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Freitag, 24. Mai 2013

Unumkehrbare Entwicklungen

In den letzten Wochen und Monaten ist es hier etwas ruhiger geworden. Nicht, das ich vorher ein Powerblogger gewesen wäre, aber momentan geht zwischen den Beiträgen einige Zeit ins Land.

Für die leichte Vernachlässigung dieses Blogs habe ich aber eine angemessene Ausrede. Im Februar freute ich mich über den neuen Stern am Fußballmagazinhimmel - OstDerby. In einer Rezension lobte ich das Heft über den grünen Klee. Nach etwas Überlegung war mein Entschluss gefasst: Ich wollte mittun bei diesem Magazin und sprach die Macher an, die sich wohlwollend zeigten. Seitdem fließt ein Teil meiner Zeit in das OstDerby-Magazin (und nicht mehr in dieses Blog). Ich stelle hier und da etwas online und durfte zur aktuellen Ausgabe einen Artikel beisteuern.

Das Blog an dieser Stelle werde ich auf jeden Fall weiter betreiben. Es liegen noch eine ganze Reihe von Textentwürfen und Ideen in der Schublade, die darauf warten, veröffentlicht zu werden.

Aber nochmal kurz zur neuen Ausgabe des OstDerby-Magazins, für das ich natürlich kurz die Werbetrommel rühren möchte. Wer sich einen Überblick über den Inhalt verschaffen möchte, dem wird hier geholfen.

In meinem Beitrag beleuchte ich die Pläne zu einer Ligareform in Osteuropa, bei der die Zusammenlegung der russischen und ukrainischen Liga im Raum steht. In erster Linie geht es dabei natürlich ums liebe Geld und die Wettbewerbsfähigkeit der Topklubs. Gestützt wird das Vorhaben von Gazprom, die, wie es der Zufall will, auch als Sponsor der UEFA auftreten. Die UEFA wiederum wäre es, die die Teilnehmer aus einer multinationalen Liga in ihren Wettbewerben dulden müsste. In meinem Text versuche ich, das Für und Wider sowie die verschiedenen Interessen zu erklären.

Bei meiner persönlichen Meinung zu den Reformplänen bin ich gespalten: Einerseits wäre das ein weiterer Schritt in Richtung Kommerzialisierung und Globalisierung des Sports. Ligen, die gewissermaßen fusionieren um noch mehr Umsatz zu erwirtschaften und eine stärkere Position am Fußballmarkt zu bekommen - genau so wie es die großen Unternehmen täglich in der Wirtschaft vormachen. Ein paar kleinere Vereine bleiben auf der Strecke und ein paar wenige große Klubs verschaffen sich eine bessere Ausgangsposition. Die nationale Identität und ein Stück Fußballtradition wird aufgegeben für größere Werbeeinnahmen und lukrativere Sponsoren.

Andererseits ist es vermutlich müßig, solche Reformpläne noch zu verteufeln. Die Kommerzialisierung des Fußballs ist längst vollzogen. Fußballvereine sind bereits Wirtschaftsunternehmen. Sie sind mancherorts beliebte Spekulationsobjekte mit Glamourfaktor, die von einem Investor zum nächsten weitergereicht werden und den Launen ihrer Geldgeber unterliegen. Wenn der Geldhahn zugedreht wird und die Geldgeber weiterziehen, folgt meist auch der sportliche Abstieg. Denn Nachhaltigkeit und gesundes Wachstum stehen schnellen Erfolgen im Weg. Diese Entwicklungen kann man bei einigen Vereinen in Europa beobachten. In kürzester Zeit werden aus durchschnittlichen Vereinen Champions League-Teilnehmer.

Die russisch-ukrainische Ligareform ist in diesem Zusammenhang ein Versuch, mit den Großen mitzuhalten und ein logischer Schritt, wenn man den Fußball auf Topniveau als Wirtschaftszweig betrachtet. Vermutlich ist sie auch nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen könnte. Wie oft schon hat man die Vertreter der westeuropäischen Vereine von einer europaweiten Superliga schwärmen hören - noch mehr Sponsoren, mehr Umsätze und keine Spiele mehr gegen Augsburg, Wigan und Konsorten.

In diese Richtung wird die Reise gehen - ob man sich nun darüber aufregt oder nicht. Die Macht der nationalen Verbände und der UEFA ist begrenzt. Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln lässt sich das Milliardengeschäft Fußball einfach nicht regulieren. Die echten Fans haben auch kaum mehr Einfluss auf die Vereine. Vorbei die Zeiten in denen die Klubs auf die Zuschauereinnahmen des harten Kerns angewiesen waren. Heute sind diese Leute nur noch hübsches Beiwerk im Fußballzirkus und werden als unterstützendes emotionales Element für das "Erlebnis Fußball" im Stadion geduldet - wenn sie nicht aufmucken. Viel wichtiger als die 40.000 im Stadion, sind die, die am Fernseher zuschauen - ganz egal wo auf der Welt, denn eine globale Marke lässt sich teurer verkaufen als ein regional verwurzelter Klub.

Ich schimpfe deshalb nicht über die Reformpläne in Osteuropa und sehe sie als Teil dieser Entwicklungen an, die sich weder aufhalten noch rückgängig machen lassen. Wer sich die besten Fußballer anschauen möchte, der wird wohl mit Kommerz und Globalisierung leben müssen. Ich für meinen Teil kann mich dennoch an Passstafetten, Dribblings und Toren in der Bundesliga, der Champions League und andernorts erfreuen.

Wer sich holprigen Rasen und regional verankerte Vereine zurückwünscht, der wird sich wohl oder übel ein paar Ligen tiefer umsehen müssen. Auch mir gefällt es, vom Eventcharakter größtenteils befreiten Fußball unterer Ligen zu sehen. Dessen speziellen Charme sucht man im modernen Hochleistungsfußball natürlich vergebens.



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