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Lange Fußballtexte wechselnder Autoren. Von und mit mir.
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Mittwoch, 19. März 2014

Mit fliegenden Fahnen

Wer regelmäßig die Texte von Sid Lowe liest, für den wird Rayo Vallecano kein unbekannter Name sein. Immer wieder nimmt sich der Mann vom Guardian das Geschehen beim Klub vor, zuletzt hier. Ich habe seinen Ausführungen nicht sonderlich viel hinzufügen und möchte an dieser Stelle einfach mal eine Lanze für einen kleinen Klub und seine unorthodoxe Spielweise brechen.

In Madrid gibt es Real und Atletico aber auch den Vorortklub Rayo Vallecano, den man vom Namen her nicht in/bei der Hauptstadt Spaniens verorten würde. Seit 2011 hält man sich mit bescheidenen finanziellen Mitteln in der ersten spanischen Liga. In der letzten Saison landete man sensationell auf Rang 8 und hätte Anspruch auf die Europa League gehabt. Hätte, weil der spanische Verband Rayo die Teilnahme wegen finanzieller Schwierigkeiten verwehrte.

Schaut man sich die Kader der vergangenen Jahre an, fällt einem auf den ersten Blick nur der Name Michu auf, der von Swansea zu Beginn der Spielzeit 12/13 in die Premier League gelotst wurde und dort einen bleibenden Eindruck hinterließ. 12 Abgänge, darunter die 3 besten Scorer, gab es vor der laufenden Saison. Die 11 Neuzugänge bestehen zur Hälfte aus Leihgaben - zur anderen Hälften aus ablösefreien Spielern. Nur der durchschnittliche Marktwert der Spieler aus Almería ist laut transfermarkt niedriger als der der Rayo-Spieler.

Paco Jémez. Marbella Football Center
By Pedrito Guzman
(Flickr: Paco Jémez. Marbella
Football Center) CC-BY-SA-2.0,
via Wikimedia Commons
Eine der wichtigsten Figuren bei Rayo ist natürlich der Trainer, Paco Jémez, der u.a. Mitte der 90er mehrere Jahre bei Deportivo La Coruna aktiv war. Er übernahm mit Rayo Vallecano im Sommer 2012 seinen ersten Klub in der Primera Division und erreichte prompt den oben erwähnten Europacup-Platz. Paco Jémez ist ein Idealist, so scheint es. Für ihn zählt die Offensive, das Agieren. Ob seine Mannschaft ein Spiel mit 2 oder 4 Toren Unterschied verliert, zählt nicht so viel. Er möchte offensiv spielen, den Gegner dominieren. Rayos Spielanlage ist dementsprechend riskant.

In 28 Spielen hat sein Team die meisten Gegentreffer der Liga kassiert - 62 - was kein exorbitant hoher Wert für einen Abstiegskandidaten ist. An den ersten 6 Spieltagen kassierte man 2 Mal 4 und 2 Mal 5 Tore. Auch keine ungewöhnlichen Zahlen, wenn man weiß, dass der FC Barcelona und Atletico Madrid 2 der Gegner waren. Aber die Art und Weise der Niederlagen war eine ungewöhnliche. Rayo erspielt sich so viele Chancen wie sonst nur die Topteams - sucht fast so oft den Torabschluss wie Barcelona und Real und wird bei den kurzen Pässen nur von den beiden Letztgenannten überboten. Beim Ballbesitz belegt man ligaweit Rang 3, bei der Passquote Rang 4.

So kam es, dass Rayo bei der 0:4 Heimniederlage gegen Barcelona dennoch ein Ausrufezeichen setzen konnte. Zum ersten Mal seit 2008 hatten die Katalanen weniger als 50 % Ballbesitz. Im Ergebnis spiegelte sich diese scheinbare Dominanz nicht wieder und im Saisonverlauf hagelte es immer wieder empfindliche Niederlagen - wie schon in der Vorsaison.

Aber jetzt scheint es wieder zu funktionieren, das System Rayo. Die letzten 3 Spiele gegen Valencia, Real Sociedad und Almería konnten allesamt gewonnen und die Abstiegsplätze verlassen werden. Ich hoffe, dass der Verein der Primera Division erhalten bleibt. So viel Mut muss belohnt werden.

Und so sieht es dann aus, wenn ein Abstiegskandidat mit offenem Visier spielt und damit Erfolg hat (Einbetten war leider nicht möglich).



Sonntag, 16. März 2014

Und wo bleibt die Spannung?

Update: In der Gruppenphase der CL-Saison 14/15 haben die Gruppenletzten erstmals seit 2008 im Schnitt wieder mehr als 3 Punkte in ihren 6 Gruppenspielen geholt. Was die Häufigkeit der Halbfinalteilnahmen angeht - 13/14 hat Barcelona erstmals seit 6 Jahren das Halbfinale verpasst. Das Atletico ins Halbfinale vorstieß, war schon die Überraschung des letzten Jahres - die 3 anderen Halbfinalteilnehmer waren die üblichen Verdächtigen. Gleiches gilt diese Saison: Juventus ist das "Überraschungsteam" - mit Barca, Bayern, Real konnte man planen.

Das die Verteilungsmechanismen und das Financial FairPlay der UEFA nicht gerade förderlich für den Wettbewerb sind, sollte bekannt sein. Deshalb möchte ich jetzt hier auch nicht das Klagelied von der ungleichen Verteilung der Champions League-Millionen anstimmen, das anderswo schon oft (zu Recht) gesungen wurde. Es soll ein anderes Klagelied sein und zwar das des Konsumenten.

Wie spannend ist die Champions League noch für den Zuschauer im Allgemeinen und für mich im Besonderen? Vieles am Modus der Champions League ist darauf ausgelegt, den großen Klubs das Weiterkommen zu erleichtern. Die Gruppenphase dient als Durchgangsstation zu den KO-Spielen, die erstmals für richtig Spannung sorgen (sollen). Aber auch im Achtelfinale treffen die Gruppensieger nur auf Gruppenzweite, gegen die sie noch nicht gespielt haben, die nicht aus dem gleichen Verband kommen und deren offizielle Bezeichnung nicht auf den gleichen Buchstaben endet. Das verhindert meist, dass z.B. Real und Barca vor dem Halbfinale aufeinander treffen. Es gibt keinen Turnierbaum, der dem Fußballintreressierten einen kleinen Blick in die Zukunft ermöglicht. Das Achtelfinale zieht sich wie Kaugummi und erst ab dem Viertelfinale wird ohne Setzliste ausgelost. Da sind dann die Großen bereits unter sich.

Man hat das Gefühl, dass es so viele Regeln und Vorschriften bei der Ansetzung der Spiele gibt, dass kaum noch Platz für Unvorhergesehenes bleibt, für Überraschungsmannschaften, die es mit Losglück und Können auch mal bis in ein Halbfinale schaffen.

Hallo? Genau das möchte ich doch. Natürlich wünscht man sich nicht den reinen KO-Wettbewerb zurück, der eine Mannschaft mit einer Handvoll Spiele zum besten Team Europas machen konnte. Aber ein kleines Überraschungsmoment? Hm?

Die Spiele und ihr Ausgang werden gefühlt immer vorhersagbarer. Die Gruppenphase versprüht zumindest für mich wenig Spannung und die Lücke zwischen den Topklubs und den Mannschaften, die bei der Gruppenauslosung in Topf 3 oder 4 landen, wird größer. Statt latent vorhandenen Gefühlen, sollten natürlich Fakten sprechen. Schaut man sich dementsprechend die Punktausbeute der Gruppenletzten in den vergangenen Spielzeiten an, wird eines klar:



Abgebildet ist die durchschnittliche Punktzahl des Gruppenletzten seit Einführung der Gruppenphase mit 32 Teams. Für die schwächeren Teams, insbesondere aus den kleinen Ligen, zählt nur noch das Dabeisein. Bei Einführung der Gruppenphase erzielten die Gruppenletzten zunächst mal mehr, mal weniger Punkte. Seit 2006 ist ein Abwärtstrend erkennbar. Heißt: der Gruppenletzte ist immer abgeschlagener und dient als Punktelieferant. Im Schnitt gewinnt das Team auf Platz 4 inzwischen nicht mal ein Spiel - gerade mal 2,5 Pünktchen erreichten die 8 Letzten in dieser Spielzeit im Schnitt.

Die Vertreter aus Dänemark, Österreich, Belgien, Schottland und Rumänien fanden sich bspw. 2013 auf Platz 4 wieder. Für die kleineren Verbände ist eine Teilnahme an der Gruppenphase meist das Höchste der Gefühle. 2 mickrige Törchen erzielte Steaua in 6 Spielen, in denen der Keeper vom RSC Anderlecht ganze 17 Mal hinter sich greifen musste. Das macht die Gruppenphase nicht gerade spannender.

Die KO-Spiele sorgen bei mir zwar für mehr Spannung, aber die üblichen Verdächtigen scheinen sich sehr regelmäßig unter den letzten 4 einzufinden. Deshalb habe ich mir die Besetzung der Halbfinals angesehen, also welche Teams es in den CL-Spielzeiten unter die besten 4 Europas schafften. Seit Start der Champions League 1994* habe ich den Zeitraum in 4er-Schritten aufgeteilt. Die folgende Übersicht zeigt die Anzahl der Halbfinalteilnahmen im jeweiligen Zeitraum:


Was auffällt: die großen Namen tauchen in den letzten 8 Jahren öfter in den Semifinals auf. Waren es in den 3 Vier-Jahres-Abschnitten von 1994-2005 immer 10 oder mehr (von 16 möglichen) verschiedenen Teilnehmern, so machten zwischen 2006 und 2009 nur 7 Teams und von 2010 bis 2013 9 Teams die Finalteilnahme unter sich aus.

Der FC Barcelona bringt es inzwischen beispielsweise auf 6 Halbfinalteilnahmen in Folge. Bayern München und Real Madrid scheinen auch ziemlich fest gebucht in den letzten Jahren. Die Dominanz der Premier League scheint etwas nachgelassen zu haben.

Die Vertreter aus kleineren Ligen schauen sich das Kräftemessen der Großen inzwischen aus sicherer Entfernung an. Seit 2006 hat es nur ein Team, das nicht aus England, Spanien, Italien oder Deutschland stammt, in ein Halbfinale geschafft. In den Vier-Jahres-Abschnitten zuvor waren es immer mindestens 2 - in den Anfangsjahren sogar 6, starken französischen Teams sei Dank. Letztgenannte sind ja in den kommenden Jahren wieder im Halbfinale zu erwarten, allerdings nicht aufgrund der klugen und auf Gleichberechtigung bedachten Verteilungspolitik der UEFA, sondern weil die Ligue 1 ein angenehmer Spielplatz für das Wettrüsten von Investoren ist.

Wer also im Halbfinale spielt, danach kann man nahezu seine Uhr stellen. Für mich als Zuschauer ist diese Monotonie im Halbfinale und die Chancenungleichheit in der Gruppenphase ein Quell der Langeweile. Ach, schon wieder Champions League?

Natürlich wollen die großen Klubs abgesichert sein und die UEFA sitzt ein Stück weit zwischen den Stühlen. Einerseits die Interessen der Schwergewichte bedienen und ihnen einen gewissen Erfolg garantieren, um sie weiter im System UEFA zu halten. Andererseits den Zuschauern einen spannenden Wettbewerb bieten. Man hört Kalle und Co. immer mit der eigenen Superliga drohen. Dabei haben wir sie gewissermaßen schon. Nur, dass man in den Gruppenspielen, die eine oder andere Mannschaft aus den kleinen Ligen die Punkte abliefern lässt. Natürlich lebt die Champions League auch von den großen Duellen, aber eben auch vom Wettbewerb.

Das "Produkt Champions League" wird für mich immer unattraktiver. Wer, wie, was dafür verantwortlich ist, ist mir in dem Moment, in dem Bayern Viktoria Pilsen mit 5:0 abfertigt, egal. Ich weiß nur, dass ich mir Spannenderes vorstellen kann.

*zuvor wurde das Finale direkt im Anschluss an die Gruppenspiele ausgetragen

Montag, 10. März 2014

2 Jahre bloggen

Ich hatte es ja schon am Jahrestag auf Twitter erwähnt - dieses Blog ist nun 2 Jahre alt. 2 Jahre, in denen ich hier viel ausprobieren konnte. Als ich angefangen habe, betrug meine Leserschaft genau Null. Endreas war ein neu erschaffenes Pseudonym und auch sonst bin ich wenig bis garnicht in sozialen Netzwerken aktiv. Es gab also niemanden, keine Facebook-Freunde, keine Twitter-Follower, denen ich mein Blog hätte empfehlen können.

Und dennoch fanden/finden eine ganze Reihe von Lesern den Weg hierher - und genau das ist der Punkt, der einen Großteil der Motivation am Bloggen für mich ausmacht - wahrgenommen werden, mitbekommen, dass da jemand ist, der sich für den eigenen Kram interessiert, Gleichgesinnte kennenlernen - Wertschätzung und Kommunikation.

Also großer Dank an alle Lesenden und Weiterempfehlenden. Insbesondere die Leser der ersten Stunde, die dem Blog eine Chance gegeben und die Entwicklung hier verfolgt haben. Als erstes fallen mir da Herr Kamke und Trainer Baade ein, die mir seit den Anfängen bei Twitter folgen. Und natürlich das Team von Fokus Fußball, die täglich ihre Link11 zusammenstellen - eine Win-win-Situation für Schreibende und Lesende.

Ich selbst kommentiere und empfehle viel zu selten weiter. Dabei ist es gerade dass, was diesem Blog auf die Sprünge geholfen hat. Nur so hat überhaupt jemand mitbekommen, dass es hier so ein Ding gibt, bei dem man sich durch Miro Kloses Karriere scrollen kann. Eine etwas verschrobene Idee von mir, die erstaunlich viel Anklang fand, eben durch das Weiterverbreiten via Twitter. 

Notiz für mich also: weitermachen, mehr Blogs lesen, öfter kommentieren und weiterempfehlen.

Danke!