Als ich das Eröffnungsspiel des Afrika Cups einschaltete, war ich zunächst auch verwundert: die Kap Verden, ist das nicht so eine Miniland, interessant, dass sich dieses Team für den Afrika Cup qualifizieren konnte. Ich schaute die erste Halbzeit. Südafrika war irgendwie bemüht, brachte aber nichts Gutes zustande. Die Kap Verden wirkten auf mich viel abgebrühter - sie spielten sich Chancen heraus, es war mehr Zug zum Tor zu erkennen und die kleinliche Linie des Schiedsrichters nutzten sie aus, um Fouls zu ziehen. Ich konnte mir nicht so recht vorstellen, dass es sich hier um einen krassen Außenseiter handelte.
Jetzt nach der Vorrunde bzw. im Verlauf dieser brachen die oben genannten Jubelstürme los und ich wollte es genauer wissen. Ich muss gestehen, dass ich keinen der Spieler genauer kenne und meine Recherche relativ oberflächlich verlief - ein Check bei Transfermarkt: 22 der 23 Spieler sind Legionäre. Die meisten verdienen ihr Geld in Portugal (von dem die Kap Verden seit 1975 unabhängig sind), der Kader hat zusammen etwas mehr als 200 Länderspiele bestritten und einen Marktwert von ca. 14 Mio €. Aktuell steht man in der Weltrangliste auf Platz 70.
Ich weiß, dass diese Zahlen nicht besonders viel aussagen, aber sie lassen eine grobe Einordnung des Teams und seiner Spielstärke zu. Im Teilnehmerfeld des Afrika Cups bedeutet das Durchschnitt und nicht krasser Außenseiter. Das zeigt z.B. ein Vergleich mit Gastgeber Südafrika - Weltranglistenplatz 85, Marktwert des Kaders fast 16 Mio € und ein erfahrenes Team mit mehr als 500 Länderspielen. Der Durchschnittsmarktwert der Spieler der Kap Verden war im Match gegen Afrika sogar größer als der, der Bafana Bafana.
Die Kap Verden sind ein kleiner Inselstaat mit gerade mal 500.000 Einwohnern - das sagt aber noch nichts über die Qualität des Fußballs aus. Die Niederlande sind schließlich auch relativ klein und haben verhältnismäßig wenige Einwohner (verglichen mit anderen Fußballnationen). Aus der Ferne betrachtet, wirkt das Abschneiden der Kap Verden sensationell, aber ein genauerer Blick zeigt, dass sie gar nicht so schlecht aufgestellt sind - es handelt sich um Profis, die ihr Geld in Europa verdienen. Diese Information muss man ausblenden, um eine Sensation aus den Erfolgen des Teams basteln zu können. Nichtsdestoweniger ist es natürlich beachtlich, das ein so kleines Land, so viele gute Fußballer hervorbringt. Die Spieler der Kap Verden haben es aber nicht verdient, als krasser Außenseiter behandelt zu werden, für dessen Erfolg ein einwöchiges Praktikum des Trainers bei Jose Mourinho verantworlich sein soll.
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