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Freitag, 31. August 2012

Transferfensterschlussextra - Blick auf die Insel - 31. August

Dimitar Berbatov...

hat endlich einen neuen Verein gefunden. Das wochenlange Hickhack hat ein Ende. Es war klar, dass Berbatov bei United keine große Rolle mehr spielen würden. Eine ganze Reihe von Klubs wollte ihn verpflichten, jedoch nicht die Ablösesumme zahlen, die United zunächst aufrief. Aber das Gehalt wollte man in Manchester auch nicht weiterzahlen. Nach der Verletzung von Wayne Rooney wurde gemunkelt, dass der Bulgare nun bleiben muss, dann doch nicht. Dann hatte man eine Einigung mit der Fiorentina erzielt und der Verein schon sein Flugticket nach Florenz gezahlt - aber Berbatov saß nicht im Flieger. Florenz erklärte den Deal für geplatzt, der Spieler sei des Fiorentina-Trikots nicht würdig. Zu diesem Zeitpunkt wusste Berbatov vermutlich schon, wohin die Reise gehen würde - zu Fulham, wo sein ehemaliger Trainer bei Tottenham, Martin Jol, ihn mit offenen Armen empfängt.  

Granero zu QPR

Die von QPR zusammengekaufte Rentnertruppe wurde um einen interessanten Spieler bereichert - Esteban Granero. Michael Cox wundert sich bei FourFourTwo, dass keiner der großen Klubs seine Fühler nach dem  zentralen Mittelfeldspieler von Real ausgestreckt hat, wo er nach dem Wechsel von Modric kaum noch eine Rolle spielt. Granero kann das Mittelfeld von QPR mit seiner Passisicherheit verstärken.

Best & Worst

Gary Rose wirft einen Blick zurück auf die besten und miesesten Last-Minute-Transfers der Premier League:
Fellaini und Rooney sind zwei der Positiv-Beispiele, aber interessanter sind die Flops. Beispielsweise Andy Caroll, der 2011 für 35 Mio Pfund von Newcastle nach Liverpool wechselte. Er sollte Torres ersetzen und das war vermutlich ein bisschen viel verlangt - 11 Tore in 58 Einsätzen hat er auf der Habenseite. Jetzt passt er nicht mehr ins System des neuen Trainers und wurde an West Ham ausgeliehen.
Oder Benni McCarthy, der 2010 für 2,5 Mio Pfund von Blackburn zu West Ham wechselte. Dem Stürmer gelang in 14 Spielen in seiner ersten Saison kein einziges Tor - der Vertrag wurde vorzeitig aufgelöst. Kostenpunkt 1,5 Mio Pfund.

Mein Senf

Während die Vereine gerade die letzten Deals einfädeln und ein Mainzer Stürmer mit Grauen an den Tag zurückdenkt, da ein Faxgerät seinen Wechsel verhinderte, mache ich mir nochmal Gedanken über den  englischen Transfermarkt, den ich in dieser Saison das erste Mal so aufmerksam beobachtet habe.
Es ist wirklich unglaublich, was die Zeitungen/Webseiten alles schreiben. Jeden Tag werden diverse Statements gedeutet und Schlüsse gezogen. Täglich muss etwas über die Großen geschrieben werden. Selbst wenn die Trainer sagen, dass keine neuen Spieler mehr verpflichtet werden, muss immer wieder nachgebohrt werden: Welche Verpflichtungen hat der Trainer wohl noch in der Hinterhand - das kann es ja wohl nicht gewesen sein. (die Yellow Press lasse ich übrigens links liegen)
Die Klubs sind daran nicht ganz unschuldig - über 500 Mio. Euro wurde für neue Spieler ausgegeben, das ist mehr als doppelt so viel, wie in der Bundesliga. Einige Klubs verpflichten eine ganze Batterie von Altstars (QPR) oder basteln sich für 80 Mio ein neues Mittelfeld zusammen (Chelsea). Die Summen, die dabei gezahlt werden, sind ziemlich happig. Das gilt vor allem für englische Spieler: Jack Rodwell, defensives Mittelfeld, U21-Nationalspieler, wechselt für 15 Mio € zu City, der 18-jährige Nick Powell wechselt von einem Drittligisten für 7,5 Mio € zu ManU und Steven Fletcher (25, Schotte, Mittelstürmer, 15 Scorerpunkte in der letzten Saison) wechselt für 15 Mio € zu Sunderland, dem 13. der vergangenen Saison. Der Toptransfer des 13. der letzten Bundesliga-Saison war übrigens Chinedu Ede, der für 1,2 Mio € von Union Berlin zu Mainz wechselte.

Der Blick auf die Insel - die kurz-knackige und super-subjektive Presseschau für die Premier League. 
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Mittwoch, 29. August 2012

Full-kit wankers, Nachwuchsarbeit und Transferprobleme - Blick auf die Insel - 29. August

Sinclair-Transfer

Flügelspieler Scott Sinclair will bei Swansea nicht verlängern. Der Leistungsträger der Vorsaison will weg und Manchester City hat sein Interesse mit 6 Mio Pfund untermauert, nachdem das erste Gebot von 5 Mio Pfund abgewiesen wurde.
Aber auch das zweite Angebot soll von Swansea abgewiesen worden sein und jetzt läuft die Zeit. Mancini will unbedingt noch ein paar Neuverpflichtungen präsentieren und Sinclairs Vertrag läuft im kommenden Juni aus, sodass Swansea ihn jetzt verkaufen muss, um noch eine Ablöse zu bekommen.

Full-kit wankers

Richard Price hat sich auf seinem Blog eine ganz spezielle Fangruppe vorgenommen, die so genannten full-kit wankers. Damit sind ausgewachsene, meist männliche Fußballfans gemeint, die in kompletter Montur (also Trikot, Hose, Stutzen) in der Öffentlichkeit auftreten und dabei so ziemlich alles machen - außer Fußballspielen. Auf seinem Blog sind beeindruckende Exemplare von Liverpool-Fans zu finden, die z.B. gerade im Supermarkt einkaufen oder versuchen, ihre U-Bahn zu bekommen.

In der englischen Nachwuchsarbeit...

tut sich so einiges. Es wurde eine nationale U21-Liga eingeführt, die den Übergang aus dem Jugendbereich in die hart umkämpfte Premier League erleichtern soll. Zuvor gab es die s.g. Reserve League, die regional war und in der weniger strenge Beschränkungen für ältere Spieler galten.
In den kommenden vier Jahren haben sich die Premier League Klubs dazu verpflichtet, insgesamt 320 Mio. Pfund in die Jugendarbeit zu investieren. Jugendtrainer sollen in Zukunft klare Ziele für die Jugendspieler definieren und Fortschritte messbar machen.
Was bleibt, ist die Ambivalenz zwischen Premier League und nationalen Interessen - die Klubs verpflichten weiterhin ausländische Stars und viele Jugendspieler schaffen den Sprung in die Premier League nicht, was natürlich schlecht für den englischen Fußball ist. Die Reformen könnten ein Schritt in die richtige Richtung sein, meint David Conn.

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Dienstag, 28. August 2012

Wie bitte, die Bundesligasaison ist gestartet?

Im sehr hörenswerten Guardian Fußball-Podcast muss Raphael Honigstein die englischen Kollegen darüber aufklären, dass die Bundesliga bereits gestartet ist. Der Sieg über Bayern wirft dann die Frage auf, gegen wen denn da bitte gewonnen wurde. Herr Honigstein klärt ab 29:20 auf: Ein Aufsteiger der mal im Playmobil- und nun im Trolli-Stadion spielt. Ja genau, Trolli, diese Gummi-Hamburger...

Gut, dass er nicht auch noch erwähnt hat, dass der Klub nach dem ansässigen Teefabrikanten benannt ist.

Montag, 27. August 2012

Torwartfehler am laufenden Band - Blick auf die Insel - 27. August

Besitzerwechsel

Erstligist Reading hat den Besitzer gewechselt und gehört jetzt der Thames Sports Investments mit Sitz in Gibraltar - damit werden Steuerabgaben umgangen für den Fall, das Vereinsanteile weiterverkauft werden. Außerdem lässt sich über die Firmen in den Steueroasen leicht verschleiern, welche Personen sich hinter ihnen verbergen. Autor David Conn versucht zu entwirren, wer hinter dem Verkauf steckt. Der dabei angesetzte Gesamtwert von 25 Mio. Pfund ist ein Schnäppchenpreis für einen Premier League-Team mit relativ neuem Stadion.
Der Neueigentümer spricht von einem Traum, wenn er über sein neues Spielzeug spricht. Es ist aber auch gut denkbar, dass es sich bei dem Verein nur um eine Geldanlage handelt, die möglichst viel Gewinn abwerfen soll.

Transferschlusspanik

Jack Pitt-Brooke beschäftigen kurz vor Schluss des Transfermarkts noch zehn Fragen (einige davon haben sich inzwischen aufgeklärt): Wie wird sich Manchester City noch verstärken - alle großen Transfers sind bisher geplatzt, man wollte Hazard, De Rossi, van Persie und hat keinen bekommen. Auch Mancini sieht noch Handlungsbedarf und wird nicht müde zu betonen, dass er noch Spieler verpflichten möchte.
Pitt-Brooke fragt sich außerdem, was wohl mit Andy Caroll passiert. In das System des neuen Liverpool-Trainers scheint er nicht so recht hineinzupassen. Zu West Ham wollte Caroll nicht wechseln, Newcastle wäre eine Option mit Euro League.
Paul Lambert, neuer Trainer bei Aston Villa, setzt auf junge, hungrige Spieler. Der Kader seines Teams passt da noch nicht so ganz dazu. Und bei Aufsteiger Southampton ist man dran am ganz großen Wurf - Gaston Ramirez. Der Uru, der momentan noch bei Bologna spielt, ist eines der größten Talente der Serie A und wurde bisher von keinem großen Verein weggekauft.

Spieltag der Torwartfehler

In nahezu jedem Spiel hat sich ein dicker Patzer versteckt, Chelsea und Swansea marschieren, Arsenal kann nicht gewinnen und im Spitzenspiel holt ManCity ein glücklich-cleveres Unentschieden bei Liverpool.


  • Chelsea Reading 4:2
    Chelsea geht früh in Führung, Reading dreht das Ganze innerhalb von 5 Minuten, in der zweiten Hälfte bringen ein Torwartfehler und ein Abseitstor Chelsea auf die Siegerstraße
  • Swansea - Westham 3:0
    Swansea holt den zweiten Sieg und Neuzugang Michu trifft wieder 
  • Norwich - QPR 1:1
    die beiden Teams hatten am ersten Spieltag ein 0:5 einstecken müssen - in einem ereignisarmen Spiel trennen sich beide unentschieden
  • Villa - Everton 1:3
    Felaini macht wie gegen United ein sehr gutes Spiel und zur Halbzeit führt Everton bereits mit 3:0
  • United - Fulham 3:2
    Fulham geht in der dritten Minute in Führung, van Persie und Kagawa bringen United wiederum in Führung und es wird noch vor der Pause auf 3:1 erhöht, in der zweiten Halbzeit leistet sich de Gea einige Klopse - einer davon führt zum Anschlusstreffer, Rooney darf nur zuschauen und verletzt sich dann auch noch unglücklich nach seiner Einwechslung - 4 Wochen Pause
  • Southampton - Wigan 0:2
    Wigan geht in Führung, Southampton lässt jede Menge Chancen liegen und Wigan nutzt eine Unachtsamkeit für einen weiteren Treffer
  • Tottenham - West Brom 1:1
    Tottenham trifft mit einem abgefälschten Weitschuss, aber West Brom kann in der Nachspielzeit ausgleichen
  • Chelsea - Newcastle 2:0
    Chelseas dritter Sieg im dritten Spiel, Hazard macht wieder ein klasse Spiel und Torres trifft, Newcastle scheitert mehrmals an Peter Cech 
  • Stoke - Arsenal 0:0
    wieder kein Sieg für Arsenal
  • Liverpool - ManCity 2:2
    Liverpool dominiert die erste Halbzeit und kassiert unnötige Gegentore - eins nach einem Torwartfehler, das andere nach einem Katastrophenrückpass



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Freitag, 24. August 2012

Wechselbeschwerden - Blick auf die Insel - 24. August

Die Verschmähten

Das Transferfenster ist nur noch einen kleinen Spalt weit offen und einige Profis auf der Insel suchen noch einen neuen Verein. Der Telegraph nimmt sich die prominentesten Fälle vor. Zum Beispiel Dimitar Berbatov (31), der bei United auf der Bank sitzt. Schon in der vergangenen Saison hat der für 38 Mio. Euro geholte Bulgare keine Rolle mehr im Team gespielt und das obwohl er mit der gleichen Torquote wie George Best aufwarten kann (zugegebenermaßen in weniger Spielen). United hat eine Option gezogen, sodass Berbatov jetzt nicht ablösefrei wechseln kann. Wenn er keinen neuen Verein findet, kommt das United teuer zu stehen - wer zahlt einem Bankdrücker schon gern 100.000 Pfund pro Woche? Interessenten gibt es zahlreich, aber ob Juve, Kiev, Zenit und Co. die geforderten 5 Mio. Pfund Ablöse zahlen wollen?
Michael Owen ist auch noch nicht unter der Haube - sein Vertrag bei United ist ausgelaufen und mit Stoke  konnte er sich nicht einigen. Owen fühlt sich noch fit und stark genug für die Premier League - die meisten Manager scheinen das aber anders zu sehen. Die fehlende Saisonvorbereitung macht ihn nicht gerade attraktiver.
Der 19-jährige Jordan Lavender schlägt einen anderen Weg ein, nachdem Aufsteiger Southampton seinen Vertrag nicht verlängert hatte. Der ehemalige Kapitän von Southamptons U-18 hat sich für ein Stipendium in den USA entschieden, wo er sich von den unteren Ligen in die MLS hocharbeiten will.

Wechselbeschwerden

Liverpool will Fulhams Clint Dempsey verpflichten, Clint Dempsey will zu Liverpool, aber Fulham besteht auf die Erfüllung des Vertrages bis Ende der Saison oder 10 Mio. Pfund Ablöse. Liverpool soll an Fulham vorbei mit dem Spieler verhandelt haben. Auch wurde auf einer Sportnachrichtenseite, die Liverpool nahe steht (da sie dem Eigentümer des Klubs gehört) bereits der Wechsel verkündet.
Fulham hat jetzt offiziell bei der Premier League Beschwerde gegen diese Praktiken eingelegt.
Im Moment sind alle Beteiligten Verlierer - Dempsey darf/will nicht spielen - das hilft weder Liverpool noch Fulham.

Brendan Rodgers bester Mann

Am Sonntag muss Liverpool in Manchester bei City ran. Grund für Michael Cox (Zonal Marking) sich den wichtigsten Mittelfeldspieler in Brendan Rodgers Team vorzunehmen - Lucas Leiva. Der machte im vergangenen November gegen David Silva und Yaya Toure so ziemlich alles richtig, verletzte sich aber kurz darauf und greift erst jetzt wieder an. Seine Passsicherheit und Defensivstärke ist immens wichtig für das Liverpooler Spiel. Cox vergleicht das Spiel gegen West Brom vom ersten Spieltag mit dem aus der letzten Saison und stellt eine Veränderung fest: Leiva spielt weniger riskante, vertikale Bälle und hat sein Spiel etwas nach vorn verlagert


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Donnerstag, 23. August 2012

Am Tropf der Eigentümer - Blick auf die Insel - 23. August


Am Tropf der Eigentümer

Jeremy Wilson findet die Einkaufspolitik von QPR ambitioniert, aber hoch riskant. Wenn man neben Bosingwa auch noch Carvalho und Michael Dawson nach London lotsen kann, hat der Verein innerhalb einer Woche fast eine komplette Viererkette eingekauft. Hinzu kommt eine ganze Reihe weiterer Transfers, bspw. Ji-Sung Park, Robert Green und Ryan Nelson. QPR hat damit einen der erfahrensten Kader in der Premier League.

Die Kombination aus geringem Umsatz, dem niedrigen Wiederverkaufswert der teils in in die Jahre gekommenen Spieler bei immensen Gehältern hält Wilson für gefährlich. Schon in der Aufstiegssaison 2010/11 erwirtschaftete der Verein einen operativen Verlust von fast 26 Mio. Pfund.

Die Vereinspolitik mit Wachstum auf allen Ebenen um jeden Preis kann nur durch die Geldspritzen der Eigentümer aufrecht erhalten werden - bleibt nur zu hoffen, dass sie dem Verein treu bleiben. Sonst könnte QPR ein ähnliches Schicksal wie Portsmouth mit seinen Insolvenzen drohen.

Den Schwung mitnehmen

Nach Meinung von Ben Smith (BBC Sport) könnte Newcastle die gestiegenen Erwartungen nach dem überraschenden 5. Platz in der Vorsaison erfüllen. Den Schwung mitzunehmen wird schwierig, aber die Bausteine dazu sind allesamt vorhanden: Spieler und Vereinsführung vertrauen einander und die Harmonie in der Mannschaft stimmt.
Auch abseits des Platzes war man erfolgreich, finanziell geht es dem Verein wieder besser und bei neuen Verträgen gibt es ein festes Gehalt und keine Torprämien, Bildrechte oder sonstige Klauseln. Newcastle setzt inzwischen v.a. auf junge Spieler - und wenn ein gutes Angebot kommt, werden sie eben verkauft. Die Erlöse investiert der Verein in die Jugendarbeit.
In die Saison ist man zumindest gut mit einem Sieg gestartet. Heute Abend geht es in der Europa League Quali los - zu Hause gegen Atromitos Athen  

Nachwehen der Olympiade

Auf der Insel gibt es eine interessante Diskussion, von der ich mir nicht vorstellen kann, dass sie in dieser Form hierzulande geführt werden würde: Die Premier League wird immer wieder mit der Olympiade verglichen. Mit seinen Schwalben, Beschimpfungen, geldgierigen Beratern und Beleidigungen konterkariert der Fußball den Wohlfühlfaktor und den olympischen Gedanken. In seinem Artikel greift David Lacey vom Guardian zum Abschluss dann auch noch ganz tief in die Mottenkiste und schwärmt von der guten alten Zeit als Fußballer nicht mehr verdienten als ein Fabrikarbeiter.
Kann sich der professionelle Fußball überhaupt noch eine Scheibe vom olympischen Gedanken abschneiden oder ist der Zug längst abgefahren?

Neuzugang

Off The Post nimmt sich Uniteds Neuzugang aus Eredivisie vor - Alexander Büttner, der auf lange Sicht den inzwischen 31-jährigen Patrice Evra ersetzen soll.


Der Blick auf die Insel - die kurz-knackige und super-subjektive Presseschau für die Premier League. 
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Mittwoch, 22. August 2012

Der Blick auf die Insel - Was soll das?

Der Blick auf die Insel ist meine kleine, subjektive Presseschau auf die Ereignisse in der Premier League. Es soll mehrmals wöchentlich kurz und knapp zusammengefasst werden, was auf der Insel passiert - die Themenauswahl erfolgt nach meinem Gutdünken.
Da es sich beim Blick auf die Insel um ein Ein-Mann-Projekt handelt, kann er unmöglich alle Kleinigkeiten, Transfergerüchte und Kuriositäten aufgreifen, er bildet immer nur einen Ausschnitt dessen ab, was passiert. Meine Quellen sind die großen englischen Zeitungen und Blogs, auf Boulevardthemen kann ich verzichten (ich hoffe, der geneigte Leser auch).
Über Tipps, Anmerkungen, lesenswerte Blogs freue ich mich natürlich.
Neben dem Blick auf die Insel veröffentliche ich von Zeit zu Zeit auch andere fußballlastige Texte. Wer sich nur für den Blick auf die Insel interessiert, kann diesen Link für seinen Feedreader nutzen:
http://endreasmueller.blogspot.com/feeds/posts/default/-/BlickaufdieInsel

Oder beim Blogaufruf direkt zum Blick steuern.

Dienstag, 21. August 2012

Neue Besen... - Blick auf die Insel - 21. August

Neue Besen...

Beim Telegraph nimmt sich Alan Tyers die großen Neuzugänge der Premier League vor. Chelsea Topzugang Eden Hazard könnte demnach der nächste Cristiano Ronaldo werden und die Offensive beleben.

Lukas Podolski muss bei Arsenal in die Fußstapfen von van Persie treten und wird sich in der Premier League durchsetzen. Und Swanseas Neuzugang Michu könnte die Lücke nach dem Weggang von Gylfi Sigurdsson schließen.

 

Die Meisterschaftsanwärter

Der heißeste Kandidat auf die Meisterschaft ist momentan Manchester United. Die Neuzugänge van Persie und Kagawa sollen in dieser Saison den Unterschied zu City ausmachen, das zum Großteil auf die Meistermannschaft vertraut.
Auch gut dabei könnte Chelsea in dieser Saison sein - für das Mittelfeld hat man gleich drei junge Spieler für viel Geld verpflichtet - Eden Hazard bereitete im ersten Match gleich zwei Tore vor. Wenn Chelsea der Umbruch gelingt, sind sie sicherlich ein Kandidat für den Titel. Obi Mikel will die Champions League verteidigen und um die Meisterschaft mitspielen.

 

Swansea will bleiben

Swansea will auch im schwierigen zweiten Jahr in der Premier League angreifen. Die Medien sind auf den neuen Trainer Michael Laudrup gespannt, der nach dem Weggang einiger Leistungsträger ein paar Neuverpflichtungen aus Spanien mitgebracht hat. Trainer und Verein scheinen auf einer Wellenlänge zu sein.
Wie beschaulich der Verein ist, erkennt man auch an den Trainingsbedingungen: Aktuell trainiert man noch auf einem öffentlichen Sportplatz, auf dem Rugbyspieler Vorrang haben.
Dem Guardian erklärt Laudrup seine Vorstellung von Angriffsfussball und wie man den FC Barcelona besiegt.

Sahin passt

Nuri Sahin, der von Real an Arsenal verliehen werden könnte, passt nach Meinung von Jack Pitt-Brooke perfekt ins Mittelfeld der Londoner. Im Vergleich zu Alex Song, der genau den umgekehrten Weg (zu Barca) genommen hat, ist Sahin der bessere Mittelfeldstratege und kann mit seinen Fähigkeiten Arsenals Spiel veredeln.

Spieltag 1 - kurz und knapp

  • ManU - der große Favorit strauchelt bei Everton und verliert 0:1 
  • Arsenals Neuzugänge treffen noch nicht - gegen Sunderland lassen Podolski, Giroud und Cazorla jede Menge Chancen liegen - herausgekommen ist ein 0:0 
  • Chelsea lässt Sprüchen Taten folgen - Wigan wird auswärts mit 2:0 innerhalb der ersten sieben Minuten bezwungen und Neuzugang Eden Hazard bereitet beide Tore vor 
  • ManCity schlägt Aufsteiger Southampton mit Mühe im eigenen Stadion, nach zwischenzeitlichem Rückstand legt Southamptons Danny Fox beim 3:2 mustergültig für Nasri auf 
  • Fulham schlägt Norwich mühelos mit 5:0 im Craven Cottage - Petric trifft zweimal und bereitet ein Tor vor 
  • Liverpool muss bei West Bromwich ein 0:3 einstecken 
  • Tottenham verliert trotz gutem Start mit 1:2 bei Newcastle 
  • Westham schafft zum Saisonauftakt einen knappen Sieg gegen Aston Villa - 1:0 
  • Stoke profitiert von einem Torwartfehler, Reading kann aber kurz vor Schluss per Elfmeter ausgleichen - 1:1 
  • Swansea gelingt bei QPR ein Traumstart mit einem 5:0-Auswärtssieg, Neuzugang Michu trifft doppelt - die Tabellenführung wird mit Fulham geteilt

Freitag, 17. August 2012

Forward line like 1999 - Blick auf die Insel - 17. August

Liverpools Retro-Taktik:

Beim Liverpool FC beschwört man nach dem eher mäßigen Abschneiden (zuletzt zweimal Achter) den Glauben an die gute alte Zeit. Trainer Brendan Rodgers lies es sich nicht nehmen und hängte höchstselbst ein restauriertes Schild im Kabinentunnel auf, das 1998 durch ein moderneres abgelöst worden war. Und auch die Tornetze an der Anfield Road wurden ausgetauscht - in dieser Saison wird wieder rot genetzt.
Rote Netze gab es in Liverpool seit den 60er- bis in 90er-Jahre.
Ob das auch mit den neuen Eigentümern zusammenhängt, die, zumindest Pressevertretern gegenüber, den  Wiederaufbau des Traditionsvereins zum Ziel haben? Oder bemüht man die alten Erfolge, weil man aktuell keine vorzuweisen hat?

Manchester City erfreut die Daten-Nerds...

und öffnet seine Datenbank mit allen Daten der abgelaufenen Premier League-Saison - Startschuss ist heute, 18 Uhr - hier geht's zur Datenbank.

Alles, Nichts, Oder...

heißt es für 10 Profis in dieser Saison, meint zumindest Chris Wright bei Who ate all the pies. Fernando Torres muss endlich die Erwartungen an der Stamford Bridge erfüllen - in dieser Saison umso mehr nach dem Abgang von Didier Drogba. Der inzwischen 32-jährige Michael Owen kann noch eine ordentliche Saison spielen, wenn ihn nicht wieder das Verletzungspech plagt und Tom Cleverley (23) muss bei Manchester United unter Beweis stellen, dass er der Schlüsselspieler ist, der Fergusons Mittelfeld wieder Leben einhaucht.

Forward line like 1999

Alex Ferguson sieht seine neue Sturmreihe mit van Persie, Kagawa, Welbeck, Rooney und Hernandez fast so stark wie 1999 als man mit Yorke, Cole, Sheringham und Solskjaer das Triple holte. Die BBC führt zum Vergleich auch die nackten Zahlen ins Feld.
Beim Independent sieht man im van Persie-Transfer Paralellen zum Cantona-Wechsel 1992 - es könnte ein ähnlicher Meilenstein sein und ManCity sollte gewarnt sein.

West Ham will umziehen...

und zwar ins 80.000 Zuschauer fassende Olympiastadion. In wenigen Wochen wird entschieden, welcher Bieter den Zuschlag bekommt. West Ham-Trainer Sam Allardyce ist davon überzeugt, dass ein Umzug den Verein zu einem ernsthaften Konkurrenten für die Großen der Liga machen könnte.

Donnerstag, 16. August 2012

Königstransfer - Blick auf die Insel - 16. August

van Persie wechselt...

zu Manchester United. Für dicke 24 Mio. Pfund hat man sich die Dienste des Niederländers gesichert. Der bisher größte Transfer der Sommerpause soll ein entscheidender Baustein sein, um sich den Meistertitel in dieser Saison von City zurückzuholen.
Und während sich die Konkurrenz verstärkt, bricht Arsenal, wie in den Vorjahren, ein Leistungsträger weg.
Manchester United sign Arsenal captain Robin van Persie for £24m in major coup for Alex Ferguson (Independent)

Aber beim van Persie-Wechsel ist etwas anders als bisher, merkt Jeremy Wilson vom Telegraph an. Bei Nasri, Cole und Adebayor war der schnöde Mammon Wechselgrund. Spieler wie Henry und Anelka wurden erst verkauft, als sie ihren Leistungszenit überschritten hatten und bei Fabregas gab es schon immer die Verbindung zu Barca. Der van Persie-Wechsel steht unter anderen Vorzeichen - Manchester ist, auch in Sachen Vereinsführung, ein direkter Konkurrent für Arsenal, van Persie ist in seinen besten Jahren und Wilson geht davon aus, dass er gewechselt ist, weil er einfach keine Chance sah, mit Arsenal Titel zu gewinnen.

Einige Arsenal-Anhänger verbrennen indes ihre van Persie-Trikots.

Boltons Fabrice Muamba beendet Karriere...

Nach einem Herzstillstand während eines Spiels im März, gab Fabrice Muamba gestern sein Karierreende bekannt - seine Ärzte hatten ihm dazu geraten. Bolton möchte Muamba weiterbeschäftigen und hat ihm gleich eine ganze Reihe von Jobs im Verein angeboten
Bolton offer retired Muamba a job

Portsmouths Jungspunde

Drittligist Portsmouth (2008 spielte man im UEFA-Cup noch gegen den AC Milan) geht mit einer arg jungen Mannschaft in die Saison. Neben Simon Eastwood im Tor (23) und Ashley Westwood (35) standen im League Cup gegen Plymouth ausschließlich Teenager auf dem Platz - man schied mit 0:3 gegen den Viertligisten aus.

Portsmouth forced to field trainees, youngsters and 11 debutants in Capital One cup defeat to Plymouth (Telegraph)

Nach dem Länderspielsieg gegen Italien...

hat Jacob Steinberg im Guardian SportBlog seine Erkenntnisse aus dem Spiel zusammengefasst: Das neu installierte 4-3-3 funktioniert besser als das bei der EM praktizierte 4-4-2 (zumindest gegen Italien), aber in der Defensive war man zu schwerfällig. Der 19-jährige Jack Butland, der Joe Hart vertrat, konnte im Tor überzeugen und es deutet sich an, das England für die nächsten Jahre frei von Torwartproblemen sein wird.

Mittwoch, 15. August 2012

Ungeliebtes Freundschaftsspiel - Blick auf die Insel - 15. August

England spielt heute in Bern gegen Italien...

Ein ungeliebtes Spiel, zu dem kaum ein Premier League Verein Spieler abstellen möchte. Neben Michael Carrick (der seit mehr als zwei Jahren kein Länderspiel bestritten hat) ist Frank Lampard einer der wenigen ganz großen Namen, die heute Abend auf dem Platz stehen.
Derzeit gehören die Sympathien der Briten eher der jungen Olympiaauswahl Großbritanniens als den Multimillionären der englischen Auswahl.
Lampards Meinung nach, kann man den Tagesbetrieb im Fußball aber nicht mit der Olympiade vergleichen - im Tagesgeschäft gebe fest verwurzelte Rivalitäten auf und neben dem Platz, die Atmosphäre sei eine komplett andere. Zwischen den Zeilen deutet er damit an, das die Fairness darunter eben manchmal leidet.
Lampard: Comparing England with Team GB is unfair (Independent)

Transferpoker um Robin van Persie

Arsenal und Manchester United scheinen sich einer Lösung zu nähern. Zunächst hatte ManU 12 Mio., später 15 Mio Pfund geboten - mit dem Verweis auf van Persies Alter (29) und seine dicke Krankenakte. Arsenal bestand auf seiner Forderung von 20 Mio. Pfund. Momentan deutet sich ein Kompromiss an.

Noch nicht ganz klar ist, wie die Fans reagieren, falls van Persie beim anstehenden Saisonauftakt in Highbury auf dem Platz stehen sollte - einige werden ihn mit Sicherheit als geldgierigen Nachfolger von Ashley Cole und Samir Nasri betrachten.
Arsenal and Manchester United making progress over Robin van Persie transfer (The Telegraph)


An dieser Stelle soll eine kleine, regelmäßige Presseschau zu englischsprachigen Zeitungen und Blogs entstehen - kurz, knackig und auf Deutsch. Anregungen, Kommentare? Her damit!



Donnerstag, 2. August 2012

Nach der EM - ich hole nochmal aus

Ich muss zunächst etwas ausholen. Im Juni 2006 hatte ich eine Art Aushilfsjob ergattert. Auf einem mittelgroßen Volksfest, das von einem Wurstfabrikanten ausgerichtet wurde, hatte ich am Freitagabend eine Schicht in einem Bierwagen vor mir. Nichts spektakuläres: Bestellung aufnehmen, Bier zapfen, Geld entgegen nehmen usw. Und dennoch gab es an diesem Abend mit Bratwurst, Bier und Schlagersternchen etwas Befremdliches. Es war Eröffnungsspiel und das wurde natürlich auf Großbildleinwand gezeigt. Das hatte ich so noch nicht erlebt, empfand es aber dem Anlass angemessen - schließlich wollte der Veranstalter nicht, dass alle Welt zu Hause vorm Fernseher sitzt, während seine Würste kalt wurden. Ich selbst konnte mir das Spiel nicht ansehen, da ich mich im hinteren Teil des Festgeländes befand, die Leinwand aber im vorderen.

Nach dem Spiel tröpfelten die “Fans” dann langsam in den hinteren Bereich. Absolut nicht angemessen fand ich das Auftreten vieler dieser Leute: Deutschland-Trikot - ok, aber Fahnen, Deutschland-Tatoos und Deutschland-Schlachtrufe? Was zum Teufel war hier bitte mit den Deutschen los. Der sonst eher weggeschlossene Nationalstolz brach sich hier mit aller Macht bahn - und das nach einem 4:2 gegen Costa Rica.

Woher kam das? Lag es allein an der Zeitung mit den vier großen Buchstaben? Ich konnte mich mit dem neuen Partypatriotismus nicht so recht anfreunden, war mir aber bewusst, dass es sich bei den Kostümierten nicht um verkappte Nationalsozialisten handelte. Und irgendwie konnte man 2006 auch niemandem einen Vorwurf machen - Deutschland wurde als gutgelaunter Gastgeber wahrgenommen, die Mannschaft holte Platz drei, Schweini, Poldi und die anderen feierten mit den Fans in Berlin und die Bild dankte “für die geile Zeit”.

Bei mir blieb trotz allem ein ungutes Gefühl. Plötzlich kamen einem die vergangenen, bereits erlebten Turniere vor, wie aus einer anderen Zeitrechnung. Noch zwei Jahre zuvor hatte man gefühlt allein vorm Fernseher gehockt und Wörns, Baumann und Co. (auch Topjoker Brdaric kam zum Einsatz) dabei zugeschaut, wie sie gegen Lettland ein 0:0 herausholten.

Ja, jeder, der sich für Fußball interessierte, schaute auch die großen Turniere. Das allgemeine, gesellschaftliche Interesse kam immer erst ab dem Halbfinale auf. Plötzlich interessierte sich jeder, also wirklich jeder, für Fußball und man kam sich ein bisschen so vor, als müsste man sich sein liebstes Spielzeug fortan mit dem minderbemittelten Nachbarskind teilen - an jedem Sieg klebte auch etwas schwarz-rot-geiler Sabber. [Keine Frage ich übertreibe an dieser Stelle, aber man muss ja auch mal ein bisschen polemisieren.]

Und es hat ja auch seine guten Seiten. Mit der steigenden allgemeinen Akzeptanz des Fußballs, ist es fast ein Ding der Unmöglichkeit geworden, ein Spiel zu verpassen. Überall laufen die Übertragungen und auf die Spielansetzungen wird bei der Vereinbarung von Terminen im Geschäftlichen, wie im Privaten immer mehr Rücksicht genommen...aber ich schweife ab. 

Auch 2008 und 2010 - zu EM und WM gab es die schwarz-rot-geile Party. Gut, gegen Spanien kann man schonmal Ausscheiden, 2008 war man zu Grün hinter den Ohren und 2010 schnitt man, so die landläufige Meinung, ordentlich ab, vor allem in Anbetracht der Panik vor der WM, die von Michael Ballacks Verletzung herrührte - ich kann mich noch genau an den Brennpunkt nach der Tagesschau erinnern - wo sonst Terroranschläge und Massenpaniken thematisiert wurden, befasste man sich plötzlich mit der Verletzung eines einzelnen Fußballers. Die Medien waren der Nationalmannschaft wohlgesonnen obwohl zwischendrin die Blamage drohte, war man am Ende trotzdem stolz auf die Jungs. Und es gab ja noch Perspektiven. Was waren die Spieler alle jung?

Die EM-Quali weckte dann große Erwartungen, ohne Niederlage und dann auch noch die Niederländer weggehauen - 2012 war man reif für den Titel. Wer sollte “uns” diesmal aufhalten? Die Spanier? Ha, die haben zwar ein gutes Team, aber, aber...jetzt sind wir einfach mal dran. Und dann fehlt denen auch noch dieser haarige aus der Abwehr, der da zuletzt das Tor gemacht hat und der einzige Stürmer (den man so kennt). Diesmal sind “wir” dran. Es folgten die üblichen, seit 2006 bekannten, Rituale: Flaggen und Spiegelschoner wurden hervorgeholt. Allerlei schwarz-rot-goldene Fanutensilien wurden auf den Markt geworfen (hier eine Sammlung des größten Sch...) und vor jeder Kneipe wurden die Hinweistafeln gleichgeschaltet: “Bei uns alle EM-Spiele live!”

Und es ging ja auch gut los - drei Siege in der Hammergruppe - wer soll uns denn stoppen? Darauf einen Autokorso. Dann noch schnell die Griechen weggeballert und schon standen “wir” im Halbfinale. Nur noch Italien rauswerfen und dann ist es fast geschafft. Dann sind wir dran. Doch es kam anders und unspektakulär. Zwei Fehler reichen und statt dem Durchmarsch ins Finale stand man mit leeren Händen da. Was denken “die” sich eigentlich? Enttäuschung, Frustration, Unverständnis, Wut. “Die haben es verkackt, die Luschen!”

Spätestens an diesem Punkt merkte man, worum es den meisten wirklich ging: Ums gewinnen, gewinnen, gewinnen und sich selbst feiern! Nichts anderes. Fußball, ESC, wasauchimmer, es geht ums gewinnen! Der Zweite ist der erste Verlierer usw. Nun ist das mit dem Gewinnen so eine Sache. Es gibt beim Fußball kein Drehbuch (wäre aber eine mögliche Option für kommende Turniere, Stichwort Weltregie). Spannung ist eher unerwünscht und das schwarz-rot-goldene Publikum darf nur in homöopathischen Dosen damit in Berührung kommen, bzw. spannend ist nur, was auch spektakulär ist - ein 0:0, das in die Verlängerung geht...laaangweilig! Wenn das eigene Team nicht mindestens zwei Tore vorn liegt, kann man einfach nicht in Ruhe feiern.

Wer selbst Fußball spielt oder regelmäßig interessiert Spiele verfolgt, der weiß, dass das Verlieren elementarer Bestandteil des Sports ist. Man lernt Niederlagen zu akzeptieren und sie als einen Teil des Ganzen zu begreifen. Ohne die vielen Niederlagen würde sich ein Sieg nie so wertvoll anfühlen. Wie hat es sich wohl für einen echten Fan des Klubs angefühlt, als man 2007 den Pokal holte und in Europa spielen durfte. Seit 1968 hatte man zuletzt etwas gewonnen - 39 Jahre titellos. Jemand, der sich wirklich für den Verein interessiert, die Auf- und Abstiege miterlebt hat, muss wohl eine ganz andere Form von Glück empfunden haben, als irgendein Opportunist, der gerade zufällig bei der Pokalfeier vorbeikam und Freibier abgriff. Beim Fußball gibt es nunmal kein Happyend und keine Garantie auf Erfolg.

Niederlagen einstecken ist einfach nicht massenkompatibel und macht keinen Spaß, wenn man sich nicht ernsthaft für ein Thema interessiert sondern nur mitfeiern will. Eine Niederlage der Nationalelf war für die EM nicht eingeplant. Es sollte durchgefeiert werden bis zum Finale. Stattdessen - Frustration, Enttäuschung und ein bisschen Wut.

Aber wer hat uns denn überhaupt diktiert, ob unser Abschneiden nun gut oder schlecht war, ob unsere Spieler Stars oder Pfeifen sind. Für mich stellt sich dann immer die Frage, ob unsere Medien die allgemeine Befindlichkeit der Deutschen nur wiedergeben, ob sie sie beeinflussen oder - speziell die Bild - für sich beanspruchen, sie zu diktieren. Noch nie habe ich vor einer EM/WM einen so einstimmigen Kanon aus den Medien vernommen: “Wir sind Favorit und holen den Titel.” Umso größer dann die Frustration in den Medien nach dem Ausscheiden. Zwischendrin wurde ein so großer Erwartungsdruck aufgebaut, dass sich ein gewisser Thomas M. aus M. sogar für den Titelgewinn geschämt hätte.

Haben die Medien den Deutschen gesagt, wie sie sich zu fühlen haben (und alle plappern es nach) oder nur die allgemeine Stimmung wiedergegeben? Das gleiche gilt für die Euphorie bei den vorherigen Turnieren. Wer hat sie geschürt und Sprüche geklopft? Und wer hat ihnen Gehör geschenkt und sein Auto beflaggt? Fragen über Fragen.