Ein Jahr im Kreis
Ich spiele Fußball.
In der letzten Liga.
Und schreibe darüber.
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Miro Klose zum Scrollen
Die lange Karriere des Miroslav Klose in der Nationalmannschaft.
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120minuten
Lange Fußballtexte wechselnder Autoren. Von und mit mir.
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Dienstag, 26. März 2013

Europapokalvorschau V - Früh dran

Update: Málaga hat am Wochenende auswärts bei Rayo gewonnen und ist in der Tabelle auf Rang 5 geklettert.

Es ist noch ein bisschen Zeit bis zum CL-Viertelfinale, aber wegen Ostern kommt meine Europapokalvorschau diesmal etwas früher. Anders als bei der Erstauflage habe ich mich diesmal auf nur ein Spiel konzentriert und gehe dafür mehr ins Detail. Meine Wahl ist nicht auf Juve sondern auf Málaga gefallen - der Außenseiterstatus war mir einfach sympathischer.

Also habe ich die wichtigsten Fakten zu den Spaniern in eine Infografik gegossen. Die Zahlen bestätigen ganz deutlich die Außenseiterrolle von Málaga - in der Champions League bisher wenige Tore bzw. Chancen, niedrige Werte bei Ballbesitz und Passquote - dafür aber ziemlich effektiv. Ich bin kein Taktikfuchs, aber wenn im Viertelfinale die beiden Teams mit den niedrigsten Ballbesitzwerten aufeinandertreffen, könnte das interessant werden.

Was jetzt nicht in der Infografik zu sehen ist: In der spanischen Liga hat nur Atletico Madrid weniger Gegentore kassiert und elf Mal blieb Málaga ganz ohne Gegentor - das könnte man als defensiv-kompakt zusammenfassen.



Montag, 25. März 2013

Jugendauswahlmannschaftsfotos

Der Onlineableger des Magazins FourFourTwo hat jüngst ein kleines Onlinequiz gestartet: Wer kennt die Jungspunde auf alten U21-Mannschaftsfotos der englischen Auswahl.

U-21 1997, wohlgemut blickt man dem internationalen
Schlagabtausch entgegen, fourfourtwo.com

Neben der Knobelei transportiert diese Ansammlung von Jugendauswahlmannschaftsfotos aber auch unterschwellige Botschaften, die ich fast noch interessanter als das Quiz selbst finde - was natürlich auch an meiner großen Unkenntnis bezüglich englischer Talente, die nicht den Durchbruch geschafft haben, liegen kann. Obwohl ich beim Anblick der Auflösung gestehen muss, dass gar nicht so viele Unbekannte dabei sind.

Man beachte zum einen die meist sparsam besuchten Ränge im Hintergrund. Diese Ansammlung fast leerer Tribünen hinterlässt einen tristen, tragikomischen Eindruck. Wer besucht eigentlich U21-Auswahlspiele? Scouts, Schulklassen, Laufkundschaft?

Man beachte auch die Blicke der Spieler: Manchmal abwesend, manchmal schlecht gelaunt, manchmal an der Kamera vorbeischauend.

Zusammen mit den leeren Rängen entsteht der Eindruck, dass sich viele der Jungnationalspieler fragen, was sie hier gerade machen und wen das überhaupt interessiert:

"Kann denn nicht endlich angepfiffen werden, sodass dieses unwirkliche Schauspiel so schnell als möglich vorüber ist? Und wozu soll dieses Foto gut sein? In einigen Jahren wird es vielleicht für allerlei Schabernack herangezogen und auf Kosten meiner Person erlauben sich ältere Herren billige Scherzchen zu meiner dann total aus der Zeit gefallenen Frisur", mag sich der Ein oder Andere denken.

Aber das sind natürlich ausnahmslos Spekulationen, die auf meinen Eindrücken beruhen...

Montag, 11. März 2013

Einen Blick wert - OstDerby, eine Kurzrezension

Warnung: Dieser Text enthält teils überschwängliches Lob.

Ich weiß gar nicht so genau, wie ich auf das neue Magazin OstDerby aufmerksam geworden bin. Ich denke mal, es ist der Erwähnung auf Fokus Fußball geschuldet. Ich habe einen Blick ins Heft gewagt und kann dem Leser schon an dieser Stelle versichern, dass ich eine Kaufempfehlung aussprechen kann.

Der Schwerpunkt von OstDerby ist die Fußballkultur in den neuen Bundesländern, ob fehlender Erstligisten ein oft stiefmütterlich behandeltes Thema. Geschrieben werden die Beiträge von Fans, Bloggern und Journalisten. Da ich aus den neuen Bundesländern stamme und Freund eben jener Fußballkultur bin, habe ich nicht lange überlegen müssen und mir das Heft gekauft.

3 Euro empfand ich als angemessenen Preis für ein Erstlingswerk. Der Kauf ging schnell und unkompliziert von der Hand - wenn man ein Paypal-Konto hat (seit Kurzem kann man das Magazin anscheinend auch per Lastschrift und Kreditkarte bezahlen). Man bekommt einen Link per E-Mail über den man dann das Heft als PDF herunterladen kann - 34 MB sind das bei der hochauflösenden Version mit mehr als 70 Seiten Lesestoff.

Layout und Satz des Heftes sind für eine Erstausgabe gut gelungen - man findet keine Textwüste vor - die Beiträge werden durch viele abwechslungsreiche Fotos untermalt. So entsteht, wie ich finde, echtes Magazin-Feeling.

Abwechslungsreich sind auch die Inhalte des Magazins. Texte zur aktuellen Situation bei den Ostvereinen wechseln sich mit Historischem und Anekdoten ab. Besonders gut gelungen sind die Beiträge zu den Aufstiegsambitionen von RB Leipzig, die Story zur letzten Oberligasaison der Cottbuser und natürlich auch die Titelgeschichte zum Olympiasieg der DDR-Auswahl.

Wo Licht ist, gibt es natürlich auch Schatten. Zwischen den vielen unterhaltsamen und informativen Texten sind auch schwächere Beiträge zu finden. Manchmal schweifen die Autoren ab oder es fehlt der rote Faden - es stammen nicht alle Texte aus der Feder eines erfahrenen Schreibers. Auch wer ein durchgestyltes, vollvermarktetes Hochglanzpresseprodukt mit interaktiven Infografiken, eingebetteten Videos u.ä. erwartet - wird nicht zufrieden sein.

Dafür kann OstDerby mit einem anderen Pfund wuchern - Authentizität. Man merkt dem Magazin an, dass es von Fans und Kennern des Ostfußballs mit viel Sorgfalt erstellt wurde - ohne dabei in eindimensionale Sichtweisen abzugleiten. Den Spagat zwischen Texten mit journalistischem Anspruch und Fanmeinung finde ich gelungen - deshalb gibt es von mir eine uneingeschränkte Kaufempfehlung.





Dienstag, 5. März 2013

Europapokalvorschau - Feedback erwünscht

Vor den Hinspielen in Champions League und Euro League habe ich mir die Gegner der Bundesligavertreter in Form einer Infografik vorgenommen - siehe die Abbildung. Möglich gemacht, hat das der Dienst piktochart, mit dem man online "schnell" solche Grafiken erstellen kann.

Für die kommende Pokalrunde würde ich das gern fortführen, bin mir aber nicht so ganz sicher in welcher Form. Ich denke darüber nach nicht mehr alle, sondern nur ausgewählte Gegner zu bearbeiten und stattdessen mehr ins Detail zu gehen. An dieser Stelle möchte ich das Wort an meine vermutlich überschaubare Anzahl von Lesern richten:


  • Hat euch die Europapokalvorschau gefallen?
  • Sind die Fakten zu trivial, wären andere Informationen spannender?
  • Langweilt das immer gleiche Layout?
  • Überflüssig das Ganze?
  • Und überhaupt?

Fragen über Fragen. Ich freue mich auf eure Kritik.

Zur Erinnerung: hier sind alle Infografiken zu finden.

Sonntag, 3. März 2013

Abseits ist, wenn...

Ein Schiedsrichterpodcast? Ich war skeptisch als ich das erste Mal von Collinas Erben hörte. Ob das interessant ist? Reinhören kann ich ja mal, dachte ich mir. Und seitdem möchte ich Collinas Erben nicht mehr missen. Fundiert, unterhaltsam und, meiner Meinung nach, aufwändig vertont, ist das, was regelmäßig über den Äther geht. Vorfreude, wenn der Podcast mit hintergründigem, einer Schallplatte nachempfundenen, Knistern und der bekannten Melodie beginnt. Überraschung oder einfach nur ein breites Lächeln, wenn neue oder klassische Zitate zum Besten gegeben werden. Aufgrund von Problemen mit der Datenverbindung durfte ich mir Lothar Matthäus' beleidigtes "nur für eine Richtung" gleich mehrfach anhören - ein Fest. Aber genug der Lobhudelei. Die wenigen Leser dieses Blogs haben sicherlich schon andernorts von den Vorzügen der Erben Collinas erfahren.

Worauf ich hinaus will? Just dort ging es um die Geschichte der Abseitsregel (ab 28:15) und ich bin irgendwie an dem Thema hängengeblieben. In den Anfängen gab es nur, die dem Rugby ähnliche Regel, dass der Ball nicht zurück nach vorn gepasst werden durfte. Noch im 19. Jahrhundert wurde diese Regel angepasst und es entstand eine Abseitsregel, die dem heutigen Reglement schon relativ ähnlich war: Ab 1873 war für eine Abseitsstellung nicht mehr der Moment der Ballannahme sondern der Moment der Ballabgabe interessant. Bei Collinas Erben wird diese Änderung in das Jahr 1925 verschoben, wo dann "die Scheiße anfing". Fakt ist, die Scheiße fing schon 1873 an (zumindest laut diesen Quellen) und bis zum Ende der Saison 1924/25 stand im Abseits, wer im Moment der Ballabgabe weniger als 3 Abwehrspieler zwischen sich und dem Tor hatte - heute sind es 2 Spieler. Ich fand die Frage, wie es zu eben dieser Änderung von 3 auf 2 Spieler kam, interessant und habe deshalb ein bisschen nachgeforscht.

Die Abseitsfalle wurde zu Beginn der 20er-Jahre sehr gern in England gespielt. Besondere Verdienste auf diesem Gebiet erwarben Frank Hudspeth und Bill McCracken von Newcastle United. Den beiden Außenverteidigern (in 20er-Jahren bestand die Verteidigung aus lediglich 2 Spielern) gelang es, eine beinahe narrensichere Abseitsfalle aufzustellen. Und die Gegner taten es ihnen gleich. Im Februar 1925 ermauerte sich Newcastle in Bury das sechste 0:0 der Saison und in ebendieser fielen pro Spiel im Schnitt nur noch 2,58 Tore - beides, für damalige Verhältnisse, dramatisch niedrige Werte. Nur zum Vergleich: In der Saison 2011/12 wurden in der Bundesliga im Schnitt 2,85 Tore geschossen.

Die Funktion der Abseitsfalle ist schnell erklärt: Die beiden Verteidiger spielten nahezu auf einer Linie fast auf Höhe der Mittellinie. Schnappte die Abseitsfalle mal nicht zu, gab es immer noch einen Verteidiger, der den Angreifer stellen konnte. Durch diese Spielweise fand das Spielgeschehen meist in schmalen Streifen links und rechts der Mittellinie statt - die Verteidiger rückten so weit wie möglich nach vorne auf. Mit kurzen Pässen und Dribblings versuchte die angreifende Mannschaft zum Erfolg zu kommen, aber das Spiel wurde immer wieder durch Abseitsstellungen unterbrochen, es fielen weniger Tore, die Zuschauerzahlen sanken.

Um das Spiel wieder attraktiver zu machen sah man Handlungsbedarf und erarbeitete zwei mögliche Lösungen für die Saison 1925/26:

  1. die Anzahl der verteidigenden Spieler, die eine Abseitsstellung auslösen konnten, auf 2 zu verringern oder 
  2. das Abseits nicht ab der Mittellinie sondern erst ab einer neuen Linie, die ca. 36 m (40 Yards) vorm Tor verlaufen sollte, zu pfeifen. 
Es gab einige Probespiele und schließlich entschied man sich für die heute bekannte Variante mit 2 Spielern.

Die Stürmer hatten wieder mehr Bewegungsfreiheit zwischen den Verteidigern, die Flügelspieler hatten mehr Raum und generell wurde die Größe des Spielfelds besser genutzt. Anstelle des Kurzpassspiels wurden öfter lange Bälle in die Räume zwischen den Verteidigern geschlagen. Einige Beobachter sahen diese Entwicklungen skeptisch und vermissten fußballerische Qualität. Der Erfolg gab jedoch der neuen Regel recht: In der folgenden Spielzeit stieg die Anzahl der erzielten Tore pro Spiel auf 3,69 und es kam zu einigen spektakulären, torreichen Ergebnissen. Das lag auch daran, dass sich die Mannschaften erst auf die neuen Gegebenheiten einstellen mussten und dabei so ihre Schwierigkeiten hatten - Arsenal schlug z.B. Ende September 1925 Leeds souverän mit 4:1 um wenige Tage später 0:7 gegen Newcastle zu verlieren. Die Attraktivität des Sports nahm wieder zu. Die Stadien füllten sich.

Bei eben genanntem Arsenal hatte gerade ein gewisser Herbert Chapman den Trainerposten übernommen. Die neue Abseitssregelung veranlasste ihn dazu, das bewährte Spielsystem zu überdenken - Chapman entwickelte die bekannte WM-Formation mit einem zusätzlichen dritten Verteidiger, der klassische Innenverteidiger war geboren. Es dauerte ein paar Jahre, bis sich Erfolge einstellten, dann aber richtig - von 1933-35 holte Arsenal bekanntermaßen 3 Meistertitel in Folge. Das WM-System wurde nach und nach zum Standard und noch viele Jahre praktiziert. Die nächste große Veränderung der Abseitsregel ließ bis 1990 auf sich warten: Ab der Saison 1990/91 war der Angreifer nicht mehr im Abseits, wenn er auf gleicher Höhe stand.

Wie sehr die Abseitsregel das Spiel in den 20er-Jahren beeinflusste, lässt sich eventuell noch in  Comics von Tom Webster nachvollziehen, die zwischen 1923 und 1925 in der Daily Mail erschienen. Auf der Website des British Cartoon Archive sind diverse Comics in guter Qualität zu dem Thema zu finden. Zum Beispiel einer vom November 1923, in dem es um ein 1:1 von Arsenal geht - die ersten 20 Minuten scheinen die Teams damit verbracht zu haben, sich gegenseitig ins Abseits zu stellen. Oder dieser Comic vom Januar 1925 - im Spiel zwischen West Ham und Arsenal kam es zu 30 Abseitsstellungen. Nach der Regeländerung thematisierte Webster u.a. die absurd vielen Toren, die nun fielen oder die Torhüter, die nun plötzlich wieder gefordert waren.

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