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Dienstag, 29. Januar 2013

Sensationen, Sensationen - die Kap Verden beim Afrika Cup

Die Kap Verden - der Außenseiter, der absolute Nobody, der Microstaat - rocken den Afrika Cup. Eine schöne Geschichte. Ungeschlagen durch die Vorrunde, Gastgeber Südafrika und Gigant Marokko ein Unentschieden abgetrotzt und am Ende gegen Angola das Spiel gedreht. Jetzt im Viertelfinale gegen den haushohen Favoriten aus Ghana. Ein Märchen. Grund zu hyperventilieren. Ein Wunder. Dank Mourinho. Weltweiter Jubel - in den Medien.



Als ich das Eröffnungsspiel des Afrika Cups einschaltete, war ich zunächst auch verwundert: die Kap Verden, ist das nicht so eine Miniland, interessant, dass sich dieses Team für den Afrika Cup qualifizieren konnte. Ich schaute die erste Halbzeit. Südafrika war irgendwie bemüht, brachte aber nichts Gutes zustande. Die Kap Verden wirkten auf mich viel abgebrühter - sie spielten sich Chancen heraus, es war mehr Zug zum Tor zu erkennen und die kleinliche Linie des Schiedsrichters nutzten sie aus, um Fouls zu ziehen. Ich konnte mir nicht so recht vorstellen, dass es sich hier um einen krassen Außenseiter handelte.

Jetzt nach der Vorrunde bzw. im Verlauf dieser brachen die oben genannten Jubelstürme los und ich wollte es genauer wissen. Ich muss gestehen, dass ich keinen der Spieler genauer kenne und meine Recherche relativ oberflächlich verlief - ein Check bei Transfermarkt: 22 der 23 Spieler sind Legionäre. Die meisten verdienen ihr Geld in Portugal (von dem die Kap Verden seit 1975 unabhängig sind), der Kader hat zusammen etwas mehr als 200 Länderspiele bestritten und einen Marktwert von ca. 14 Mio €. Aktuell steht man in der Weltrangliste auf Platz 70.

Ich weiß, dass diese Zahlen nicht besonders viel aussagen, aber sie lassen eine grobe Einordnung des Teams und seiner Spielstärke zu. Im Teilnehmerfeld des Afrika Cups bedeutet das Durchschnitt und nicht krasser Außenseiter. Das zeigt z.B. ein Vergleich mit Gastgeber Südafrika - Weltranglistenplatz 85, Marktwert des Kaders fast 16 Mio € und ein erfahrenes Team mit mehr als 500 Länderspielen. Der Durchschnittsmarktwert der Spieler der Kap Verden war im Match gegen Afrika sogar größer als der, der Bafana Bafana.

Die Kap Verden sind ein kleiner Inselstaat mit gerade mal 500.000 Einwohnern - das sagt aber noch nichts über die Qualität des Fußballs aus. Die Niederlande sind schließlich auch relativ klein und haben verhältnismäßig wenige Einwohner (verglichen mit anderen Fußballnationen). Aus der Ferne betrachtet, wirkt das Abschneiden der Kap Verden sensationell, aber ein genauerer Blick zeigt, dass sie gar nicht so schlecht aufgestellt sind - es handelt sich um Profis, die ihr Geld in Europa verdienen. Diese Information muss man ausblenden, um eine Sensation aus den Erfolgen des Teams basteln zu können. Nichtsdestoweniger ist es natürlich beachtlich, das ein so kleines Land, so viele gute Fußballer hervorbringt. Die Spieler der Kap Verden haben es aber nicht verdient, als krasser Außenseiter behandelt zu werden, für dessen Erfolg ein einwöchiges Praktikum des Trainers bei Jose Mourinho verantworlich sein soll.





Montag, 28. Januar 2013

[Offtopic] Abenteuer Sächsische Zeitung - Wie ich versuchte meine Tageszeitung online zu lesen - von e-papern, Abos und Passwortfeldern


Update: Die SZ hat sich via Twitter bei mir gemeldet und gelobt Besserung:


Für meine Mutter habe ich eine Tageszeitung abonniert. Die Sächsische Zeitung landet Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr verlässlich in ihrem Briefkasten in einem der letzten Winkel Sachsens - soweit so gut. Mit Offline-Usability scheint man sich auszukennen bei der SZ.

Lokale Nachrichten interessieren mich zwar, aber ich könnte mir nur zu gut vorstellen, was passieren würde, wenn eine Zeitung jeden Tag in meinem Briefkasten landen würde - bis auf Papierberge, die sich in der Wohnung bis unter die Decke türmen, hätte ich nicht viel zu gewinnen. Mein Küchentisch ist einfach zu klein für eine Tageszeitung und ich möchte garnicht daran denken, wie ich wild blätternd und knisternd beim frühstücken sitze und meine Freundin auf der anderen Seite des Tisches hinter einer Papierwand verschwindet - keine zwei Wochen würde ich die Papierausgaben lesen.

Aber: Ich arbeite am Computer und bin einigermaßen technikaffin. Also könnte man doch mal versuchen, die SZ online zu lesen.

Donnerstag, 17. Januar 2013

Pep zu Bayern - linguistisch gesehen

Die Meldung des Tages, ach was, des Jahres - Pep Guardiola coacht ab kommendem Sommer die Bayern. Fußballerisch wird das sicherlich eine Bereicherung für die Bundesliga. Eine dunkle Wolke sehe ich aber am ansonsten weiß-blauen Fußballhimmel:

Pep Guardiola - Quell
wortspiellastiger Überschriften,  CC
Was die Medienberichterstattung angeht, ist mit einem erhöhten Aufkommen an gruseligen Wortspielen zu rechnen. 

Guardiolas Vorname ist eine Einladung! Ich denke, die kommende Bundesligasaison wird medientechnisch weitaus "peppiger" - Zwinker, Zwinker. Die ersten Ausläufer von gestern lassen das kommende Ausmaß schon erahnen - der nicht gerade dem Hardcore-Boulevard zuzurechnende Onlineauftritt des kicker ließ sich zu folgender Schmunzelüberschrift hinreißen:

Das hat Pep! Guardiola wird Bayern-Trainer


In meiner Vorstellung werden jetzt gerade, vor allem in den Sportboulevard-Redaktionen, fleißig Wortspielüberschriften auf Vorrat produziert - mit Pep(p) versteht sich. Für jede Lebenslage die passende Worthülsenheadline, die dann bei Bedarf abgefeuert werden kann.  

Frei Haus liefere ich hier mal ein paar Beispiele:

Mit Pep(p) zum Sieg - Guardiolas Erfolgsgeheimnis!
Aufgepep(p)t - wie Guardiola die Bayern zum Sieg führte!

Aber auch Negativüberschriften lassen sich leicht basteln: 

Wo ist der Pep(p) - den Bayern geht die Puste aus!
Ohne Pep(p) - Bayern spielt nur Unentschieden!

Im Innersten hoffe ich natürlich, dass ich nie, nie, aber auch wirklich niemals eine dieser Überschriften oder sonstiges peppiges Zeug werde lesen müssen. Gibt es noch mehr gruselig-peppige Überschriftenvorschläge?

Update: Wer noch nicht genug hat - Ben Redelings hat eine ganze Batterie von Pep-Sprüchen gesammelt.


Dienstag, 15. Januar 2013

Dauerkarten in der Premier League: Preis-Leistungs-Verhältnis

Update: Weitaus interessanter finde ich die Aufstellung des Guardian, der die Ticketpreise in den großen Ligen vergleicht - mit Möglichkeit zum Datendownload - vielleicht mache ich daraus noch etwas...

Genau das Richtige für den erfolgsorientierten Stadiongänger ist die interaktive Aufstellung des Telegraph. Die zeigt nämlich, wo man in der Premier League in der vergangenen Saison die meisten Tore und Punkte für sein Geld zu sehen bekam. Als Vergleichsgröße muss dafür der Kostenpunkt für die günstigste Dauerkarte herhalten.

Premier League Dauerkarten - Preis-Leistung
Wie viele Tore gibts fürs Geld? Screenshot - Telegraph.co.uk
 
Im Schnitt muss der englische Fan 16 Pfund und ein paar Zerquetschte ausgeben, um ein Tor zu sehen - an der Anfield Road waren es sogar etwas mehr als 30 Pfund. 
Vielleicht sollten sich die Dauerkarteninhaber in der Premier League mal Gedanken darüber machen, wie Sie ihre Geldanlage Dauerkarte optimieren können. Den größeren ROI könnte man sicherlich erzielen, wenn man in die Bundesliga übersiedelt - bei den hohen Dauerkartenpreisen auf der Insel wären die Reisekosten sicherlich schnell amortisiert - Stehplatzfeeling inkl.
Vielleicht sollte sich aber auch der Telegraph Gedanken darüber machen, ob so eine Infografik irgendeine Aussagekraft besitzt oder eine Erkenntnis mit sich bringt. Laufen jetzt die Fans der Reds in Scharen zu Everton über, nur weil Sie dort mehr Zählbares für ihr Geld bekommen?   

Donnerstag, 10. Januar 2013

Die Topscorer der Bundesligahinrunde

Screenshot der Torjäger-Visualisierung
Wie sich bereits in anderen Beiträgen herauskristallisiert hat, bin ich Freund von Zahlen und Statistiken. Ich bin immer wieder auf der Suche nach Tools, die Daten im Web visualisieren können. Vor kurzem bin ich auf den Dienst Tableau gestoßen, der es ermöglicht, interaktive Diagramme fürs Web zu erstellen. Ich habe die Software ausprobiert und mein erster Gehversuch ist nun eine Zusammenstellung der Topscorer der Bundesligahinrunde.

Die Übersicht zeigt die Anzahl an Toren und Vorlagen nach Spieltagen, eine Zeitleiste auf der einzelne Ereignisse ausgewählt werden können und eine Detailansicht mit genauen Angaben zum Scorerpunkt. Alles ist anklickbar, zoombar und filterbar - also einfach mal ein bisschen rumklicken. Vielleicht verkürzt euch das die Zeit bis zum Rückrundenbeginn ein bisschen.

Am Interessantesten: die Filterfunktion, mit der sich prima herumspielen lässt - mit einem Klick sieht man den besten Scorer der 1. Halbzeit oder den besten Scorer im eigenen Stadion oder beides...  

Woher kommen die Daten?

Die Daten stammen von den offiziellen Seiten der Bundesliga, Fussballdaten.de und Transfermarkt.de. Bei den Assists ist mir aufgefallen, dass die offiziellen Angaben der Bundesliga von denen der anderen Seiten abweichen - oft zum Nachteil der Spieler. Meine Regel lautete - im Zweifel für den Angreifer - hier kann man sich die kompletten Daten als Google Spreadsheet ansehen. Wenn es was zu korrigieren gibt, dann Info an mich.

Wie funktioniert Tableau?

Tableau ist eine Software zur Datenvisualisierung. Es muss eine kostenlose Windows-Software installiert werden, mit der die Visualisierungen erstellt werden. Die Ergebnisse der Arbeit werden direkt im Web gespeichert (also nichts für vertrauliche Daten, zumindest in der Kostenlos-Version). Die erstellten Diagramme können über die Tableau-Website abgerufen oder, wie unten, eingebettet werden.

Gemessen an der Komplexität der Software fiel die Einarbeitung zwar langwierig, aber nicht entmutigend endlos aus. Der Datenimport aus verschiedenen Quellen geht schnell von der Hand und einfache Diagramme sind schnell zusammengeklickt. Bei komplexeren Diagrammen sitzt der Erstanwender dann aber erstmal ratlos vorm Rechner und versucht sein Problem mit Trial and Error zu lösen. Eine große Hilfe dabei waren die vielen englischsprachigen Tutorials, die im Netz zu finden sind und die umfassende Dokumentation.

Womit ich noch nicht zufrieden bin, ist der Look des Ganzen. Das Layout ist jetzt eher zweckmäßig ausgefallen - da ist sicherlich viel Luft nach oben und um es richtig hübsch zu bekommen, muss sicherlich ein bisschen getrickst werden, da Tableau in Sachen Layout nicht allzu viele Funktionen mitbringt.

Wie geht es weiter?

Wer einen Blick in die Google-Tabelle wirft, wird sehen, dass ich weit mehr Daten erhoben habe, als oben zu sehen sind, bspw. Ballkontakte, Zweikampfstatistik usw. Aus Zeitgründen habe ich es noch nicht geschafft, dafür interessante Diagramme zu basteln - das könnte aber noch werden, wenn es interessiert.

Ein weiterer Punkt wäre die Fortführung der Daten im laufenden Spielbetrieb - ich kann momentan noch nicht abschätzen, ob es mir möglich wäre, dass zu stemmen. Die Datensammlung war etwas mühselig, da die einzelnen Werte nicht von irgendwoher als Tabelle importiert werden konnten sondern händisch herausgesucht werden mussten. Kennt vielleicht jemand eine Quelle für strukturierte Daten zur Bundesliga oder hätte jemand Interesse, sich an dieser Fleißarbeit zu beteiligen?





Mittwoch, 2. Januar 2013

Winterpausenzeitvertreib - Vergessene Geschichten

Heleno de Freitas
Heleno de Freitas
Die Winterpause hat Fußballdeutschland fest im Griff - wie wäre es mit etwas Lesestoff zur Überbrückung? Ich empfehle an dieser Stelle ausdrücklich die Guardian-Kolumne "The forgotten story of...", die alte Geschichten aufwärmt und ausführlich beleuchtet.
Besonders interessant fand ich zuletzt die Texte zu Heleno de Freitas und Albert Pape. Der Name Heleno de Freitas kam mir noch im entferntesten bekannt vor. Ein aktueller Kinofilm ist Aufhänger für den Text und erzählt seine Geschichte: Ein Fußballer, der die 40er-Jahre in Brasilien prägte und dem es nicht vergönnt war, an einer WM teilzunehmen. Ein Fußballer, der eigentlich gar kein Fußballer hätte werden müssen, mit Extravaganzen auffiel und nur 39 Jahre alt wurde. 

Albert Pape
Der Name Albert Pape sagte mir gar nichts. Dabei ist seine Geschichte in Sachen Last-Minute-Transfers wohl unerreicht. 1925 wechselte Pape von Clapton Orient (heute Leyton) zu Manchester United - und das im allerletzten Moment. Der Wechsel wurde erst wenige Minuten vor Spielbeginn besiegelt. Zuvor war Pape noch als Spieler von Clapton Orient nach Manchester gereist, um dann am Abend gegen seine alten Kollegen anzutreten.