Worauf ich hinaus will? Just dort ging es um die Geschichte der Abseitsregel (ab 28:15) und ich bin irgendwie an dem Thema hängengeblieben. In den Anfängen gab es nur, die dem Rugby ähnliche Regel, dass der Ball nicht
Die Abseitsfalle wurde zu Beginn der 20er-Jahre sehr gern in England gespielt. Besondere Verdienste auf diesem Gebiet erwarben Frank Hudspeth und Bill McCracken von Newcastle United. Den beiden Außenverteidigern (in 20er-Jahren bestand die Verteidigung aus lediglich 2 Spielern) gelang es, eine beinahe narrensichere Abseitsfalle aufzustellen. Und die Gegner taten es ihnen gleich. Im Februar 1925 ermauerte sich Newcastle in Bury das sechste 0:0 der Saison und in ebendieser fielen pro Spiel im Schnitt nur noch 2,58 Tore - beides, für damalige Verhältnisse, dramatisch niedrige Werte. Nur zum Vergleich: In der Saison 2011/12 wurden in der Bundesliga im Schnitt 2,85 Tore geschossen.
Die Funktion der Abseitsfalle ist schnell erklärt: Die beiden Verteidiger spielten nahezu auf einer Linie fast auf Höhe der Mittellinie. Schnappte die Abseitsfalle mal nicht zu, gab es immer noch einen Verteidiger, der den Angreifer stellen konnte. Durch diese Spielweise fand das Spielgeschehen meist in schmalen Streifen links und rechts der Mittellinie statt - die Verteidiger rückten so weit wie möglich nach vorne auf. Mit kurzen Pässen und Dribblings versuchte die angreifende Mannschaft zum Erfolg zu kommen, aber das Spiel wurde immer wieder durch Abseitsstellungen unterbrochen, es fielen weniger Tore, die Zuschauerzahlen sanken.
Um das Spiel wieder attraktiver zu machen sah man Handlungsbedarf und erarbeitete zwei mögliche Lösungen für die Saison 1925/26:
Die Stürmer hatten wieder mehr Bewegungsfreiheit zwischen den Verteidigern, die Flügelspieler hatten mehr Raum und generell wurde die Größe des Spielfelds besser genutzt. Anstelle des Kurzpassspiels wurden öfter lange Bälle in die Räume zwischen den Verteidigern geschlagen. Einige Beobachter sahen diese Entwicklungen skeptisch und vermissten fußballerische Qualität. Der Erfolg gab jedoch der neuen Regel recht: In der folgenden Spielzeit stieg die Anzahl der erzielten Tore pro Spiel auf 3,69 und es kam zu einigen spektakulären, torreichen Ergebnissen. Das lag auch daran, dass sich die Mannschaften erst auf die neuen Gegebenheiten einstellen mussten und dabei so ihre Schwierigkeiten hatten - Arsenal schlug z.B. Ende September 1925 Leeds souverän mit 4:1 um wenige Tage später 0:7 gegen Newcastle zu verlieren. Die Attraktivität des Sports nahm wieder zu. Die Stadien füllten sich.
Bei eben genanntem Arsenal hatte gerade ein gewisser Herbert Chapman den Trainerposten übernommen. Die neue Abseitssregelung veranlasste ihn dazu, das bewährte Spielsystem zu überdenken - Chapman entwickelte die bekannte WM-Formation mit einem zusätzlichen dritten Verteidiger, der klassische Innenverteidiger war geboren. Es dauerte ein paar Jahre, bis sich Erfolge einstellten, dann aber richtig - von 1933-35 holte Arsenal bekanntermaßen 3 Meistertitel in Folge. Das WM-System wurde nach und nach zum Standard und noch viele Jahre praktiziert. Die nächste große Veränderung der Abseitsregel ließ bis 1990 auf sich warten: Ab der Saison 1990/91 war der Angreifer nicht mehr im Abseits, wenn er auf gleicher Höhe stand.
Wie sehr die Abseitsregel das Spiel in den 20er-Jahren beeinflusste, lässt sich eventuell noch in Comics von Tom Webster nachvollziehen, die zwischen 1923 und 1925 in der Daily Mail erschienen. Auf der Website des British Cartoon Archive sind diverse Comics in guter Qualität zu dem Thema zu finden. Zum Beispiel einer vom November 1923, in dem es um ein 1:1 von Arsenal geht - die ersten 20 Minuten scheinen die Teams damit verbracht zu haben, sich gegenseitig ins Abseits zu stellen. Oder dieser Comic vom Januar 1925 - im Spiel zwischen West Ham und Arsenal kam es zu 30 Abseitsstellungen. Nach der Regeländerung thematisierte Webster u.a. die absurd vielen Toren, die nun fielen oder die Torhüter, die nun plötzlich wieder gefordert waren.
Weiterlesen:
- die Anzahl der verteidigenden Spieler, die eine Abseitsstellung auslösen konnten, auf 2 zu verringern oder
- das Abseits nicht ab der Mittellinie sondern erst ab einer neuen Linie, die ca. 36 m (40 Yards) vorm Tor verlaufen sollte, zu pfeifen.
Die Stürmer hatten wieder mehr Bewegungsfreiheit zwischen den Verteidigern, die Flügelspieler hatten mehr Raum und generell wurde die Größe des Spielfelds besser genutzt. Anstelle des Kurzpassspiels wurden öfter lange Bälle in die Räume zwischen den Verteidigern geschlagen. Einige Beobachter sahen diese Entwicklungen skeptisch und vermissten fußballerische Qualität. Der Erfolg gab jedoch der neuen Regel recht: In der folgenden Spielzeit stieg die Anzahl der erzielten Tore pro Spiel auf 3,69 und es kam zu einigen spektakulären, torreichen Ergebnissen. Das lag auch daran, dass sich die Mannschaften erst auf die neuen Gegebenheiten einstellen mussten und dabei so ihre Schwierigkeiten hatten - Arsenal schlug z.B. Ende September 1925 Leeds souverän mit 4:1 um wenige Tage später 0:7 gegen Newcastle zu verlieren. Die Attraktivität des Sports nahm wieder zu. Die Stadien füllten sich.
Bei eben genanntem Arsenal hatte gerade ein gewisser Herbert Chapman den Trainerposten übernommen. Die neue Abseitssregelung veranlasste ihn dazu, das bewährte Spielsystem zu überdenken - Chapman entwickelte die bekannte WM-Formation mit einem zusätzlichen dritten Verteidiger, der klassische Innenverteidiger war geboren. Es dauerte ein paar Jahre, bis sich Erfolge einstellten, dann aber richtig - von 1933-35 holte Arsenal bekanntermaßen 3 Meistertitel in Folge. Das WM-System wurde nach und nach zum Standard und noch viele Jahre praktiziert. Die nächste große Veränderung der Abseitsregel ließ bis 1990 auf sich warten: Ab der Saison 1990/91 war der Angreifer nicht mehr im Abseits, wenn er auf gleicher Höhe stand.
Wie sehr die Abseitsregel das Spiel in den 20er-Jahren beeinflusste, lässt sich eventuell noch in Comics von Tom Webster nachvollziehen, die zwischen 1923 und 1925 in der Daily Mail erschienen. Auf der Website des British Cartoon Archive sind diverse Comics in guter Qualität zu dem Thema zu finden. Zum Beispiel einer vom November 1923, in dem es um ein 1:1 von Arsenal geht - die ersten 20 Minuten scheinen die Teams damit verbracht zu haben, sich gegenseitig ins Abseits zu stellen. Oder dieser Comic vom Januar 1925 - im Spiel zwischen West Ham und Arsenal kam es zu 30 Abseitsstellungen. Nach der Regeländerung thematisierte Webster u.a. die absurd vielen Toren, die nun fielen oder die Torhüter, die nun plötzlich wieder gefordert waren.
Weiterlesen:
- Eine ausführliche Geschicht der Abseitsregel gibt es hier.
- Einen kurzen Abriss liefert der Guardian.
- Hier sind der Anstieg der gefallenen Tore mit der neuen Abseitsregel sowie einige absurde Ergebnisse der Saison 1925/26 dokumentiert.
- Ein ganzes Kapitel aus Jonathan Wilsons "Inverting the Pyramid", das die Entstehung des dritten Verteidigers und den Lebenslauf von Herbert Chapman nachzeichnet, ist, warum auch immer, hier kostenfrei abrufbar.
Rückwärts Pässe waren verboten? Doch eher vorwärts, oder?
AntwortenLöschenda wurstelt man sich durch 150 Jahre Regelkunde und dann verwechselt man vorwärts und rückwärts - danke für den Hinweis, ist geändert
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