...

und öffnet seine Datenbank mit allen Daten der abgelaufenen Premier League-Saison - Startschuss ist heute, 18 Uhr - hier geht's zur Datenbank.

Alles, Nichts, Oder...

heißt es für 10 Profis in dieser Saison, meint zumindest Chris Wright bei Who ate all the pies. Fernando Torres muss endlich die Erwartungen an der Stamford Bridge erfüllen - in dieser Saison umso mehr nach dem Abgang von Didier Drogba. Der inzwischen 32-jährige Michael Owen kann noch eine ordentliche Saison spielen, wenn ihn nicht wieder das Verletzungspech plagt und Tom Cleverley (23) muss bei Manchester United unter Beweis stellen, dass er der Schlüsselspieler ist, der Fergusons Mittelfeld wieder Leben einhaucht.

Forward line like 1999

Alex Ferguson sieht seine neue Sturmreihe mit van Persie, Kagawa, Welbeck, Rooney und Hernandez fast so stark wie 1999 als man mit Yorke, Cole, Sheringham und Solskjaer das Triple holte. Die BBC führt zum Vergleich auch die nackten Zahlen ins Feld.
Beim Independent sieht man im van Persie-Transfer Paralellen zum Cantona-Wechsel 1992 - es könnte ein ähnlicher Meilenstein sein und ManCity sollte gewarnt sein.

West Ham will umziehen...

und zwar ins 80.000 Zuschauer fassende Olympiastadion. In wenigen Wochen wird entschieden, welcher Bieter den Zuschlag bekommt. West Ham-Trainer Sam Allardyce ist davon überzeugt, dass ein Umzug den Verein zu einem ernsthaften Konkurrenten für die Großen der Liga machen könnte.

Donnerstag, 16. August 2012

Königstransfer - Blick auf die Insel - 16. August

van Persie wechselt...

zu Manchester United. Für dicke 24 Mio. Pfund hat man sich die Dienste des Niederländers gesichert. Der bisher größte Transfer der Sommerpause soll ein entscheidender Baustein sein, um sich den Meistertitel in dieser Saison von City zurückzuholen.
Und während sich die Konkurrenz verstärkt, bricht Arsenal, wie in den Vorjahren, ein Leistungsträger weg.
Manchester United sign Arsenal captain Robin van Persie for £24m in major coup for Alex Ferguson (Independent)

Aber beim van Persie-Wechsel ist etwas anders als bisher, merkt Jeremy Wilson vom Telegraph an. Bei Nasri, Cole und Adebayor war der schnöde Mammon Wechselgrund. Spieler wie Henry und Anelka wurden erst verkauft, als sie ihren Leistungszenit überschritten hatten und bei Fabregas gab es schon immer die Verbindung zu Barca. Der van Persie-Wechsel steht unter anderen Vorzeichen - Manchester ist, auch in Sachen Vereinsführung, ein direkter Konkurrent für Arsenal, van Persie ist in seinen besten Jahren und Wilson geht davon aus, dass er gewechselt ist, weil er einfach keine Chance sah, mit Arsenal Titel zu gewinnen.

Einige Arsenal-Anhänger verbrennen indes ihre van Persie-Trikots.

Boltons Fabrice Muamba beendet Karriere...

Nach einem Herzstillstand während eines Spiels im März, gab Fabrice Muamba gestern sein Karierreende bekannt - seine Ärzte hatten ihm dazu geraten. Bolton möchte Muamba weiterbeschäftigen und hat ihm gleich eine ganze Reihe von Jobs im Verein angeboten
Bolton offer retired Muamba a job

Portsmouths Jungspunde

Drittligist Portsmouth (2008 spielte man im UEFA-Cup noch gegen den AC Milan) geht mit einer arg jungen Mannschaft in die Saison. Neben Simon Eastwood im Tor (23) und Ashley Westwood (35) standen im League Cup gegen Plymouth ausschließlich Teenager auf dem Platz - man schied mit 0:3 gegen den Viertligisten aus.

Portsmouth forced to field trainees, youngsters and 11 debutants in Capital One cup defeat to Plymouth (Telegraph)

Nach dem Länderspielsieg gegen Italien...

hat Jacob Steinberg im Guardian SportBlog seine Erkenntnisse aus dem Spiel zusammengefasst: Das neu installierte 4-3-3 funktioniert besser als das bei der EM praktizierte 4-4-2 (zumindest gegen Italien), aber in der Defensive war man zu schwerfällig. Der 19-jährige Jack Butland, der Joe Hart vertrat, konnte im Tor überzeugen und es deutet sich an, das England für die nächsten Jahre frei von Torwartproblemen sein wird.

Mittwoch, 15. August 2012

Ungeliebtes Freundschaftsspiel - Blick auf die Insel - 15. August

England spielt heute in Bern gegen Italien...

Ein ungeliebtes Spiel, zu dem kaum ein Premier League Verein Spieler abstellen möchte. Neben Michael Carrick (der seit mehr als zwei Jahren kein Länderspiel bestritten hat) ist Frank Lampard einer der wenigen ganz großen Namen, die heute Abend auf dem Platz stehen.
Derzeit gehören die Sympathien der Briten eher der jungen Olympiaauswahl Großbritanniens als den Multimillionären der englischen Auswahl.
Lampards Meinung nach, kann man den Tagesbetrieb im Fußball aber nicht mit der Olympiade vergleichen - im Tagesgeschäft gebe fest verwurzelte Rivalitäten auf und neben dem Platz, die Atmosphäre sei eine komplett andere. Zwischen den Zeilen deutet er damit an, das die Fairness darunter eben manchmal leidet.
Lampard: Comparing England with Team GB is unfair (Independent)

Transferpoker um Robin van Persie

Arsenal und Manchester United scheinen sich einer Lösung zu nähern. Zunächst hatte ManU 12 Mio., später 15 Mio Pfund geboten - mit dem Verweis auf van Persies Alter (29) und seine dicke Krankenakte. Arsenal bestand auf seiner Forderung von 20 Mio. Pfund. Momentan deutet sich ein Kompromiss an.

Noch nicht ganz klar ist, wie die Fans reagieren, falls van Persie beim anstehenden Saisonauftakt in Highbury auf dem Platz stehen sollte - einige werden ihn mit Sicherheit als geldgierigen Nachfolger von Ashley Cole und Samir Nasri betrachten.
Arsenal and Manchester United making progress over Robin van Persie transfer (The Telegraph)


An dieser Stelle soll eine kleine, regelmäßige Presseschau zu englischsprachigen Zeitungen und Blogs entstehen - kurz, knackig und auf Deutsch. Anregungen, Kommentare? Her damit!



Donnerstag, 2. August 2012

Nach der EM - ich hole nochmal aus

Ich muss zunächst etwas ausholen. Im Juni 2006 hatte ich eine Art Aushilfsjob ergattert. Auf einem mittelgroßen Volksfest, das von einem Wurstfabrikanten ausgerichtet wurde, hatte ich am Freitagabend eine Schicht in einem Bierwagen vor mir. Nichts spektakuläres: Bestellung aufnehmen, Bier zapfen, Geld entgegen nehmen usw. Und dennoch gab es an diesem Abend mit Bratwurst, Bier und Schlagersternchen etwas Befremdliches. Es war Eröffnungsspiel und das wurde natürlich auf Großbildleinwand gezeigt. Das hatte ich so noch nicht erlebt, empfand es aber dem Anlass angemessen - schließlich wollte der Veranstalter nicht, dass alle Welt zu Hause vorm Fernseher sitzt, während seine Würste kalt wurden. Ich selbst konnte mir das Spiel nicht ansehen, da ich mich im hinteren Teil des Festgeländes befand, die Leinwand aber im vorderen.

Nach dem Spiel tröpfelten die “Fans” dann langsam in den hinteren Bereich. Absolut nicht angemessen fand ich das Auftreten vieler dieser Leute: Deutschland-Trikot - ok, aber Fahnen, Deutschland-Tatoos und Deutschland-Schlachtrufe? Was zum Teufel war hier bitte mit den Deutschen los. Der sonst eher weggeschlossene Nationalstolz brach sich hier mit aller Macht bahn - und das nach einem 4:2 gegen Costa Rica.

Woher kam das? Lag es allein an der Zeitung mit den vier großen Buchstaben? Ich konnte mich mit dem neuen Partypatriotismus nicht so recht anfreunden, war mir aber bewusst, dass es sich bei den Kostümierten nicht um verkappte Nationalsozialisten handelte. Und irgendwie konnte man 2006 auch niemandem einen Vorwurf machen - Deutschland wurde als gutgelaunter Gastgeber wahrgenommen, die Mannschaft holte Platz drei, Schweini, Poldi und die anderen feierten mit den Fans in Berlin und die Bild dankte “für die geile Zeit”.

Bei mir blieb trotz allem ein ungutes Gefühl. Plötzlich kamen einem die vergangenen, bereits erlebten Turniere vor, wie aus einer anderen Zeitrechnung. Noch zwei Jahre zuvor hatte man gefühlt allein vorm Fernseher gehockt und Wörns, Baumann und Co. (auch Topjoker Brdaric kam zum Einsatz) dabei zugeschaut, wie sie gegen Lettland ein 0:0 herausholten.

Ja, jeder, der sich für Fußball interessierte, schaute auch die großen Turniere. Das allgemeine, gesellschaftliche Interesse kam immer erst ab dem Halbfinale auf. Plötzlich interessierte sich jeder, also wirklich jeder, für Fußball und man kam sich ein bisschen so vor, als müsste man sich sein liebstes Spielzeug fortan mit dem minderbemittelten Nachbarskind teilen - an jedem Sieg klebte auch etwas schwarz-rot-geiler Sabber. [Keine Frage ich übertreibe an dieser Stelle, aber man muss ja auch mal ein bisschen polemisieren.]

Und es hat ja auch seine guten Seiten. Mit der steigenden allgemeinen Akzeptanz des Fußballs, ist es fast ein Ding der Unmöglichkeit geworden, ein Spiel zu verpassen. Überall laufen die Übertragungen und auf die Spielansetzungen wird bei der Vereinbarung von Terminen im Geschäftlichen, wie im Privaten immer mehr Rücksicht genommen...aber ich schweife ab. 

Auch 2008 und 2010 - zu EM und WM gab es die schwarz-rot-geile Party. Gut, gegen Spanien kann man schonmal Ausscheiden, 2008 war man zu Grün hinter den Ohren und 2010 schnitt man, so die landläufige Meinung, ordentlich ab, vor allem in Anbetracht der Panik vor der WM, die von Michael Ballacks Verletzung herrührte - ich kann mich noch genau an den Brennpunkt nach der Tagesschau erinnern - wo sonst Terroranschläge und Massenpaniken thematisiert wurden, befasste man sich plötzlich mit der Verletzung eines einzelnen Fußballers. Die Medien waren der Nationalmannschaft wohlgesonnen obwohl zwischendrin die Blamage drohte, war man am Ende trotzdem stolz auf die Jungs. Und es gab ja noch Perspektiven. Was waren die Spieler alle jung?

Die EM-Quali weckte dann große Erwartungen, ohne Niederlage und dann auch noch die Niederländer weggehauen - 2012 war man reif für den Titel. Wer sollte “uns” diesmal aufhalten? Die Spanier? Ha, die haben zwar ein gutes Team, aber, aber...jetzt sind wir einfach mal dran. Und dann fehlt denen auch noch dieser haarige aus der Abwehr, der da zuletzt das Tor gemacht hat und der einzige Stürmer (den man so kennt). Diesmal sind “wir” dran. Es folgten die üblichen, seit 2006 bekannten, Rituale: Flaggen und Spiegelschoner wurden hervorgeholt. Allerlei schwarz-rot-goldene Fanutensilien wurden auf den Markt geworfen (hier eine Sammlung des größten Sch...) und vor jeder Kneipe wurden die Hinweistafeln gleichgeschaltet: “Bei uns alle EM-Spiele live!”

Und es ging ja auch gut los - drei Siege in der Hammergruppe - wer soll uns denn stoppen? Darauf einen Autokorso. Dann noch schnell die Griechen weggeballert und schon standen “wir” im Halbfinale. Nur noch Italien rauswerfen und dann ist es fast geschafft. Dann sind wir dran. Doch es kam anders und unspektakulär. Zwei Fehler reichen und statt dem Durchmarsch ins Finale stand man mit leeren Händen da. Was denken “die” sich eigentlich? Enttäuschung, Frustration, Unverständnis, Wut. “Die haben es verkackt, die Luschen!”

Spätestens an diesem Punkt merkte man, worum es den meisten wirklich ging: Ums gewinnen, gewinnen, gewinnen und sich selbst feiern! Nichts anderes. Fußball, ESC, wasauchimmer, es geht ums gewinnen! Der Zweite ist der erste Verlierer usw. Nun ist das mit dem Gewinnen so eine Sache. Es gibt beim Fußball kein Drehbuch (wäre aber eine mögliche Option für kommende Turniere, Stichwort Weltregie). Spannung ist eher unerwünscht und das schwarz-rot-goldene Publikum darf nur in homöopathischen Dosen damit in Berührung kommen, bzw. spannend ist nur, was auch spektakulär ist - ein 0:0, das in die Verlängerung geht...laaangweilig! Wenn das eigene Team nicht mindestens zwei Tore vorn liegt, kann man einfach nicht in Ruhe feiern.

Wer selbst Fußball spielt oder regelmäßig interessiert Spiele verfolgt, der weiß, dass das Verlieren elementarer Bestandteil des Sports ist. Man lernt Niederlagen zu akzeptieren und sie als einen Teil des Ganzen zu begreifen. Ohne die vielen Niederlagen würde sich ein Sieg nie so wertvoll anfühlen. Wie hat es sich wohl für einen echten Fan des Klubs angefühlt, als man 2007 den Pokal holte und in Europa spielen durfte. Seit 1968 hatte man zuletzt etwas gewonnen - 39 Jahre titellos. Jemand, der sich wirklich für den Verein interessiert, die Auf- und Abstiege miterlebt hat, muss wohl eine ganz andere Form von Glück empfunden haben, als irgendein Opportunist, der gerade zufällig bei der Pokalfeier vorbeikam und Freibier abgriff. Beim Fußball gibt es nunmal kein Happyend und keine Garantie auf Erfolg.

Niederlagen einstecken ist einfach nicht massenkompatibel und macht keinen Spaß, wenn man sich nicht ernsthaft für ein Thema interessiert sondern nur mitfeiern will. Eine Niederlage der Nationalelf war für die EM nicht eingeplant. Es sollte durchgefeiert werden bis zum Finale. Stattdessen - Frustration, Enttäuschung und ein bisschen Wut.

Aber wer hat uns denn überhaupt diktiert, ob unser Abschneiden nun gut oder schlecht war, ob unsere Spieler Stars oder Pfeifen sind. Für mich stellt sich dann immer die Frage, ob unsere Medien die allgemeine Befindlichkeit der Deutschen nur wiedergeben, ob sie sie beeinflussen oder - speziell die Bild - für sich beanspruchen, sie zu diktieren. Noch nie habe ich vor einer EM/WM einen so einstimmigen Kanon aus den Medien vernommen: “Wir sind Favorit und holen den Titel.” Umso größer dann die Frustration in den Medien nach dem Ausscheiden. Zwischendrin wurde ein so großer Erwartungsdruck aufgebaut, dass sich ein gewisser Thomas M. aus M. sogar für den Titelgewinn geschämt hätte.

Haben die Medien den Deutschen gesagt, wie sie sich zu fühlen haben (und alle plappern es nach) oder nur die allgemeine Stimmung wiedergegeben? Das gleiche gilt für die Euphorie bei den vorherigen Turnieren. Wer hat sie geschürt und Sprüche geklopft? Und wer hat ihnen Gehör geschenkt und sein Auto beflaggt? Fragen über Fragen.

Freitag, 6. Juli 2012

So schreibt man Geschichte!

Die Presseabteilung des DFB greift anscheinend nach jedem Strohhalm, um in der 3. Liga Spannung herbeizureden. Dem Trainer der zweiten Mannschaft des BVB konnte z.B. dieser O-Ton entlockt werden:
"Wir wollen Geschichte schreiben[...]Noch nie ist es einer zweiten Mannschaft des BVB gelungen, zwei Jahre in Folge in der eingleisigen 3. Liga zu bleiben."
Die zweite Mannschaft, des BVB, zwei Jahre in Folge, in der Dritten Liga (ab 2008/09) - das wäre wirklich monumental! Was hat man da nur zusammenkonstruiert! Ob die beiden Sätze wirklich in direktem Zusammenhang stehen? Und gibt es wirklich nichts spannenderes, worüber in Liga 3 berichtet werden kann? Unfreiwillig komisch, wie ich finde. Oder doch der große Wurf in Liga 3?

Montag, 25. Juni 2012

Was Fernsehzuschauer bei EM-Übertragungen zu sehen bekommen

EM2012 im TV

Nur 4 Gründe, warum ich diese EM bislang so spannend finde!

Bei den geschätzten 11freunden hat Alex Raack EM-Kritik da so einen Artikel (eher Kommentar) geschrieben, warum er die EM langweilig findet. Die Ironiekeule wird im Text geschwungen und dennoch habe ich den Eindruck, dass er diese Kritik ernst meint. Ich habe da eine gegenteilige Meinung und möchte deshalb an dieser Stelle meine nur 4 Gründe nennen, warum ich die EM bisher so spannend finde.

1. Die Spanier

Ich fand die Spanier aus 2008 und 2010 eher langweiliger als die aktuellen. Die Spiele gegen Italien, Kroatien und auch Frankreich waren, meiner Meinung nach, richtig spannend. Immer wieder kamen die Spanier in Bedrängnis und sogar die Franzosen, bei denen wenig zusammenlief, hatten ihre Chancen. Mit Puyol und Villa fehlen zwei wichtige Spieler und ich frage mich, ob die Spanier, so wie Topexperte Kretzschmar bei Waldi orakelte "nur so hoch springen, wie sie müssen" oder einfach nicht besser können. Das Spiel gegen die kompakten Portugiesen wird der nächste Prüfstein.

2. Die Fast-Sensationen

Auch wenn es noch nicht die Mutter aller Sensationen gab, so finde ich, dass es nicht wenige uninteressante Spiele gab, in denen die Außenseiter den Favoriten in die Suppe spucken konnten. In Gruppe A kommen die Griechen ins Viertelfinale. In Gruppe B schlagen die Dänen die Niederländer, die sang- und klanglos ausscheiden und die Portugiesen ziehen mit der schlechtesten Mannschaft seit 20 Jahren (so sagten es zumindest die portugiesischen Reporter vor der EM) ins Halbfinale ein.
In Gruppe C machen Kroaten und Italiener den Spaniern das Leben schwer und in Gruppe D kommen die Ukrainer fast ins Viertelfinale und die Schweden enttäuschen zunächst, schlagen dann aber, bereits ausgeschieden, die Franzosen. Wie ein Kommentator schon unter dem Artikel richtig schrieb, "Sensationen sind doch nur Sensationen wenn sie selten vorkommen" (die Einladung zum Doppelpass ist sicher) und ich denke, dass es, wenn auch nicht zu Sensationen (bspw. Finale Irland vs. Malta), zu einigen handfesten Überraschungen gekommen ist.

3. Die Spiele

Auch hier muss ich widersprechen. Ich fand einen Großteil der Spiele ziemlich spannend und in Anbetracht der teilweise recht hohen Temperaturen und der Wichtigkeit der Spiele, ist eben nicht mit rauschhaften Sturmläufen und Kabinettstückchen am laufenden Band zu rechnen. Und um schnöde Zahlen zu bemühen: Es gab, bis auf das Viertelfinale England - Italien (welches bei Erscheinen des von Herr Raacks Artikel noch nicht gespielt war), kein einziges 0:0.

4. Die Fans

Da ich nicht live vor Ort bin, kann ich nur einschätzen, was das Fernsehen zu mir ins heimische Wohnzimmer übermittelt. Und ja, mir gehen die Einblendungen der Weltregie von x-beliebigen lustig kostümierten Fans, die dann irgendwie rumalbern, wenn sie merken, dass sie gefilmt werden, gehörig auf den Sack. Einstellungen nasebohrender Fans, für die ich mich ja noch erwärmen könnte, gibt es leider nicht mehr (die Weltregie ist ja dazu übergegangen, irgendwelche Einstellungen von irgendwann einzublenden, wenn sie es für richtig hält und nicht, wenn sie gerade live passieren - das wäre in Zukunft auch ein Stilmittel, um den gesamten Spielverlauf zu dramatisieren, siehe Pulp Fiction).
Jetzt habe ich mich mehr über die Weltregie als die Fans aufgeregt, denn an denen habe ich gar nicht soviel zu kritteln - man erinnere sich nur an die Gesänge der irischen Fans und die der Engländer sowie an die Unterstützung der polnischen Fans - also ich kann nicht meckern und darf auch gar nicht meckern.

Den letzten Punkt von Alex Raack, die Organisatoren-Kritik, kann ich vom Sofa aus nicht beurteilen.




Donnerstag, 14. Juni 2012

Wie ich bei Tippspielen abschneide

EM-Zeit ist Tippspielzeit. Und mit Tippspielen ist das so eine Sache - zumindest bei mir. Besonders erfolgreich bin ich nie, doch ich tippe auf niedrigem Niveau stabil. Bei einem normalen Bundesligatippspiel tippe pro Spieltag bei 3-4 Spielen zumindest tendenziell richtig.
Mit “normal” ist in diesem Zusammenhang anonym gemeint. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich, sobald ich die Mit-Tipper kenne, komplett versage. Noch schlechter sind meine Ergebnisse nur, wenn es auch noch einen halbwegs attraktiven Preis zu holen gibt.
Ich habe das mal in ein kleines Diagramm gezwängt:
Wie ich bei Tippspielen abschneide.
Geht es noch mehr Leuten, handelt es sich sozusagen um ein generelles gesellschaftliches Problem?

Samstag, 9. Juni 2012

Die abseitige Presseschau zur EM

"Die EM steht vor der Tür, da muss es doch noch das Ein oder Andere zu berichten geben, was in irgendeiner Form verwurstet werden kann." 
Bei so mancher Meldung (auch auf den großen Nachrichtenseiten) kommt es mir so vor, als ob genau das der einzige Antrieb war, den entsprechenden Content zu produzieren. Allerlei Unnützes weit abseits des Fußballs wurde da zusammengeschrieben und -geklickt - ich habe mir einen Überblick verschafft. Eine Auswahl der abseitigen Topthemen zur EM.

Maskottchen-Bashing

Der einhellige Tenor: Die Maskottchen Slavek und Slavko sind das Produkt einer weltfremden Marketingagentur, wie bei jeder FIFA/UEFA-Veranstaltung. Die beiden bunten Wichte haben keine landestypischen Namen verpasst bekommen und sehen natürlich, wie immer, schrecklich aus. An dieser Stelle kann auch immer an Goleo (der mit dem sprechenden Ball, aber ohne Hose) erinnert werden, wie bei jeder FIFA/UEFA-Veranstaltung. Beispielhaft die taz:

„Slavek und Slavko oder SS“ - KEIN POLE HEISST SLAVEK UND KEIN UKRAINER SLAVKO
Das Team von ran.de hat gleich, was würde näher liegen, eine Klickstrecke mit allen Maskottchen kreiert.

Songs zur EM

Eine ganz sichere Bank in Sachen "Aufreger und Peinlichkeiten" sind natürlich die Unmengen an Songs, die zu jeder Fußballgroßveranstaltung auf den Markt geworfen werden. In Deutschland versucht inzwischen jeder Provinz-DJ sein Stück vom Kuchen abzubekommen. Die 11freunde haben eine hübsche Aufstellung gemacht (in die leider auch die Kneipenterroristen, eine Band aus dem rechten Spektrum) geraten sind.
Außen vor gelassen wurde dabei zum Glück der Song von Matze Knop und Waldi Hartmann, der sich wie einer von Knops verkorksten Witzen (nur eben 3 Minuten lang) anhört. Spiegel Online war sich nicht zu schade dem Quatsch in Form eines vorproduzierten Videos einer Nachrichtenagentur eine Bühne zu geben (und dass dann auch noch im Sport- und nicht im Wald-und-Wiesen-Ressort zu veröffentlichen).
Der offizielle EM-Song der Polen ist natürlich auch ein Thema. Darbietung und Musik erinnern stark an den russischen ESC-Beitrag und Focus und Express und viele andere liefern ironisch-witzige Beiträge dazu.


Orakel...

Krake Paul ist tot, es leben die neuen Orakel! Zur Fußball-EM müssen natürlich Ersatz-Orakeltiere her. Der Vorteil an dieser Methode zur Ergebnisvorhersage - es werden genau gar keine Vorkenntnisse in Sachen Fußball benötigt. Da werden Elefanten, neue Kraken, Seidenhühner, Hunde und viel anderes Getier bemüht, um den Ausgang der Spiele vorherzusagen. Man kann die Tierchen niedlich finden, seine Witzchen machen und hat sogar noch eine Prognose für das kommende Spiel. Irgendein Grottenolm wird bestimmt zweimal in Folge richtig liegen und die internationale Presse kann sich dann endgültig darauf stürzen.
Vorab-Berichterstattung ist natürlich auch gegeben: Was der Thüringischen Landeszeitung nur eine Meldung im Kinderteil wert ist, verwurstet die Bild natürlich zu einer Klickstrecke für die Großen.


...und andere Mutmaßungen zum Turnierausgang

Jeder noch so abstrusen Methode zur Vorhersage des Turnierausgangs wird Gehör geschenkt (siehe Orakel). Im Fußballmarkt-Blog der Wirtschaftswoche werden die medienwirksamsten Wahrsagemethoden vorgestellt: Vom Auskungeln mittels EA Sports-Simulation über die einfache Addition von Marktwerten bis hin zu den EM-Prognosen der TU Dortmund.

Außer Konkurrenz

Gesondert hingewiesen sei zum Abschluss nochmal auf die tolle Meldung der FTD, dass belgische Fans ihre Unterstützung zur EM versteigern sowie auf eine fragwürdige Klickstrecke des Kuriers mit dem Titel "Die Euro wirft viele Fragen auf" - genau wie die Klickstrecke selbst, denn was fällt einem zu einem Bild griechischer Fans ein, das wie folgt betitelt ist:

"Schlafen die Griechen unter einem Rettungsschirm, weil sie sich die sauteuren ukrainischen Quartiere nicht leisten können?"


Donnerstag, 31. Mai 2012

Testspiel-Phrasenbingo

Update: So viele der vorhergesagten Phrasen sind gestern gar nicht zum Einsatz gekommen. Das "Muster ohne Wert" konnte Steffen Simon sich nicht verkneifen, eine der Worthülsen, die man schon so oft gehört hat, das man über ihre Bedeutung schon gar nicht mehr nachdenkt.

In Interviews nach dem Spiel wurde dafür umso öfter vom "Rückenwind" gesprochen. Wobei ich mich frage für welche Art von Rückenwind ein 2:0 gegen Israel sorgen kann - ich werde jetzt keine Vergleiche heranziehen. "Rückenwind" fasst aber auch die Aussagen aller Beteiligten von gestern Abend ganz gut zusammen: Nach Möglichkeit alles postiv reden, um nur keine Diskussionen aufkommen zu lassen.  

Mit Testspielen ist das ja so eine Sache. Mit Spannung ist es da nicht soweit her. Wer nicht gerade darauf achtet, dass sich der Achter halbrechts ein bisschen horizontaler und eher raumfüllend verhalten müsste, dem könnte beim Fußballschauen doch tatsächlich langweilig werden.

Ein in Business-Meetings sehr beliebter Zeitvertreib kann da Abhilfe schaffen. Speziell für diesen letzten Härtetest, bei dem die N11 den Sommerfußball vom Schweiz-Spiel vergessen machen muss, um noch einmal Selbstvertrauen für die EM zu tanken, habe ich ein kleines Testspiel-Phrasenbingo erstellt. 

Spielprinzip ist ganz einfach, wenn Steffen Simon heute Abend eine der Phrasen verwendet - einfach abstreichen. Die schnell zusammengeklickte Googlepräsentation kann mittels des Zahnrädchens ausgedruckt oder direkt bearbeitet werden:



Es gibt bestimmt noch eine Vielzahl an besseren Phrasen...Vorschläge als Kommentar oder gleich eine Kopie mit eigenen Phrasen anlegen.