Anno dazumal hatte ich für ein Weilchen regelmäßig bei einer anderen Mannschaft im Exil trainieren dürfen. In meiner Erinnerung bekamen mir diese Trainingseinheiten sogar ziemlich gut. Der Trainingsplan war relativ konditionslastig und es gab keine Einheit, in der nicht mindestens für 30 Minuten diverse Spielzüge für Flügelangriffe einstudiert wurden:
“Du spielst den Ball nach außen und läufst sofort in der Mitte durch. X macht die Pralle zu Y, der den Ball außen lang spielt. Y läuft in die Mitte und verteidigt gegen dich. Auf dem Weg in die Mitte lauft ihr ab Kegel 1 rückwärts, ab Kegel 2 vorwärts, dann im Sprint zu Kegel Z. Y schlägt eine Flanke auf dich und du versuchst ein Tor zu erzielen.”
Oder so ähnlich. Bis bei einer solchen Übung jeder kapiert hat, was zu tun ist, vergeht eine Zeit, wie überhaupt immer mindestens ein Drittel der Trainingszeit mit “nicht wissen, was tun”, Schulterzucken und Bällen ins Nirgendwo vergeht. Hatte aber jeder halbwegs begriffen, wo er hinlaufen sollte, waren diese Übungen für mich Gold wert - bisschen Passspiel, die Linie runterwetzen und versuchen eine ordentliche Flanke zu schlagen, ist für einen Außenverteidiger in der Kreisklasse schon die Kür. Dieser einfache Spielzug, ein paar Mal ordentlich ausgeführt, kann einem einen Stammplatz auf Lebenszeit einbringen.
Mein damaliges regelmäßiges Training sorgte sogar für spürbare Verbesserungen. Ich wurde ballsicherer, laufstärker und führte oben beschriebenen Spielzug in einem Pflichtspiel vorbildlich aus, sodass ein Mannschaftskollege das Spielgerät mit einem wuchtigen Kopfball im Tor unterbringen konnte. Ein Moment höchster Glückseligkeit, bei dem ich mir einfach nur dachte: “das muss von außen unglaublich cool ausgesehen haben”. Und auch meine Mitspieler attestierten mir, dass ich meine Ü-40 Gegner wirklich alt aussehen ließ - eigentlich eine Selbstverständlichkeit.
Wieso ich mit dem Training einfach so aufhörte, kann ich heute nicht mehr ergründen. Wenn ich mich recht entsinne, ging ich nach der Winterpause einfach nicht mehr hin. Einerseits war ich null informiert, wann es wieder losgehen würde, was natürlich eine hanebüchene Ausrede war. Andererseits fiel es mir schwer mich “einfach so” wieder mit diesen mir weitestgehend Unbekannten, von denen ich gerade mal die Vornamen kannte, zu treffen. Als kontaktscheuer Einzelgänger, der am Waldrand aufgewachsen ist, stellte es für mich eine riesige Überwindung dar, die fremd gebliebenen Mitspieler auf dem Hartplatz nach dreimonatiger Unterbrechung wieder aufzusuchen.
Oder man bringt es einfach auf den Punkt und führt auch hier wieder meine ausgeprägte Lethargie an.
Der Freizeitkick auf Kunstrasen, dem ich unregelmäßig frönte, konnte auch nicht als Trainingseinheit gelten. Zum Einen der Unregelmäßigkeit wegen, zum Anderen aufgrund der laxen Grundeinstellung aller Beteiligten. Das Gebolze fiel in die Kategorie “nicht vergessen, wie ein Fußball aussieht”. Aber vielleicht war das Problem mit dem Freizeitkick auch ein psychologisches - er machte Spaß. Dabei weiß jeder, dass Training nie und unter gar keinen Umständen auch nur im Entferntesten Spaß machen darf, wenn es etwas bringen soll. Eine Verbesserung kann sich nur durch totale Verausgabung bis hin zur Selbstaufgabe einstellen. Nur eintönige, mechanisch über Stunden hinweg ausgeführte Übungen führen zu geschmeidigen Bewegungsabläufen und flüssigen Spielzügen. Nur wer Schmerz empfindet, kann den Triumph des Sieges voll auskosten. Oder so ähnlich.
Aufgrund solcher Gedanken erschien mir der Freizeitkick als ungeeignetes Trainingsformat. Es war nichts Zermürbendes, Selbstzerstörerisches oder Langweiliges daran. Damit musste etwas nicht stimmen. Das brachte mich auf die Idee meine vereinzelten Waldläufe in die Regelmäßigkeit zu überführen. Einigen Menschen macht das ja Spaß - stur irgendwo entlangrennen ohne Ziel nur um des Laufens willen. Entweder “an der frischen Luft”, wo es immer zu warm oder zu kalt und man allen Widrigkeiten des Wetters ausgesetzt ist. Oder auf dem Laufband im Fitnessstudio - dem Hamsterrad der Neuzeit. Zusammen mit anderen Fitnessfanatikern strampelt man sich auf der Stelle tretend im miefigen Körperkulttempel ab. Begafft wird man allerorten - im Fitnessstudio von den anderen Probanden und draußen von den normalen Menschen, die ihre Zeit für wichtigere Dinge benötigen als sinn- und ziellos herumzurennen.
Wer zwischen den Zeilen lesen kann, hat es vielleicht schon mitbekommen - Joggen ist nicht meine Lieblingsbeschäftigung, obwohl ich hier natürlich auch aus Spannungsgründen etwas dramatisiere. Trotz meiner Abneigung lief ich von Zeit zu Zeit ein Stückchen, weil ich alle anderen Arten der sportlichen Betätigung für mich ausschließen konnte.
Begünstigt wurde mein Entschluss zur regelmäßigen Lauferei durch mein neues Smartphone, auf dem ich eine der vielen Lauf-Apps installierte. Genau das Richtige für einen Zahlenfreund wie mich. Ich konnte sehen wo, wie lange, wann ich wie schnell gelaufen war. Das sorgte für einen kleinen Motivationsschub, der mich dazu brachte, tatsächlich öfter zu laufen. Mit den Zahlen im Blick hatte ich das Gefühl, dass das Umhergetrabe auch etwas bringen könnte - denn schließlich konnte ich anhand der sich stetig erhöhenden Durchschnittsgeschwindigkeit ablesen, dass sich eine Verbesserung einstellte. Innerhalb eines aus heutiger Sicht absurd kleinen Zeitfensters, hätte ich sogar, ohne rote Ohren zu bekommen, die Aussage treffen können: Ja ich “jogge” und es macht Spaß.
Das ging soweit, dass ich im Übermut unbekannte Wege einschlug, um meine Laufstrecke spontan zu verlängern: Gerade noch war ich an den letzten Häusern und einer Meute spielender Kinder vorbeigelaufen - nun stand ich bar jeder Orientierung mitten im Wald. Der Weg war immer schmaler geworden und nur noch ein Trampelpfad. Ich hatte mir vorgestellt, an einem mir bekannten Punkt wieder aus dem Wald herauszukommen, aber ich musste feststellen, dass hier gar nichts bekannt war. Den gleichen Weg wieder zurück zu juckeln, kam natürlich dennoch nicht in Frage - die persönliche Niederlage wäre zu groß gewesen. So irrte ich gut 30 Minuten mal mit mal ohne Weg so ungefähr in die Richtung von der ich dachte, sie könnte richtig sein.
Ohne an dieser Stelle übertreiben zu wollen - ein klein wenig Verzweiflung vermischt mit einer ordentlichen Portion Peinlichkeit stellte sich schon ein. Ich sah inzwischen vermutlich nicht mehr wie der locker-flockig vor sich hin hoppelnde Gute-Laune-Jogger aus, sondern eher wie ein ausgehungerter Waldschrat in dessen Wade sich ein Eichhörnchen verbissen, und der, sich von Käfern und Wurzeln ernährend, der Zivilisation abgeschworen hatte. Zumindest kam ich mir so vor.
Als ich den Wald verließ, fand ich mich in einem mir unbekannten Stadtteil wieder, aber zumindest ließ sich eine grobe Richtung erahnen, in die ich musste. Nach meiner fast 45-minütigen Odyssee vernahm ich wieder das Geschrei spielender Kinder. Das konnten sie sein! Und wenig später die Gewissheit. Ich war wieder am Ausgangspunkt meiner Laufstreckenoptimierungsmaßnahme. Ich würde also nicht im Wald übernachten und mich mit modrigem Laub zudecken müssen. Ich näherte mich der Kindergruppe und senkte meinen Blick. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie mir genau ansahen, was ich gerade gemacht hatte, obwohl sich natürlich keine Kleinnager in meiner Wade verbissen hatten. Woher wussten die das! Und woher wusste ich, dass sie es wussten. Das Geschrei verstummte und die Blicke saugten sich an mir fest. Ihr frechen kleinen Scheißer! Den Blick weiter nach unten beschleunigte ich meine Schritte, um möglichst schnell vorbeizukommen.
Dieses Erlebnis sensibilisierte mich zwar, was die spontane Änderung meiner Laustrecke anbetraf, rief aber keine posttraumatische Belastungsstörung hervor, sodass ich weiter meine Runden drehen konnte - mal morgens, mal abends. So spulte ich innerhalb kurzer Zeit mehrere Dutzend Kilometer ab und kam aus dem Muskelkater nicht mehr heraus. Ich lief immer irgendwas zwischen 3 und 5 Kilometern und versuchte, stetig schneller zu werden. Nun wird den Powerjoggern, Fitnesstrainern und sonstigen Experten unter den Lesern die geräucherte Makrele in den Kakao fallen. Sie werden fluchen, sich die Haare raufen und wutentbrannt schreien: Was ist das bitte für eine unkoordinierte Scheiße! Das ist doch kein Trainingsprogramm! Das ist strukturloser Firlefanz!
Dem kann ich natürlich vollumfänglich zustimmen. Ich hatte mich im Vorfeld meines Lauftrainings sehr wohl mit diversen Trainingsplänen, Ansätzen und Strategien zum “richtigen” Laufen auseinandergesetzt. Nur war ich nach der Lektüre der Ansicht, dass sich alle in gewisser Weise widersprachen und für meine Zwecke ungeeignet waren. Zeitlich war ich zu unflexibel, um mich an irgendwelche Pläne zu halten - außerdem waren die Ansätze meist langfristig angelegt und ich wollte schnell Erfolge bzw. ein besseres Gewissen. Ein sanfter Einstieg mit langsamer Steigerung, wie er oft propagiert wird, passte da gar nicht. Ich wollte Verausgabung und Atemnot! Und ich wollte sie jetzt! Denn nur das gab mir das Gefühl echten unangenehmen anstrengenden Trainings, das ich doch so dringend brauchte. Und so falsch konnte es ja nicht sein, einfach drauflos zu rennen - umbringen würde es mich schon nicht.
Rein psychologisch war das Laufen schon mal ein Erfolg. Ich hatte das Gefühl, etwas für meine Kondition zu tun und sie sukzessive zu verbessern. Vom Kopf her war ich schon in der Lage, die Außenlinie hoch und runter zu marschieren und dabei noch genug Luft für chirurgische Taklings und punktgenaue Flanken zu haben, die dann allesamt per Fallrückzieher im Dreiangel einschlagen würden. Oder so ähnlich. Ob sich das Training auch auf meine tatsächliche Physis ausgewirkt hatte, würde der nächste Spieltag zeigen. Ich war auf jeden Fall sehr gespannt auf das Zwischenergebnis und erhoffte mir eine spürbare Verbesserung.
Wieso ich mit dem Training einfach so aufhörte, kann ich heute nicht mehr ergründen. Wenn ich mich recht entsinne, ging ich nach der Winterpause einfach nicht mehr hin. Einerseits war ich null informiert, wann es wieder losgehen würde, was natürlich eine hanebüchene Ausrede war. Andererseits fiel es mir schwer mich “einfach so” wieder mit diesen mir weitestgehend Unbekannten, von denen ich gerade mal die Vornamen kannte, zu treffen. Als kontaktscheuer Einzelgänger, der am Waldrand aufgewachsen ist, stellte es für mich eine riesige Überwindung dar, die fremd gebliebenen Mitspieler auf dem Hartplatz nach dreimonatiger Unterbrechung wieder aufzusuchen.
Oder man bringt es einfach auf den Punkt und führt auch hier wieder meine ausgeprägte Lethargie an.
Der Freizeitkick auf Kunstrasen, dem ich unregelmäßig frönte, konnte auch nicht als Trainingseinheit gelten. Zum Einen der Unregelmäßigkeit wegen, zum Anderen aufgrund der laxen Grundeinstellung aller Beteiligten. Das Gebolze fiel in die Kategorie “nicht vergessen, wie ein Fußball aussieht”. Aber vielleicht war das Problem mit dem Freizeitkick auch ein psychologisches - er machte Spaß. Dabei weiß jeder, dass Training nie und unter gar keinen Umständen auch nur im Entferntesten Spaß machen darf, wenn es etwas bringen soll. Eine Verbesserung kann sich nur durch totale Verausgabung bis hin zur Selbstaufgabe einstellen. Nur eintönige, mechanisch über Stunden hinweg ausgeführte Übungen führen zu geschmeidigen Bewegungsabläufen und flüssigen Spielzügen. Nur wer Schmerz empfindet, kann den Triumph des Sieges voll auskosten. Oder so ähnlich.
Aufgrund solcher Gedanken erschien mir der Freizeitkick als ungeeignetes Trainingsformat. Es war nichts Zermürbendes, Selbstzerstörerisches oder Langweiliges daran. Damit musste etwas nicht stimmen. Das brachte mich auf die Idee meine vereinzelten Waldläufe in die Regelmäßigkeit zu überführen. Einigen Menschen macht das ja Spaß - stur irgendwo entlangrennen ohne Ziel nur um des Laufens willen. Entweder “an der frischen Luft”, wo es immer zu warm oder zu kalt und man allen Widrigkeiten des Wetters ausgesetzt ist. Oder auf dem Laufband im Fitnessstudio - dem Hamsterrad der Neuzeit. Zusammen mit anderen Fitnessfanatikern strampelt man sich auf der Stelle tretend im miefigen Körperkulttempel ab. Begafft wird man allerorten - im Fitnessstudio von den anderen Probanden und draußen von den normalen Menschen, die ihre Zeit für wichtigere Dinge benötigen als sinn- und ziellos herumzurennen.
Wer zwischen den Zeilen lesen kann, hat es vielleicht schon mitbekommen - Joggen ist nicht meine Lieblingsbeschäftigung, obwohl ich hier natürlich auch aus Spannungsgründen etwas dramatisiere. Trotz meiner Abneigung lief ich von Zeit zu Zeit ein Stückchen, weil ich alle anderen Arten der sportlichen Betätigung für mich ausschließen konnte.
Begünstigt wurde mein Entschluss zur regelmäßigen Lauferei durch mein neues Smartphone, auf dem ich eine der vielen Lauf-Apps installierte. Genau das Richtige für einen Zahlenfreund wie mich. Ich konnte sehen wo, wie lange, wann ich wie schnell gelaufen war. Das sorgte für einen kleinen Motivationsschub, der mich dazu brachte, tatsächlich öfter zu laufen. Mit den Zahlen im Blick hatte ich das Gefühl, dass das Umhergetrabe auch etwas bringen könnte - denn schließlich konnte ich anhand der sich stetig erhöhenden Durchschnittsgeschwindigkeit ablesen, dass sich eine Verbesserung einstellte. Innerhalb eines aus heutiger Sicht absurd kleinen Zeitfensters, hätte ich sogar, ohne rote Ohren zu bekommen, die Aussage treffen können: Ja ich “jogge” und es macht Spaß.
Das ging soweit, dass ich im Übermut unbekannte Wege einschlug, um meine Laufstrecke spontan zu verlängern: Gerade noch war ich an den letzten Häusern und einer Meute spielender Kinder vorbeigelaufen - nun stand ich bar jeder Orientierung mitten im Wald. Der Weg war immer schmaler geworden und nur noch ein Trampelpfad. Ich hatte mir vorgestellt, an einem mir bekannten Punkt wieder aus dem Wald herauszukommen, aber ich musste feststellen, dass hier gar nichts bekannt war. Den gleichen Weg wieder zurück zu juckeln, kam natürlich dennoch nicht in Frage - die persönliche Niederlage wäre zu groß gewesen. So irrte ich gut 30 Minuten mal mit mal ohne Weg so ungefähr in die Richtung von der ich dachte, sie könnte richtig sein.
Ohne an dieser Stelle übertreiben zu wollen - ein klein wenig Verzweiflung vermischt mit einer ordentlichen Portion Peinlichkeit stellte sich schon ein. Ich sah inzwischen vermutlich nicht mehr wie der locker-flockig vor sich hin hoppelnde Gute-Laune-Jogger aus, sondern eher wie ein ausgehungerter Waldschrat in dessen Wade sich ein Eichhörnchen verbissen, und der, sich von Käfern und Wurzeln ernährend, der Zivilisation abgeschworen hatte. Zumindest kam ich mir so vor.
Als ich den Wald verließ, fand ich mich in einem mir unbekannten Stadtteil wieder, aber zumindest ließ sich eine grobe Richtung erahnen, in die ich musste. Nach meiner fast 45-minütigen Odyssee vernahm ich wieder das Geschrei spielender Kinder. Das konnten sie sein! Und wenig später die Gewissheit. Ich war wieder am Ausgangspunkt meiner Laufstreckenoptimierungsmaßnahme. Ich würde also nicht im Wald übernachten und mich mit modrigem Laub zudecken müssen. Ich näherte mich der Kindergruppe und senkte meinen Blick. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie mir genau ansahen, was ich gerade gemacht hatte, obwohl sich natürlich keine Kleinnager in meiner Wade verbissen hatten. Woher wussten die das! Und woher wusste ich, dass sie es wussten. Das Geschrei verstummte und die Blicke saugten sich an mir fest. Ihr frechen kleinen Scheißer! Den Blick weiter nach unten beschleunigte ich meine Schritte, um möglichst schnell vorbeizukommen.
Dieses Erlebnis sensibilisierte mich zwar, was die spontane Änderung meiner Laustrecke anbetraf, rief aber keine posttraumatische Belastungsstörung hervor, sodass ich weiter meine Runden drehen konnte - mal morgens, mal abends. So spulte ich innerhalb kurzer Zeit mehrere Dutzend Kilometer ab und kam aus dem Muskelkater nicht mehr heraus. Ich lief immer irgendwas zwischen 3 und 5 Kilometern und versuchte, stetig schneller zu werden. Nun wird den Powerjoggern, Fitnesstrainern und sonstigen Experten unter den Lesern die geräucherte Makrele in den Kakao fallen. Sie werden fluchen, sich die Haare raufen und wutentbrannt schreien: Was ist das bitte für eine unkoordinierte Scheiße! Das ist doch kein Trainingsprogramm! Das ist strukturloser Firlefanz!
Dem kann ich natürlich vollumfänglich zustimmen. Ich hatte mich im Vorfeld meines Lauftrainings sehr wohl mit diversen Trainingsplänen, Ansätzen und Strategien zum “richtigen” Laufen auseinandergesetzt. Nur war ich nach der Lektüre der Ansicht, dass sich alle in gewisser Weise widersprachen und für meine Zwecke ungeeignet waren. Zeitlich war ich zu unflexibel, um mich an irgendwelche Pläne zu halten - außerdem waren die Ansätze meist langfristig angelegt und ich wollte schnell Erfolge bzw. ein besseres Gewissen. Ein sanfter Einstieg mit langsamer Steigerung, wie er oft propagiert wird, passte da gar nicht. Ich wollte Verausgabung und Atemnot! Und ich wollte sie jetzt! Denn nur das gab mir das Gefühl echten unangenehmen anstrengenden Trainings, das ich doch so dringend brauchte. Und so falsch konnte es ja nicht sein, einfach drauflos zu rennen - umbringen würde es mich schon nicht.
Rein psychologisch war das Laufen schon mal ein Erfolg. Ich hatte das Gefühl, etwas für meine Kondition zu tun und sie sukzessive zu verbessern. Vom Kopf her war ich schon in der Lage, die Außenlinie hoch und runter zu marschieren und dabei noch genug Luft für chirurgische Taklings und punktgenaue Flanken zu haben, die dann allesamt per Fallrückzieher im Dreiangel einschlagen würden. Oder so ähnlich. Ob sich das Training auch auf meine tatsächliche Physis ausgewirkt hatte, würde der nächste Spieltag zeigen. Ich war auf jeden Fall sehr gespannt auf das Zwischenergebnis und erhoffte mir eine spürbare Verbesserung.
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