Ein Jahr im Kreis
Ich spiele Fußball.
In der letzten Liga.
Und schreibe darüber.
>>>Lesen>>>

Miro Klose zum Scrollen
Die lange Karriere des Miroslav Klose in der Nationalmannschaft.
>>>Lesen>>>

120minuten
Lange Fußballtexte wechselnder Autoren. Von und mit mir.
>>>Lesen>>>

Sonntag, 25. August 2013

Ablösegedanken

Noch wenige Tage ist es geöffnet, das ominöse Transferfenster. Einige dicke Brocken haben es bereits in Richtung Monaco, München oder Manchester passiert, weitere könnten in den verbleibenden Tagen noch folgen. Die Summen, die gezahlt werden, sind stattlich und erscheinen teils exorbitant hoch. Gefühlt gehen die Transfersummen im Vergleich zu früheren Jahren durch die Decke. Ob dem wirklich so ist, und, wenn ja, warum, versuche ich im folgenden herauszufinden.

Zunächst habe ich mir die Entwicklungen der Transfersummen der letzten 15 Jahre vorgenommen. Anhand der jeweils 20 größten Transfers habe ich die Transfervolumina verglichen:



Der Spitzenwert datiert tatsächlich aus der Saison 2001/2002. Das Volumen der 20 größten Transfers betrug mehr als 670 Mio. Euro. Und auch in der Saison 2000/2001 wurden bereits mehr als 540 Mio. Euro ausgegeben. Dieses außergewöhnliche Hoch lässt sich auf die Galaktikos aus Madrid zurückführen. 2000 war es Luis Figo der von Erzrivale Barcelona ins Bernabeu gelotst wurde und ein Jahr darauf begrüßte man Zinedine Zidane in Spaniens Hauptstadt.

Von 2002/2003 bis 2006/2007 sind die Ausgaben verglichen dazu relativ moderat. Ab 2007/2008 steigen sie dann aber deutlich an mit einem weiteren Zwischenhoch, wiederum verursacht durch Real Madrid, das sich die Dienste von Cristiano Ronaldo für beinahe 100 Mio. Euro sicherte. Sollte es in dieser Saison noch zu einem großen Transfer kommen, könnte der Rekord geknackt werden. 

Deutlich wird: seit Mitte des letzten Jahrzehnts sind die verglichenen Transfervolumina deutlich und dauerhaft gestiegen. Schaut man sich die einzelnen Vereine an, so ist auch eine Verschiebung der Transferströme erkennbar. Waren es in den ausgehenden 90ern und den frühen 00er-Jahren noch die italienischen Klubs, die am meisten ausgaben, so waren es ab Mitte der 00er die englischen Klubs, die ordentlich mitmischten und in jüngster Vergangenheit auch neue Akteure mit Koffern voller Geld aus Osteuropa oder Frankreich. Nicht zu vergessen die Bundesliga bzw. Dortmund und Bayern, die inzwischen auch für Großtransfers die Vereinsschatulle öffnen.

In meinem folgenden Erklärungsversuch möchte ich jetzt nicht im Detail auf neue Fernsehdeals in England oder einzelne Scheichs aus Katar eingehen sondern eher allgemeine Entwicklungen, die für die höheren Transfersummen verantwortlich sein können, beschreiben.

Mehr Moneten 

Fußball wird immer populärer. Mehr und mehr Menschen interessieren sich für das runde Leder und Wettbewerbe wie WM oder Champions League sind längst viel mehr als nur Sport - sie sind ein global wahrgenommenes mediales Event und werden auch so vermarktet. Bis in die letzten Winkel der Welt verkaufen die großen Klubs ihre Trikots. Fußballvereine sind globale Marken, deren Wert in die Milliarden gehen kann, auch weil der Sport so beliebt und bekannt ist wie nie. 

Fußball lässt sich besser verkaufen. Die TV-Einnahmen sind rapide gestiegen und für Investoren sind Fußballklubs mit ihren inzwischen immensen Umsätzen und ihrem Image als Geldanlage interessant. Kurzum: der Fußball wurde auf höchster Ebene in den vergangenen Jahren mit Geld überschwemmt. TV-Sender, Scheichs und potente Sponsoren, die vom Glanz des Sports profitieren möchten, machen es möglich.

Mehr Konkurrenz

Es ist eng geworden unter den Topklubs. Zumindest, was das Anspruchsdenken und die finanziellen Möglichkeiten angeht, hat sich die Zahl der Topklubs deutlich erhöht. Blickt man z.B. nach England so sind dort in der jüngeren Vergangenheit mit Manchester City und Chelsea zwei Vereine geschaffen worden, die es finanziell mit Manchester United aufnehmen können - selbst ein Klub wie Arsenal kommt an diesen neuen großen Drei nicht mehr vorbei. In Frankreich und Osteuropa sind in den vergangenen Jahren dank potenter Geldgeber innerhalb kurzer Zeit echte Schwergewichte entstanden - an PSG und Co. führt in der Champions League kein Weg mehr vorbei. Es konkurrieren also mehr Vereine, die mit mehr Geld denn je ausgestattet sind um die besten Spieler.

Human Resources

Weltklassespieler wachsen nicht auf Bäumen. Auch wenn das die Vereine mit ausgefeilter Jugendarbeit anstreben. Deren Erfolge stellen sich aber erst langfristig ein. Wer schnell nach oben möchte, muss sich ein Dreamteam zusammenkaufen. Die begrenzende Ressource ist dabei meist nicht die finanzielle sondern die personelle. Trotz noch so guter Ausbildung wird es immer Spieler mit besonderem Talent und außergewöhnlichen Fähigkeiten geben, deren Dienste sich am liebsten jeder der großen Vereine sichern möchte. Und wenn es um die Verpflichtung eines solchen Ausnahmekönners geht, spielt Geld keine Rolle mehr. 

Die Toptransfers sind in den vergangenen Jahren nicht signifikant jünger geworden, jedoch erzielen junge Spieler Anfang 20 höhere Transfererlöse. Das liegt natürlich auch daran, dass sie bereits in jungen Jahren auf sehr hohem Niveau agieren. Die Halbwertszeit eines Fußballprofis scheint indes kürzer zu werden. Spieler, die auf die 30 zugehen, gehören heute schon so langsam aber sicher zum alten Eisen. Das Zeitfenster um einen Weltklassespieler zu verpflichten, wird kleiner - wer heute ganz vorne ist, wird in 3 Jahren vielleicht schon von besser ausgebildeten neuen Sternen am Fußballhimmel überflügelt. Um einen Spieler auf dem Zenit seiner Karriere zu bekommen, gibt es nicht viele Chancen. Der Markt ist klein und die Nachfrage gewachsen.
Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass die Ablösesummen immer weiter steigen. Mehr Vereine mit ungeahnten finanziellen Möglichkeiten streiten um einen begrenzten Spielerpool. Absurd hoch erscheinen die gezahlten Summen für Außenstehende dennoch. Die Millionenbeträge wirken befremdlich, spiegeln aber den Marktwert der Profis innerhalb des mit Geld gefluteten Fußballgeschäfts wider. Bei allen Veränderungen am Transfermarkt kann man sich jedoch auf eine Konstante verlassen: Für die absoluten Rekordtransfers ist in erster Linie Real Madrid zuständig. Zum Zeitpunkt, da ich diese Zeilen schreiben, steht noch Gareth Bales Transfer zu den Königlichen im Raum. Sollte dieser bis Ende des Transferfensters über die Bühne gehen, wäre es wohl der Transferrekord dieses Sommers.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen